Die Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele mit spektakulären Show-Einlagen bei strömendem Regen in Paris hat vor allem begeisterte Reaktionen, teilweise aber auch Kritik hervorgerufen. "Es war nass, einige Teile waren seltsam, die meisten waren schön und das Ganze war wirklich denkwürdig," kommentierte etwa der US-Sender CNN am Samstag die Veranstaltung vom Vorabend. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) besuchte nach seiner Teilnahme an der Eröffnungsfeier ein deutsch-französisches olympisches Jugendlager sowie deutsche Olympioniken.
Am Tag nach der Zeremonie überschlug sich die internationale Presse regelrecht vor Begeisterung: Die spanische Zeitung "El País" bezeichnete die Eröffnungsfeier als "kühnste Zeremonie seit Menschengedenken," der britische Sender BBC bewertete die Veranstaltung als "brillant (...) und bewegend" und die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" sprach von einer "Show für die Ewigkeit."
Die vierstündige Show im strömenden Regen brach in vielerlei Hinsicht mit der Tradition. So fand sie erstmals nicht in einem Stadion statt, sondern mitten im Zentrum von Paris auf und entlang der Seine. Mehr als 320.000 Menschen versammelten sich dort an den Flussufern und auf den Brücken, mehr als eine Milliarde Menschen verfolgen die Eröffnungszeremonie weltweit auf den Bildschirmen. Zu sehen waren Akrobaten und Tänzer, Filmeinlagen und Auftritte der Megastars Lady Gaga und Celine Dion.
Schließlich entzündeten zwei französische Sportlegenden, die Leichtathletin Marie-José Pérec und der Judoka Teddy Riner, gemeinsam die olympische Flamme in einer Feuerschale, die von einem Heißluftballon getragen in den Pariser Nachthimmel aufstieg.
Die Inszenierung des Regisseurs Thomas Jolly griff zahlreiche französische Wahrzeichen und Klischees auf und stellte das Thema Diversität ins Zentrum. Eine Filmeinlage inszenierte ein homosexuelles Paar, das sich in der frisch renovierten Nationalbibliothek näherkommt.
Ein Auftritt der malisch-französischen Sängerin Aya Nakamura mit einem Orchester der republikanischen Garde vor der Kulisse der Académie Française hatte im Vorfeld für rassistische Kommentare rechtspopulistischer Politiker gesorgt.
Die Eröffnungsfeier wandte sich auch der LGBTIQ+-Gemeinde zu. Dragqueens stellten das letzte Abendmahl nach. Dies sorgte national sowie international für Kritik. In Frankreich empörten sich vor allem Vertreter der extremen Rechten über den "Wokismus" einiger Show-Einlagen. Bischöfe beklagten eine "Verhöhnung und Verspottung des Christentums." Nach Ansicht von Ungarns Regierungschef Viktor Orban veranschaulichte die Eröffnungsfeier einen "moralischen Verfall des Westens."
Das von den Olympischen Spielen ausgeschlossene Russland stufte den Eröffnungstag in Paris insgesamt als "massive Niederlage" ein. Die russische Außenamtssprecherin Maria Sacharowa verwies bei Telegram auf einen "Zusammenbruch des Verkehrs" und spielte damit darauf an, dass am Freitag Sabotage-Akte an Glasfaserkabeln weite Teile des französischen Bahnverkehrs lahmgelegt hatten.
Die Auswirkungen der Sabotage-Akte, deren Verursacher vorerst nicht identifiziert werden konnten, beeinträchtigten auch am Samstag noch zahlreiche Passagiere. In Nord-, West- und Ostfrankreich fiel fast ein Drittel der Züge aus. Etwa ein Viertel der Eurostar-Verbindungen zwischen London und Paris wurde abgesagt. Im Osten des Landes hatte sich die Lage hingegen normalisiert, auch der Bahnverkehr zwischen Frankreich und Deutschland lief wieder weitgehend wie gewohnt.
Der Chef der nationalen Eisenbahngesellschaft SNCF Jean-Pierre Farandou erklärte, dass am Montag alle Züge wieder wie gewohnt fahren würden. Nach Angaben aus dem Verkehrsministerium waren 160.000 der 800.000 Menschen, die an diesem Wochenende mit der Bahn fahren wollten, von Zugausfällen betroffen.
Während der Eröffnungsfeier waren etwa 45.000 Sicherheitskräfte und 15.000 Soldaten im Einsatz. Auf einer Ehrentribüne gegenüber des Eiffelturms befanden sich etwa 85 Staats- und Regierungschefs und zahlreiche weitere Ehrengäste. Auch Scholz verfolgte die Eröffnungsfeier - im Regenmantel - auf einem nicht überdachten Sitz, bis Frankreichs Präsident Emmanuel Macron ihn zu sich unter das Regendach bat.
Der Kanzler lobte die Eröffnungsfeier am Samstag bei seinem Besuch bei deutschen Sportlerinnen und Sportlern im olympischen Dorf als "sehr bewegend." Es sei "sehr beeindruckend, wie das vorbereitet ist."
Zuvor hatte Scholz deutsche und französische Jugendliche im Deutschen Haus, der Begegnungsstätte für deutsche Olympiateilnehmer und -besucher, getroffen. "Sport verbindet. Das habe ich heute gespürt," schrieb Scholz anschließend im Onlinedienst X und bedankte sich bei Frankreich für die Gastfreundschaft.
Die deutsche Innen- und Sportministerin Nancy Faeser (SPD) sagte in Paris über die Eröffnungsfeier, es sei "phänomenal, was Frankreich dort auf die Beine gestellt hat." Dies habe auch Standards gesetzt für Deutschlands Bewerbung zur Austragung der Olympischen Sommerspiele 2040. ozd
Kommentar:Olympische Eröffnungsfeier: Eine Show der Extreme und Emotionen
Die Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Paris war nicht nur eine Show, sondern ein Spiegelbild der Gesellschaft. Sie zeigte, wie weit der Sport die Themen Diversität und Inklusion tragen kann, stieß aber auch auf heftige Kritik. Der Mut, traditionelle Grenzen zu überschreiten, und die Bereitschaft, soziale Themen in den Mittelpunkt zu stellen, verdienen Respekt. Doch gleichzeitig müssen wir die Frage stellen, ob jede Provokation notwendig war. Die Diskussionen, die diese Feier entfacht hat, zeigen, dass Olympia mehr ist als nur Sport – es ist ein globales Forum, in dem gesellschaftliche Themen auf die größte Bühne der Welt gebracht werden.Die OZD-Prognose: Die beeindruckende und kontrovers diskutierte
Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Paris wird die kommenden
Wochen der Spiele prägen. Trotz der Kritik an einigen Aspekten der Show
wird die Veranstaltung die Athleten und Zuschauer gleichermaßen
inspirieren. Die Sicherheitsvorkehrungen bleiben hoch, und die
Auswirkungen der Sabotageakte werden in den nächsten Tagen noch spürbar
sein, doch die Spiele werden fortgesetzt und die Athleten werden ihr
Bestes geben. ozd
Wer ist Thomas Jolly?
Thomas Jolly ist ein französischer Theaterregisseur und Schauspieler. Er ist bekannt für seine innovativen Inszenierungen und wurde für die Regie der Eröffnungs- und Schlusszeremonien der Olympischen Spiele 2024 in Paris ausgewählt. Weitere Informationen finden Sie auf der offiziellen Website.
Wer ist Marie-José Pérec?
Marie-José Pérec ist eine ehemalige französische Leichtathletin und mehrfache Olympiasiegerin. Sie gewann Goldmedaillen über 200 und 400 Meter und gilt als eine der erfolgreichsten Athletinnen Frankreichs. Weitere Informationen finden Sie auf der offiziellen Website.
Wer ist Teddy Riner?
Teddy Riner ist ein französischer Judoka und mehrfacher Olympiasieger. Er gilt als einer der besten Judokas der Welt und hat zahlreiche Weltmeistertitel gewonnen. Weitere Informationen finden Sie auf der offiziellen Website.
Was ist das Deutsche Haus?
Das Deutsche Haus ist die offizielle Begegnungsstätte für deutsche Olympiateilnehmer und -besucher während der Olympischen Spiele. Es dient als Treffpunkt und Kommunikationszentrum für Athleten, Trainer, Sponsoren und Medienvertreter. Weitere Informationen finden Sie auf der offiziellen Website.
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