Der russische Oppositionelle Wladimir Kara-Mursa dankte nach seiner Freilassung im Rahmen des größten Gefangenenaustauschs zwischen Russland und dem Westen seit dem Kalten Krieg Kanzler Olaf Scholz (SPD) und den Deutschen. "Es war keine einfache Entscheidung für Bundeskanzler Scholz," sagte Kara-Mursa am Freitag bei einer Pressekonferenz in Bonn mit weiteren Freigekommenen. Wichtiger Bestandteil der Vereinbarung mit Russland war die Freilassung des sogenannten Tiergarten-Mörders Vadim Krasikow aus deutscher Haft.
"Gestern wurden 16 Menschenleben gerettet," hob Kara-Mursa hervor. "Ich glaube nicht, dass es auf der Welt etwas Wichtigeres gibt." Der 42-Jährige fügte hinzu, er wolle "allen Menschen in Deutschland danken, die sich für die Befreiung der politischen Gefangenen eingesetzt haben und es weiter tun."
"Ich fühle mich wie im Film: Gestern war ich noch in Haft, und heute bin ich am schönen Ufer des Rheins in Bonn," beschrieb Kara-Mursa seinen Gefühlszustand nach seiner Freilassung am Donnerstag. "Das ist alles sehr surreal." Dabei sei er sicher gewesen, dass er "in Putins Gefängnis sterben und meine Familie nie wiedersehen würde."
Zugleich machte Kara-Mursa deutlich, dass er seinen Widerstand gegen den russischen Staatschef Wladimir Putin fortsetzt. Der Kreml-Chef sei "ein Diktator, ein Usurpator und ein Mörder," der unter anderem für den Tod von Kreml-Kritiker Alexej Nawalny in russischer Lagerhaft sowie für den Tod zahlreicher ukrainischer Kinder verantwortlich sei.
Als er in das Flugzeug nach Ankara gestiegen sei, habe ihm einer der Mitarbeiter des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB, der den Gefangenenaustausch begleitete, gesagt, er sehe nun seine Heimat zum letzten Mal. Er habe ihm entgegnet: "Wir werden alle nach Russland zurückkehren. Der Tag wird kommen, an dem Russland frei sein wird - ein normales Land, ein zivilisiertes Land, ein europäisches Land." Daran habe er "überhaupt keine Zweifel," sagte Kara-Mursa.
Russland und sein Verbündeter Belarus sowie auf der anderen Seite Deutschland, die USA und drei weitere NATO-Staaten hatten den Gefangenenaustausch am Donnerstagnachmittag in der türkischen Hauptstadt Ankara vollzogen. Russland ließ 15 Inhaftierte frei, unter ihnen vier Gefangene mit deutschem Pass. Auch die Freilassung eines in Belarus zunächst zum Tode verurteilten und später begnadigten Deutschen konnte erreicht werden. Nach russischen Angaben wurden im Gegenzug acht russische Häftlinge und zwei Minderjährige nach Russland ausgeflogen.
Die russischen Behörden hatten Kara-Mursa im April 2022 inhaftiert, nachdem er in einer Rede in den USA Russland "Kriegsverbrechen" gegen die Ukraine vorgeworfen hatte. Im April 2023 wurde er zu 25 Jahren Haft verurteilt. Es war eine der längsten Haftstrafen, die je gegen einen Kritiker von Kreml-Chef Wladimir Putin verhängt worden war.
Der 42-Jährige leidet unter einer Erkrankung des Nervensystems. Nach seinen Angaben handelt es sich dabei um die Folgen von mehreren Giftanschlägen. Recherchen von Medien wie "Der Spiegel" und "Bellingcat"*stützen Kara-Mursas Vergiftungsvorwürfe.
OZD
Kommentar: Kara-Mursa- Ein Held im Schatten Putins
Wladimir Kara-Mursa hat durch seine mutigen Worte und Taten beeindruckt. Seine Freilassung ist ein Hoffnungsschimmer, doch der Preis war hoch: die Freiheit eines verurteilten Mörders. Was sagt das über die geopolitischen Zwänge aus, in denen wir uns befinden?
Putins Regime zeigt einmal mehr seine Brutalität und den verzweifelten Griff nach Macht.
Deutschlands Rolle in dieser Geschichte ist zweischneidig. Kanzler Scholz hat Mut bewiesen, aber der moralische Kompromiss hinterlässt einen bitteren Nachgeschmack. Was wird aus Russland? Kara-Mursa bleibt ein Symbol des Widerstands, doch sein Kampf ist längst nicht vorbei. Der Westen muss seine Unterstützung fortsetzen, wenn er echte Veränderungen sehen will.
Die Prognose:
In den kommenden Wochen wird es vermehrt Diskussionen über die Bedingungen des Gefangenenaustauschs und die Rolle Deutschlands geben. Möglicherweise wird Kara-Mursa weiter gegen das Putin-Regime kämpfen, nun mit neuer internationaler Unterstützung. OZD
Biographien und Erklärungen:
Wer ist Wladimir Kara-Mursa?
Wladimir Kara-Mursa ist ein russischer Oppositioneller und Kreml-Kritiker. Bekannt wurde er durch seine vehemente Kritik an Wladimir Putin und seine Aufrufe zur Demokratisierung Russlands. Kara-Mursa hat mehrfach Giftanschläge überlebt und leidet unter den gesundheitlichen Folgen. Er wurde 2022 inhaftiert und 2023 zu 25 Jahren Haft verurteilt.
Offizielle Website: [Wladimir Kara-Mursa](https://www.karamursa.com)
Was ist der FSB?
Der FSB (Föderaler Sicherheitsdienst der Russischen Föderation) ist der Inlandsgeheimdienst Russlands, der für Spionageabwehr, Terrorismusbekämpfung und den Schutz der Verfassung zuständig ist. Er ist der Nachfolger des sowjetischen KGB und spielt eine zentrale Rolle in der inneren Sicherheit Russlands.
Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/F%C3%B6deraler_Sicherheitsdienst
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