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Mit einer Ehrenpalme für die US-Schauspielerin Meryl Streep, der Grande Dame von Hollywood, hat am Dienstagabend das Filmfestival in Cannes begonnen. "Du hast unsere Art verändert, wie wir auf Frauen in der Kinowelt schauen", sagte die französische Schauspielerin Juliette Binoche sichtlich gerührt in ihrer Hommage. "Indem Du uns zum Lachen, zum Weinen und zum Träumen gebracht hast, hast Du Dir einen unauslöschlichen Platz in der Geschichte des Kinos verschafft", fügte sie hinzu.
Streep, die ein langärmeliges weißes Wickelkleid mit Schleppe trug, wurde vom Publikum mit lang anhaltendem Applaus begeistert gefeiert. "Als ich vor 35 Jahren das erste Mal in Cannes war und schon drei Kinder hatte, dachte ich, dass meine Karriere am Ende sei", sagte Streep, die etwa für "Jenseits von Afrika" und "Der Teufel trägt Prada" bekannt ist. Die 74-Jährige bedankte sich beim Publikum, "dass Sie sich an meinem Gesicht nicht so schnell satt gesehen haben".
Das Festival von Cannes sei eine "unglaubliche Chance", betonte die Schauspielerin Camille Cottin, die die Veranstaltung moderierte. "Die nächtlichen Begegnungen mit einflussreichen Männern in deren Hotelzimmern gehören heute nicht mehr zu Cannes", sagte sie in einer Anspielung auf die neu entfachte MeToo-Debatte.
Zu den Gästen, die beim Schaulaufen auf dem roten Teppich vor den in Smoking und Fliege gekleideten Fotografen posierten, zählten auch der deutsche Schauspieler Matthias Schweighöfer, das Model Heidi Klum in einem gebauschten roten Kleid und der Filmhund Messi, der als Maskottchen des diesjährigen Festivals gilt. Der französische Schauspieler Philippe Torreton zeigte sich mit einer gelben Schleife am Revers, einem Zeichen der Solidarität mit den israelischen Geiseln.
Kurz vor Beginn des Festivals hatten zahlreiche Prominente und Betroffene in Frankreich mangelnde Konsequenzen bei sexueller Gewalt angeprangert. "Trotz des Muts der Opfer wächst die Straflosigkeit", heißt es einem in der Zeitung "Le Monde" veröffentlichten Appell. Zu den Unterzeichnerinnen zählen die Schauspielerinnen Isabelle Adjani, Juliette Binoche und Judith Godrèche, die in Cannes einen Film über die #MeToo-Bewegung vorstellt.
"Es ist nicht akzeptabel, dass der Anteil der Verfahren, die eingestellt werden, 2022 bei 94 Prozent lag", heißt es darin. Das Leugnen der Öffentlichkeit schütze die Täter. Die Unterzeichnerinnen fordern eine Gesetzesreform, die die Straftat "Vergewaltigung" besser definiert, den Schutz der Opfer verbessert und spezialisierte Polizeieinheiten vorsieht.
Die Eröffnungsfeier am Abend gab den Startschuss für das zweiwöchige Festival an der Côte d'Azur. Als Eröffnungsfilm zeigte der französische Filmemacher Quentin Dupieux seine Komödie "Le deuxième Acte" mit Léa Seydoux und Vincent Lindon. Darin geht es auf humorvolle Weise auch um den Einfluss der Künstlichen Intelligenz in der Kinowelt - ein Thema, das zunehmend Aufmerksamkeit erhält.
Das politische Tagesgeschehen ist auf dem Festival in Filmen über den jungen Donald Trump, einen russischen Dichter im Exil oder den Kriegsalltag in der Ukraine präsent.
Dem in seiner Heimat zu einer Haftstrafe verurteilten iranischen Filmemacher Mohammad Rasoulof gelang kurz vor dem Festival die Ausreise aus dem Iran, wie er selber auf Instagram mitteilte. Er verließ den Iran vermutlich auf dem Landweg in die Türkei und könnte es noch zur Vorstellung seines Films nach Cannes schaffen.
Zu den 22 Filmen im Wettbewerb um die Goldene Palme zählen der Science-Fiction-Film "Megalopolis" von US-Altmeister Francis Ford Coppola und der britische Film "Bird" mit dem deutschen Schauspieler Franz Rogowski. Neu in Cannes ist in diesem Jahr ein Wettbewerb für sogenannte immersive Werke, die Techniken wie virtuelle Realität verwenden.
Ulrike KOLTERMANN / © Agence France-Presse
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Was sind die Filmfestspiele Cannes?
Die Filmfestspiele von Cannes, auch bekannt als Festival de Cannes, sind eines der bedeutendsten und prestigeträchtigsten Filmfestivals der Welt. Sie finden jährlich in Cannes, einer Stadt an der französischen Riviera, statt und gelten als zentrales Ereignis für die internationale Filmindustrie.
Geschichte
Das Festival wurde erstmals 1946 gegründet und hat sich seitdem zu einem der wichtigsten Treffpunkte für Filmemacher, Schauspieler, Produzenten und Filmkritiker entwickelt. Ursprünglich als Gegenveranstaltung zum Filmfestival von Venedig gedacht, bei dem politische Einflussnahme kritisiert wurde, sollte Cannes eine Plattform für künstlerische Freiheit und internationale Zusammenarbeit im Film sein.
Ablauf und Veranstaltungen
Das Festival dauert üblicherweise etwa zwei Wochen im Mai und zieht Tausende von Gästen aus der Filmindustrie und Medien an. Während des Festivals werden Filme aus aller Welt vorgestellt, die oft ihre Weltpremiere feiern. Neben den Filmvorführungen gibt es zahlreiche Interviews, Diskussionsrunden und natürlich die berühmten roten Teppiche, die für ihre glamourösen Modepräsentationen bekannt sind.
Wettbewerbe und Preise
Der prestigeträchtigste Preis bei den Filmfestspielen von Cannes ist die Palme d'Or (Goldene Palme), die an den besten Film im Hauptwettbewerb verliehen wird. Weitere wichtige Auszeichnungen umfassen den Grand Prix, den Preis für die beste Regie, die beste Schauspielerin, den besten Schauspieler und das beste Drehbuch. Es gibt auch einen Wettbewerb für Kurzfilme und die Sektion „Un Certain Regard“, die sich auf Filme konzentriert, die durch ihre originelle Erzählweise und Ästhetik auffallen.
Bedeutung und Einfluss
Die Filmfestspiele von Cannes sind nicht nur eine Plattform für die Vorführung und Anerkennung von Filmen, sondern auch ein wichtiger Markt, wo Deals gemacht, Filme verkauft und zukünftige Projekte angebahnt werden. Viele Filme, die in Cannes gezeigt werden, erhalten danach internationale Anerkennung und Verbreitung.
Kritik und Kontroversen
Trotz oder vielleicht gerade wegen seiner Bedeutung ist das Festival nicht frei von Kritik und Kontroversen. Dazu gehören Diskussionen über die Auswahl der Filme, die Repräsentation von Frauen und Minderheiten sowie die Art und Weise, wie das Festival auf politische und soziale Fragen reagiert.
Insgesamt bleiben die Filmfestspiele von Cannes ein zentrales Ereignis im internationalen Kulturkalender, das jährlich die Aufmerksamkeit von Filmbegeisterten weltweit auf sich zieht.
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