Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius sieht aktuell kein erhöhtes Eskalationsrisiko durch die Atomwaffen-Drohungen von Russlands Präsident Wladimir Putin. "Wir dürfen uns nicht von jeder Äußerung von ihm ins Bockshorn jagen lassen", erklärte Pistorius am Freitag beim Treffen der nuklearen Planungsgruppe der Nato in Brüssel. Putin habe eine spezielle Art, diesen hybriden Krieg zu führen: "Mal droht er, mal lockt er, mal zeigt er sich irritiert, dann wieder aggressiv." Deutschland und die Nato müssten lernen, damit umzugehen und ihre Unterstützung für die Ukraine sowie ihre eigene Verteidigung und Abschreckung konsequent fortsetzen.
Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg betonte die Bedeutung der Anpassung der nuklearen Fähigkeiten an die aktuelle Sicherheitslage. Dabei verwies er auf die Modernisierung des US-Atomwaffenarsenals in Europa und die Ankündigung der Niederlande, F-35-Kampfjets für die nukleare Teilhabe bereitzuhalten. In Deutschland lagern US-Atombomben auf dem Fliegerhorst Büchel in der Eifel.
Pistorius unterstützte den Plan der Nato, die Waffenlieferungen an die Ukraine und die Ausbildung ukrainischer Soldaten besser zwischen den USA und den Europäern zu koordinieren. Damit könne die Unterstützung für Kiew noch effizienter gestaltet werden. Dieser Plan soll die Ukraine-Hilfen auch nach einem möglichen Wahlsieg von Donald Trump sichern, indem die Europäer mehr Verantwortung übernehmen.
Kommentar:
Pistorius' klare Haltung zu Putins Atomdrohungen ist erfrischend und stärkt das Rückgrat der Nato-Allianz. Seine Worte sind ein Aufruf zur Besonnenheit und Entschlossenheit in einer Zeit, in der es leicht wäre, sich von Drohungen einschüchtern zu lassen. Die Pläne zur besseren Koordination der Unterstützung für die Ukraine sind ein bedeutender Schritt, um die Effizienz und Wirksamkeit der Hilfe zu maximieren.
Obwohl Pistorius' Aussage beruhigend wirken soll, könnte sie auch als eine Unterbewertung der Bedrohung durch Putins Atomwaffenrhetorik interpretiert werden. In einer so heiklen Situation ist Vorsicht geboten, und es ist wichtig, dass die Nato und ihre Verbündeten nicht leichtsinnig auf potenzielle Risiken reagieren. Die fortgesetzte Betonung auf nukleare Abschreckung und militärische Unterstützung sollte durch diplomatische Bemühungen zur Deeskalation ergänzt werden.
ozd , bild AFP
Was ist ein Bockshorn?
"Bockshorn" ist ein alter Begriff, der in der Redewendung "sich ins Bockshorn jagen lassen" vorkommt. Diese Redewendung bedeutet, sich einschüchtern oder in die Irre führen zu lassen. Der Ursprung der Redewendung ist nicht eindeutig geklärt, aber sie geht möglicherweise auf das mittelalterliche Fangen von Böcken (männlichen Ziegen) zurück, die sich in Hörnern verhedderten oder in engen Gängen gefangen wurden, wo sie sich nicht mehr wehren konnten. Die Bedeutung ist, dass man sich nicht durch Drohungen oder Täuschungen verunsichern lassen sollte.
Alle Angaben ohne Gewähr.