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Staatsschutz ermittelt auf Sylt

Staatsschutz ermittelt nach rechtsextremistischen Gesängen in Nobelbar auf Sylt

Sylt  |  Faeser  |   Deutschland 

Die Polizei in Schleswig-Holstein ermittelt nach einem mutmaßlichen rechtsextremistischen Zwischenfall in einer Nobelbar auf der Nordseeinsel Sylt. Wie die Beamten am Freitag mitteilten, wurde ihnen ein entsprechendes Video des Geschehens am Donnerstagabend zugespielt. Darauf sei zu sehen, wie Menschen zu einem Lied die rechtsextremen Textzeilen "Deutschland den Deutschen, Ausländer raus" sängen. Ebenfalls dokumentiert sei, wie einer der Anwesenden den verbotenen Hitlergruß zeige.

Video (YouTube)

Das Geschehen ereignete sich nach den bisherigen Erkenntnissen mutmaßlich am vergangenen Wochenende bei einer Feier auf einer Außenterrasse einer Bar in Kampen, wie die Polizei in Flensburg erklärte. "Ersten Hinweisen auf beteiligte Personen wird seitens der Polizei nachgegangen." In dem Fall ermittelten der Staatsschutz und die Staatsanwaltschaft in Flensburg. Es gehe um Volksverhetzung und die Verwendung verfassungswidriger Kennzeichen.

Auch verschiedene Medien berichteten am Freitag über den Vorfall und das Video. Er ereignete sich demnach während des Abspielens des Songs "L'amour Toujours" des italienischen DJs Gigi D'Agostino. In den vergangenen Monaten hatte es schon mehrfach rechtsextremistische Zwischenfälle gegeben, bei denen Feierende dazu öffentlich den Text "Deutschland den Deutschen, Ausländer raus" sangen.

Die Bar selbst reagierte unter anderem auch auf ihrer Internetseite sowie im sozialen Netzwerk Instagram. "Wir distanzieren uns von jeder Art von Rassismus und Diskriminierung", hieß es dort. Sie seien "tief schockiert" über "dieses widerliche Verhalten", ergänzten die Betreiber auf Instagram. Es handle sich um "Nazis". Das traditionsreiche Lokal sei stolz auf die Vielfalt seiner Gäste.

In der Politik sorgte der Fall für Empörung bis hinauf in die Bundesregierung. "Solche Parolen sind eklig", sagte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) am Freitag vor Journalisten in Berlin. "Sie sind nicht akzeptabel." Diesbezüglich dürfe es "kein Vertun" geben.

Von einer "Schande für Deutschland" sprach Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD). "Was wir dort sehen, ist widerwärtig und menschenverachtend", erklärte sie. Gegenüber der Funke-Mediengruppe warnte sie zugleich vor einer "schleichenden Normalisierung" von Rassismus. Es sei wichtig, dass Täter "im Freundeskreis, bei der Arbeit, im Sport" auf deutlichen Widerspruch stießen.

Der Geschäftsführer der Bar sagte dem Sender Welt am Freitag, es habe sich um fünf Verdächtige gehandelt. Die Namen seien ihm inzwischen bekannt, diese hätten inzwischen Hausverbot. Darüber hinaus werde sein Unternehmen mögliche zivilrechtliche Schritte prüfen und das fragliche Lied künftig nicht mehr spielen, fügte er hinzu. Auch bei anderen Gastronomen wolle er dafür werben.

Zugleich verteidigte der Geschäftsführer seine Mitarbeitenden. Alle seien von dem Vorfall "schockiert". Es habe sich um eine große Veranstaltung mit 300 bis 400 Gästen gehandelt. Bis auf die fünf Verdächtigen hätten alle den normalen Text gesungen, die rechtsextremistischen Gesängen seien weder vom Barpersonal noch von den Securitykräften aus dem Lärm herausgehört worden.

Auch die schleswig-holsteinische Landesregierung reagierte entsetzt. Die Bilder von der Party "widern mich an", sagte Landesbildungsministerin Karin Prien (CDU) dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Sie sehe darin ein "Zeichen von Wohlstandsverwahrlosung". Sozialministerin Aminata Touré (Grüne) nannte das Geschehen gegenüber dem Redaktionsnetzwerk "widerwärtig und ekelhaft".

bro/cfm afp


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