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Wie gefährlich ist der aktuelle Hurrikan BERYL?

Der auf Kategorie 5 hochgestufte Hurrikan BERYL bedroht die karibischen Inseln. Ursache für diesen historischen Hurrikan sind ...

... die ungewöhnlich hohen Temperaturen im Atlantik. BERYL: Historischer Tropensturm der Kategorie 5 

7 Fragen zum Thema Hurrikane an Niklas Weise, Meteorologe bei WetterOnline

Der erste Hurrikan der Saison im Atlantik und der früheste seit Beginn der Aufzeichnungen hat im Südosten der Karibik schwere Verwüstungen angerichtet. 

In weniger als 24 Stunden entwickelte sich BERYL von einem Tropensturm zu einem Hurrikan der Kategorie 4 mit Windgeschwindigkeiten von 215 Kilometern pro Stunde. Mittlerweile ist er ein Hurrikan der Kategorie 5 mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 260 Kilometern pro Stunde. Der Hurrikan ist der früheste atlantische Hurrikan der Kategorien 4 und 5 seit Beginn der Aufzeichnungen und übertrifft damit den Hurrikan DENNIS, der am 8. Juli 2005 die Kategorie 4 erreicht hatte. 

1. Macht sich der Klimawandel auch bei Hurrikanen bemerkbar?

Niklas Weise: Weder BERYL noch andere Hurrikane sind eine direkte Folge des Klimawandels. Die Klimaerwärmung, die sich in den letzten Jahren beschleunigt hat, beeinflusst die tropischen Wirbelstürme allerdings ohne Zweifel. Denn im Zuge der Erwärmung ist die Temperatur der Oberflächengewässer seit 2023 deutlich angestiegen. Die wichtigste Zutat für die Entstehung von Hurrikanen ist eine Wassertemperatur von mindestens 26 Grad. Diese Voraussetzung bietet der außergewöhnlich warme Atlantik bereits heute. 

2. Was ist ein Hurrikan und wie entsteht er?

Niklas Weise: Ein Hurrikan ist ein tropischer Wirbelsturm, der vor allem im Spätsommer und Herbst über dem Nordatlantik entstehen kann. Die wichtigste Voraussetzung dafür ist, dass die Wassertemperatur dort mindestens 26 Grad Celsius beträgt. Über dem warmen Meer verdunsten dann große Mengen Wasser und steigen in die Atmosphäre auf. Dort bilden sich riesige Wolken. Gleichzeitig strömt von außen ständig Luft nach. Durch die Erdrotation werden diese Luftmassen in Rotation versetzt. So können innerhalb von Stunden bis Tagen riesige rotierende Wirbel entstehen. 

Hurrikane entwickeln ihre Energie durch Verdunstung und Kondensation von warmem Ozeanwasser. Treffen die Stürme auf Land, schwächen sie sich ab, weil trockenere Luft angesaugt wird und der Energienachschub versiegt. 

3. Wie stark kann ein Hurrikan werden?

Ab einer Windgeschwindigkeit von mindestens 118 Kilometern pro Stunde spricht man von einem Orkan. Schwere Stürme erreichen Windgeschwindigkeiten von bis zu 200 Kilometern pro Stunde. Ab einer Windgeschwindigkeit von 251 Kilometern pro Stunde spricht man von einem Hurrikan der höchsten Kategorie 5.  In besonders extremen Fällen können sogar Windgeschwindigkeiten von bis zu 350 Kilometern pro Stunde auftreten. 

4. Wie gefährlich ist der aktuelle Hurrikan BERYL?

Niklas Weise: BERYL ist seit dem 2. Juli ein Hurrikan der höchsten Kategorie 5. Er bewegt sich mit Windgeschwindigkeiten von 260 Kilometern pro Stunde in der Karibik. Da BERYL dort noch über sehr warme Meeresflächen zieht, kann der Sturm sogar noch zusätzliche Energie tanken. Wenn ein solcher Hurrikan auf Land trifft, ist er sehr zerstörerisch. Am Mittwoch trifft der Hurrikan voraussichtlich auf Jamaika.  

5. Kann ein Hurrikan wirklich „rasen“?

Niklas Weise: Nein, im Gegenteil. Ein Hurrikan bewegt sich sehr langsam. Das macht ihn so gefährlich! Durch die langanhaltende Windeinwirkung und die anhaltenden, sehr starken Regenfälle können die Verwüstungen vor Ort katastrophal sein. 

6. Das Auge des Hurrikans – Ist es dort wirklich sicher?

Niklas Weise: Nein! Das Auge des Hurrikans ist ein nur wenige Kilometer breiter Bereich im Zentrum des Sturms. Dort ist es fast windstill. Umgeben ist das Auge von einer mehrere Kilometer hohen Wolkenwand, der sogenannten Eyewall. In ihr toben gewaltige Stürme mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 350 Kilometern pro Stunde. Zieht der Hurrikan mit seinem Auge also auf eine Stadt zu, sind dort zunächst enorme Windgeschwindigkeiten mit zerstörerischer Kraft zu beobachten. Erreicht das Auge die Stadt, lässt der Wind plötzlich nach. Sobald aber der hintere Teil des Auges die Stadt passiert, geht das Inferno mit katastrophaler Wucht weiter. 

7. Können Hurrikane auch in Europa oder gar in Deutschland auftreten oder sind sie ein Fluch der Karibik?

Niklas Weise:  Hurrikane wandeln sich in der Regel nach und nach in für unsere Breiten normale Tiefdruckgebiete um. Grundsätzlich können also die Reste eines Hurrikans auch Europa und Deutschland erreichen, haben hier aber keine gefährlichen Auswirkungen mehr. 

Sehr selten schafft es ein atlantischer Hurrikan bis nach Südwesteuropa. Dies war beispielsweise 2005 der Fall, als der Hurrikan VINCE Spanien und Portugal traf. Neuere Forschungen lassen vermuten, dass aufgrund des Klimawandels das Risiko für die Entstehung solcher Wirbelstürme in Zukunft auch über dem Mittelmeer zunehmen wird. 

Bild: 

Hurrikan BERYL ist der früheste atlantische Hurrikan der Kategorien 4 und 5 seit Beginn der Aufzeichnungen und übertrifft damit Hurrikan DENNIS, der am 8. Juli 2005 die Kategorie 4 erreichte. BERYL liegt vor Jamaika, wie diese Grafik zeigt. 

Quelle: WetterOnline

WetterOnline