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Wehrpflicht auch für junge Frauen - Was braucht Deutschland?

Eva Högl, die Wehrbeauftragte des Bundestages (SPD), und der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) sprechen sich für eine Ausweitung der Wehrpflicht auf junge Frauen aus.

Bundeswehr

Högl betonte in einem Interview mit der "Augsburger Allgemeinen", dass es nicht mehr zeitgemäß sei, "nur junge Männer in den Blick zu nehmen". Günther unterstützt diese Ansicht und argumentiert, dass eine Wehrpflicht für Frauen in der heutigen Zeit der Gleichberechtigung eine Selbstverständlichkeit sei.

Beide Politiker streben jedoch nicht nach einer einfachen Wiedereinführung der alten Wehrpflicht. Högl erklärte, dass die gegenwärtige Debatte auf "neue Konzepte" und einen "gesamtgesellschaftlichen Ansatz" abzielen müsse. Die alte Wehrpflichtform sei überholt: "Die alte Form der Wehrpflicht gehört in die Geschichtsbücher." Sie betonte weiterhin die Wichtigkeit, dass die Bundeswehr sowohl Männer als auch Frauen benötige.

Günther sprach sich für eine temporäre Wehrpflicht aus, bis eine allgemeine Dienstpflicht eingeführt werden könne, die dann "auf eine neue Basis gestellt" werden solle. In der Diskussion stehen auch Modelle, die jungen Menschen die Wahl zwischen Diensten bei der Bundeswehr oder in zivilen Bereichen wie sozialen Einrichtungen, dem Naturschutz oder der Entwicklungshilfe lassen.

Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) hat ebenfalls das schwedische Modell erwähnt, das eine Musterung aller jungen Menschen vorsieht, jedoch stark auf Freiwilligkeit setzt.

Der ehemalige Wehrbeauftragte Hans-Peter Bartels sieht in der "Welt am Sonntag" die Wehrpflicht als unverzichtbar an. Seit ihrer Aussetzung 2011 kämpft die Bundeswehr mit einer hohen Anzahl unbesetzter Stellen, was aktuell etwa ein Zehntel der angestrebten Sollstärke von über 200.000 Soldaten betrifft. Er argumentiert, dass angesichts der aktuellen Sicherheitslage eine höhere Sollstärke nötig sei.

Dem widerspricht Bijan Djir-Sarai, Generalsekretär der FDP, der in der "Welt am Sonntag" argumentiert, dass die benötigten Ressourcen besser dazu verwendet werden sollten, die Freiwilligenarmee zu stärken und die Reservisten besser einzubinden. Eine Rückkehr zur Wehrpflicht könnte seiner Meinung nach hinderlich sein, um die Bundeswehr zur "modernsten und professionellsten Armee des Kontinents" zu entwickeln

Die Kritik an den vorgeschlagenen Maßnahmen umfasst sowohl praktische als auch ideologische Bedenken. Während die Gleichstellung der Geschlechter in der Wehrpflicht als fortschrittlich gelten kann, stellt sich die Frage, ob eine Ausweitung der Wehrpflicht die beste Methode ist, um die Herausforderungen, mit denen die Bundeswehr konfrontiert ist, effektiv zu adressieren. Die Betonung von Freiwilligkeit und individueller Wahl könnte eine flexiblere und modernere Lösung darstellen, die die Bedürfnisse der Streitkräfte besser erfüllt, ohne die Bevölkerung unnötig zu belasten.


Kommentar

Deutschland steht vor einer extremen Herausforderung, dem Agressor Russland, der uns wöchentlich mit atomarer Vernichtung droht.

In diesem Kontext ist es entscheidend, dass sich die Bundeswehr zu einer professionellen Armee entwickelt, die nicht nur gut ausgebildet, sondern auch bestens ausgerüstet ist. Die Fokussierung auf Schlagkraft und Effizienz sollte im Vordergrund stehen, nicht die Gleichstellung, nicht Geschlechterethik im Rahmen einer allgemeinen Wehrpflicht.

Eine modernisierte Bundeswehr erfordert hochqualifizierte und hochmotivierte Soldatinnen und Soldaten, die mit fortschrittlichen Waffensystemen und Technologien ausgestattet sind. Dies meint eine Drohnenarmee, eine Verteidigungsarmee, die zugleich abschreckend wirkt, obgleich eine Abschreckung in Todeszahlen in der Ukraine bislang nicht funktioniert.  Zusätzlich ist eine kontinuierliche Investition in die neueste Militärtechnologie erforderlich, um sicherzustellen, dass Deutschland in der Lage ist, auf jede Bedrohung eines skrupelosen Angreifers angemessen zu reagieren.

Anstatt Ressourcen in eine allgemeine Wehrpflicht zu investieren, die eine breite, aber möglicherweise weniger spezialisierte Truppenbasis schafft, sollte der Schwerpunkt auf der Bildung einer kleineren, aber hochspezialisierten Streitmacht liegen. Solch eine Strategie gewährleistet, dass die Bundeswehr nicht nur quantitativ, sondern vor allem qualitativ aufgestellt ist, um die Sicherheit und Verteidigung Deutschlands effektiv zu gewährleisten. 

Dieser Ansatz entspricht den Notwendigkeiten einer modernen Verteidigungspolitik, die weniger durch die Anzahl der Soldaten als durch deren Fähigkeiten und die verfügbare Technologie definiert wird.  Das Konzept "Konzept Wandel durch Handel" ist wohl endgültig gescheitert.

OZD