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Schwarzblauer Ölkäfer gesucht

Biologen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) und der Käferspezialist Dr. Johannes Lückmann bitten die Bevölkerung um Mithilfe.


Münster - (lwl) -  Gesucht wird das Insekt des Jahres 2020 - der Schwarzblaue Ölkäfer (Meloe proscarabaeus L., 1758). Alle Naturfreunde werden aufgerufen, ihre Beobachtungen mitzuteilen. Aber dabei ist Vorsicht angesagt, denn der Käfer ist bewaffnet.

"Wie kann man den Schwarzblauen Ölkäfer beschreiben? Er ist kein gewöhnlicher Käfer, soviel steht fest. Mit seiner Hilfe konnten vor 4.000 Jahren Menschen hingerichtet werden. Er wurde damals aber auch zur Heilung genutzt oder als Liebestrank eingesetzt", erklärt Dr. Heinrich Terlutter vom LWL-Museum für Naturkunde in Münster.

Die Schwarzblauen Ölkäfermännchen produzieren das Gift Cantharidin. Im antiken Griechenland erkannten die Menschen, dass dieses Gift unterschiedlich einsetzbar ist. Ärzte nutzen es etwa zur Behandlung verschiedener Krankheiten. Es wurde lange Zeit für Giftmorde eingesetzt oder als Liebestrank mit Honig zubereitet, um die Potenz zu steigern.

Die Käfermännchen selbst überreichen Cantharidin den Weibchen als Hochzeitsgeschenk, denn es schützt später ihre Eier vor räuberischen Feinden. Da der Käfer das Gift in kleinen Tröpfchen an den Beinen ausscheidet, wenn man ihn berührt, sollte man sich, falls man den Käfer angefasst hat, die Hände waschen, empfiehlt daher der LWL-Wissenschaftler. "Mit diesem Aufruf soll ein vollständiges Bild über die aktuelle Verbreitung der verschiedenen Arten des Ölkäfers in Westfalen entstehen. Eine solide Datenbasis dient dazu, Bestandsveränderungen und die Gefährdung der Arten zu beurteilen. Als sichere Belege sind Fotos oder Belegtiere willkommen", so Lückmann.

Die Weibchen können 30 bis 35 Millimeter lang werden, die Männchen dagegen nur etwa zehn Millimeter. Stark verkürzte Flügeldecken, legen einen Teil des Hinterleibs der schwarzblauen Tiere frei. Der Hinterleib der Weibchen kann bei der Eientwicklung stark anschwellen. Auffällig sind die fadenförmigen Fühler. Die sind beim Männchen in der Mitte geknickt.

Der Name Ölkäfer weist auf das besonders an den Kniegelenken austretende ölige Gift hin. Der Schwarzblaue Ölkäfer und seine Verwandten sind ausgesprochene Frühjahrstiere und sind in der Regel auf Wiesen, Weiden, Mager- und Trockenrasen anzutreffen.

Das Cantharidin macht das Insekt des Jahres 2020 gefährlich. Etwas Besonderes ist der Käfer noch aus einem weiteren Grund: Die Käferlarven des Schwarzblauen Ölkäfers nutzen ein spezielles Transportmittel, Wildbienen. Die Larven klettern auf eine Blüte, warten auf eine Wildbiene und klammern sich an ihrem Pelz fest und gelangen so zum Bienenei. Dieses Ei fressen die Larven anschließend auf und nutzen den Nektarbrei, den die Wildbiene für ihre eigene Larve vorbereitet hatte, als Nahrung.

Durch dieses Verhalten ist der Ölkäfer aber auch an das Wildbienenvorkommen gebunden, außerdem hat sich sein Lebensraum seit dem Zweiten Weltkrieg stark verändert. Das ist eine Erklärung, warum bereits mehrere Arten von Ölkäfern in Deutschland als verschollen gelten. In Westfalen ist der Schwarzblaue Ölkäfer die häufigste Art, belegt ist aber das Vorkommen von insgesamt acht weiteren Arten.

Es sollen möglichst viele Fundmeldungen gesammelt und gemeldet werden bei: Dr. Johannes Lückmann (Tel. 0176 50435121, oelkaefer@t-online.de) oder unter https://nrw.observation.org.

Kommentar: Viele mögen mich für einen Banausen oder Unbelesenen und Ungebildeten halten. Wenn dieser Aufruf am 1. April in die Öffentlichkeit gelangt wäre, ich hätte es für einen gut gelungenen Aprilscherz gehalten. Ich bitte alle Biologen um Verzeihung...aus Horrorfilmen kenne ich bestenfalls einen "normalen" Scarabaeus...Viel Erfolg!