Autobesitzer unterschätzen einer Studie zufolge die Kosten des eigenen Fahrzeugs massiv - alternative Angebote wie der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) oder ein Elektroauto erscheinen daher weniger attraktiv. "Viele Verbraucher würden eher auf E-Autos oder ÖPNV setzen, wenn sie die wahren Kosten eines konventionellen Pkw stärker berücksichtigen würden", erklärte Studienautor Mark Andor vom Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung in Essen (RWI) am Donnerstag. Nötig seien bessere Informationen für Autobesitzer.
Unterschätzt werden vor allem der Wertverlust des Automobils, aber auch Fixkosten wie Steuern und Versicherungen sowie Reparaturkosten, wie die Studie ergab. Befragte bewerten demnach die Gesamtkosten des Autobesitzes um durchschnittlich 221 Euro pro Monat zu niedrig - das sind 52 Prozent der eigentlichen Kosten. Doch auch diejenigen, die sämtliche Kostenfaktoren berücksichtigten, schätzen diese immer noch um durchschnittlich 161 Euro beziehungsweise 35 Prozent zu niedrig ein. Die Kosten von Diesel oder Benzin dagegen bewerten die Verbraucher im Durchschnitt weitgehend korrekt.
Studienautor Andor forderte, Verbraucherschutz-Organisationen könnten gemeinsam mit staatlichen Institutionen dabei helfen, die Autobesitzer besser zu informieren. "Damit ließe sich auch ohne große zusätzliche Kosten für den Staat oder die Bürger ein signifikanter Schritt in Richtung einer nachhaltigen Verkehrswende machen."
Die Studie wurde gemeinsam vom RWI, der Universität Mannheim und der Yale Universität verfasst und von der Stiftung Mercator gefördert. Sie erschien am Donnerstag im Fachjournal "Nature". Sie basiert auf der repräsentativen Befragung deutscher Haushalte; knapp 5500 Autobesitzer gaben im Frühjahr 2018 Schätzungen zu ihren monatlichen Kosten der Pkw-Nutzung an. Die Daten zu Autopreisen und Betriebskosten stammen unter anderem vom ADAC.
Eine Hochrechnung der Forscher basierend auf vorhandenen Daten aus der Literatur ergab laut RWI, dass eine höhere Transparenz über die wahren Kosten des Autobesitzes im Optimalfall den Pkw-Besitz in Deutschland um bis zu 37 Prozent senken könnte. "Auf diese Weise würden 17,6 Millionen Autos von den Straßen verschwinden. CO2-Emissionen von 37 Millionen Tonnen pro Jahr könnten auf diesem Wege eingespart werden - das entspräche 4,3 Prozent der deutschen Gesamtemissionen oder 23 Prozent der Emissionen aus dem Transportsektor."
ilo/jm
© Agence France-Presse
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