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Putschversuch in Bolivien

Boliviens Präsident Luis Arce hat energisch bestritten, den vereitelten Putschversuch gegen sich selbst inszeniert zu haben.

"Wie soll man einen Putsch gegen sich selbst befehlen oder ausführen?", fragte er am Donnerstag (Ortszeit) bei seiner ersten Pressekonferenz seit dem Umsturzversuch. General Juan José Zúñiga habe aus eigenem Antrieb gehandelt. "Ich bin kein Politiker, der seine Popularität mit dem Blut des Volkes gewinnen wird", betonte Arce.

Zuvor hatte der wegen des Umsturzversuchs festgenommene und abgesetzte Heereschef Zúñiga behauptet, Präsident Arce habe ihn gebeten, den Aufstand zu inszenieren, um die eigenen Zustimmungswerte zu verbessern. Präsidentenberaterin Maria Nela Prada wies diese Darstellung als "absolut falsch" zurück.

Am Mittwoch waren Soldaten mit mehreren Panzern zum Präsidentenpalast vorgerückt. Heereschef Zúñiga erklärte, das Militär wolle die Demokratie "umstrukturieren", um sie zu einer "echten Demokratie" zu machen. Nach rund fünf Stunden zogen sich die Soldaten schließlich zurück, wie AFP-Reporter beobachteten.

Zúñiga wurde wenig später festgenommen und in ein Polizeifahrzeug gebracht, wie Aufnahmen des staatlichen Fernsehens zeigten. Zudem wurden 16 weitere mutmaßliche Beteiligte festgenommen, darunter Marinechef Juan Arnez Salvador. Ihnen drohen nun bis zu 20 Jahre Haft wegen Terrorismus und bewaffnetem Aufruhr. Ihre Posten wurden von Arce neu besetzt.

Laut Behördenangaben wurden 14 Zivilisten, die sich dem Putschversuch widersetzt hatten, durch Schrotmunition verletzt. Einige mussten laut Präsident Arce ins Krankenhaus eingeliefert und operiert werden.

Die politische Instabilität in Bolivien, zusätzlich verstärkt durch den Konflikt zwischen Präsident Arce und seinem ehemaligen Mentor, Ex-Präsident Evo Morales, verschärft die wirtschaftlichen Probleme des Landes. Bolivien kämpft in Folge der gesunkenen Gasproduktion mit erheblichen ökonomischen Herausforderungen. Die Inflation steigt, und die wirtschaftliche Unsicherheit belastet die Bevölkerung.

Der vereitelte Staatsstreich sei das "Symptom von wesentlicher und breiter Unzufriedenheit" im Land, sagte Gustavo Flores-Macías, Politikprofessor an der Cornell Universität im US-Bundesstaat New York, der Nachrichtenagentur AFP. Arces Regierung sei sehr geschwächt. Es bleibe abzuwarten, welche Dynamik die Unzufriedenheit in der Armee entwickele.

Inmitten dieser Krise bemüht sich Arce, das Vertrauen in seine Regierung wiederherzustellen und die Wirtschaft zu stabilisieren. Doch die Herausforderungen sind groß, und die Unsicherheit über die politische Zukunft des Landes bleibt bestehen. Die wirtschaftliche Lage wird durch die politische Instabilität weiter belastet, was die Aufgabe für Arce und seine Regierung noch schwieriger macht.


OZD / SD