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Olympia: Deutsches Vielseitigkeitsteam brilliert in der Dressur und sichert Platz zwei

Michael Jung als bester Deutscher auch in der Einzelwertung Zweiter

Darauf haben die Sportler weltweit seit drei Jahren hingefiebert: die Olympischen Spielen in Paris 2024. Für den Pferdesport ging es direkt am ersten offiziellen Wettkampftag los mit der Dressur der Vielseitigkeitsreiter. Die deutsche Mannschaft mit Julia Krajewski (Warendorf) mit Nickel, Christoph Wahler (Bad Bevensen) mit Carjatan S konnte sich dabei nicht zuletzt dank der herausragenden Performance von Schlussreiter Michael Jung (Horn) mit Chipmunk FRH eine gute Ausgangsposition verschaffen. Mit insgesamt 74,1 Minuspunkten mussten die Deutschen lediglich den Briten den Vortritt lassen, die nur 66,7 Minuspunkte sammelten. Auf dem dritten Platz rangiert nach Tag eins die viel bejubelte Mannschaft von Gastgeber Frankreich mit 81,2 Minuspunkten. Allerdings folgt nun erst einmal am morgigen Sonntag der Geländeritt durch den Schlosspark von Versailles, der unisono von allen als einer der schönsten Kurse weltweit bezeichnet wird.


Da das deutsche Team den Startplatz eins gelost hatte, war Julia Krajewski mit Nickel auch gleich die erste Starterin. Der Fanfarenbläser, der die Reiterspiele eröffnete, war noch nicht ganz fertig, da wurde Krajewski schon ins Stadion gelassen. Glücklicherweise behielt der Holsteiner die Nerven, ebenso wie seine Reiterin, als zwar die Glocke schon ertönte, aber der Countdown-Zähler noch nicht ansprang. 45 Sekunden Zeit haben Pferd und Reiter normalerweise zwischen Klingeln und Einreiten. „Ich hatte mir das genau ausgetüftelt“, sagte Krajewski später. „Und dann kam ich gerade so herum und rein. Ich glaube, da war die Richterin schneller als das Organisationsteam. Aber dann dachte ich mir, los jetzt, ist jetzt egal.“ Die richtige Entscheidung, denn den beiden gelang im entscheidenden Moment eine persönliche Bestleitung: 26,9 Minuspunkte – „Die sind so als erster Starter schon ganz solide“, sagte Krajewski und lobte ihr Pferd: „Er will ja immer alles richtig machen. Selbst wenn er sich mal nicht ganz sicher ist, wie in der Ecke bei C, da hat er ein bisschen reingeluschert. Aber machte trotzdem den Wechsel gut und hört trotzdem auf mich, was ganz ganz viel wert ist.“ 

Auf Krajewski folgte als zweiter deutscher Starter Christoph Wahler. Seine Vorstellung von Carjatan S ließ sich glanzvoll an, nur im Mittelschritt wollte der Schimmel plötzlich los. „Ich kenne das Pferd jetzt so lange und es kann mal passieren. Ich kann es auch in dem Moment nicht ändern. Ich habe aufgehört mir Vorwürfe zu machen, wenn es passiert. Er war hier die ganzen Tage ultra entspannt." Er sei auch während der restlichen Aufgabe weitgehend bei ihm gewesen: Nur manchmal ist er halt ‚fröhlich‘“, sagte Wahler, der seinen ersten Auftritt bei OIympischen Spielen mit 29,4 Minuspunkten abschloss. "Ich würde sagen, mit 29 Punkten geht die Welt nicht unter, das ist alles im Rahmen. Wenn du hier gewinnen willst, muss du besser sein, glaube ich. Das ist mir jetzt nicht gelungen, aber als Mannschaft stehen wir immer noch gut da und wir haben alle Chancen der Welt. Und ich glaube, wir haben den weltbesten Reiter, den es gibt, in unseren Reihen und der war noch nicht dran. Also heißt es, man muss erstmal abwarten",

Das Warten lohnte sich tatsächlich, denn Michael Jung und der Hannoveraner Chipmunk FRH wurden ihrer Favoritenrolle gerecht. Mit einer gemeinsamen Bestleistung von 17,8 Minuspunkten blieb das Paar lediglich Hunderstel hinter der bis zuletzt führenden Mannschaftsolympiasiegerin und -europameisterin Laura Collett aus Großbritannien (17,5 Minuspunkte). "Chipmunk war fantastisch zu reiten heute, er war so bei mir, so kraftvoll, hat sich groß gemacht und trotzdem so eine Ruhe ausgestrahlt, das war fantastisch. Das Ergebnis und das Gefühl sind ja immer etwas unterschiedlich, aber ich bin sehr zufrieden und sehr happy, wie er gegangen ist“, sagte Jung. 

Mit der Dressur hat die Vielseitigkeit aber gerade erst ihren Anfang genommen. Am morgigen Sonntag geht es für Pferde und Reiter auf den Geländeritt, wo sie auf 5.149 Metern 28 Hindernisse erwarten. Zu der meistgestellten Frage des Tages gehörte die nach dem Geläuf, denn wie schon bei der Eröffnungsfeier zeigte sich das Wetter am ersten Wettkampftag nicht von der besten Seite. Definitiv beantworten konnte die Frage aber keiner, denn bisher hat noch niemand die Strecke unter solchen Bedingungen getestet. „Vom Gefühl her glaube ich, dass der Boden ziemlich perfekt wird. Am Anfang, wo ich abgelaufen bin, war er schon an manchen Stellen noch hart. Ich glaube, dass der Regen dem Boden gut getan hat. Wie die Struktur unter der Oberfläche ist, weiß ich natürlich nicht. Hier sind ja noch nicht so viele Pferde durch den Park galoppiert, insofern wird das ein bisschen Überraschung – aber es ist ja für alle gleich. Aber ich bin sehr zuversichtlich, dass es eine fantastische Prüfung wird morgen“, sagte Michael Jung. 

fn-press