Wiebke Borgers und Christoph Salzig haben es auch zum siebten Mal wieder geschafft, ein erfolgreiches TEDx Event buchstäblich über die Bühne zu bringen. Das Motto des Abends, der im Großen Haus in Münsters Theater stattfand, lautete „Future to go?“. Damit wollte man gleichzeitig die Bequemlichkeit des Coffee to go und die Unbequemlichkeit des daraus entstandenen Wegwerfkapitalismus, der unser aller Zukunft gefährdet in Frage stellen oder gar verbinden.
Die insgesamt zwölf Speaker, die sorgfältig ausgewählt wurden und allesamt rhetorisch überzeugten, legten dieses Motto am Abend, der um 18 Uhr begann, völlig unterschiedlich aus. Es ging also nicht eintönig darum, wie manche bereits im Vorfeld augenrollend vermutet haben werden, eine militante, feministische Veganerin zu werden, die sich Greta Thunbergs Gesicht klimaneutral auf den Rücken tätowieren will, sondern es wurde ein breites Spektrum von greifbaren Ideen in einer ungewissen Zukunft vorgetragen.
So sprach der Niederländische e-Sportler Koen Schobbers über die Kindererziehung mit Gamern und appellierte an die Eltern. Die Ekuadorianerin Sara Espinoza stellte ihre Diplomarbeit vor, die von der sanfteren Krebstherapie mit Hilfe von Ultraviolettstrahlung (UV-C), die Nanopartikel bei einer Röntgenstrahlung abgeben, handelte. Und die Kamerunerin Bridget Fonkeu erzählte ihre unbequeme Lebensgeschichte, wie sie an die deutsche Universität kam, nicht etwa, ihren Abschlüssen entsprechend, als Dozentin, sondern als Klofrau. Mittlerweile ist sie glücklicherweise an der Uni Bochum angestellt und Mitglied der Silent University Ruhr, um auf diese Missstände hinzuweisen.
Die Münsteraner Klimaaktivistin Carla Reemtsma, die mit 21 Jahren gleichzeitig die jüngste Sprecherin war, beendete den Abend in der dritten Session und appellierte nicht nur an das Publikum, sondern auch daran, zu begreifen, dass ohne eine Veränderung des Systems, der Klimawandel nicht aufgehalten werden kann. Tobias Sudhoff hatte in der ersten Session eindrucksvoll einen Wandel durch eine zero-waste Lebensmittelproduktion vorgestellt, die durch gutes Kochen beginnt.
Die meisten Reden waren auf Englisch, was der Future auch angemessen erscheint, es gab aber ebenso simultan Übersetzer/innen. Citizen Science Enthusiast Thomas Bartoscheck beispielsweise, stellte seine senseBox, mit der ausdrücklich jeder/jede messen (zum Beispiel die Luftqualität), lernen und programmieren kann, auf Deutsch vor. Ebenso wie Max Volhard, der eine PET-Flasche entwickelt hat, die sich im Ozean unter UV-Strahlen auflöst und so die Meere unverschmutzt lässt. Und Max Kops will, ähnlich der Gesinnung von stadt40 und allen anderen Speakern des Abends, mehr power to the people ermöglichen, indem man als Einzelperson mit anderen Anteile, sogenannte security tokens, an Häusern oder Gemälden erwirbt, um so einer Inflation ausweichen zu können.
Abzüge in der B-Note gibt es nur für die Technik, die es leider nicht geschafft hat, Bilder und die Folien der einzelnen Speaker passend auf die Leinwand zu projizieren. Ebenso bebten Boden und Körper, als die lokale Band Seven Miles den Bass aufdrehte. Und auch wenn Sprecher wie David Middelbeck oder Johann Butting von der inklusiven und integrativen Zukunft der Bildung und Arbeit sprachen, so hieß es durchweg: Frontalunterricht bis 22:50 Uhr. Aber so sind sie eben, die TED Talks, Vorlesungen des kleinen Mannes.
Foto: Flo