Vor dem Hintergrund drohender Vergeltungsschläge des Iran und seiner Verbündeten gegen Israel hat die islamistische Hisbollah-Miliz im Libanon den Norden Israels mit Raketen beschossen. Die israelische Armee teilte am Sonntag mit, rund 30 Geschosse seien aus dem Südlibanon abgefeuert worden, von denen die meisten abgefangen worden seien. Schäden wurden zunächst nicht gemeldet. Zuvor hatte die vom Iran unterstützte Hisbollah erklärt, die Siedlung Beit Hillel zum ersten Mal „mit Dutzenden Raketen“ beschossen zu haben.
Es handele sich um eine Reaktion auf die israelischen Angriffe auf die Ortschaften Kfar Kela und Deir Siriane im Libanon, bei denen Zivilisten verletzt worden seien, hieß es in der Erklärung der Hisbollah weiter. Nach den Angaben der Miliz wurden dabei zwei ihrer Kämpfer getötet.
Seit Beginn des Krieges zwischen Israel und der Hamas im Gazastreifen vor fast zehn Monaten kommt es auch an der Grenze zwischen Israel und dem Libanon fast täglich zu Gefechten. Die Angriffe hatten sich jüngst intensiviert. Bei Raketenbeschuss aus dem Libanon auf ein Dorf in den Golanhöhen waren vergangene Woche zwölf Kinder und Jugendliche getötet worden.
International wächst die Furcht vor einer Eskalation im Nahen Osten, nachdem der Iran und seine Verbündeten Israel eine „harte Reaktion“ auf die Tötung des Chefs der radikalislamischen Hamas, Ismail Hanija, bei einem Angriff in Teheran am Mittwoch angekündigt hatten. Nur wenige Stunden zuvor war zudem der Hisbollah-Kommandeur Fuad Schukr in der libanesischen Hauptstadt Beirut getötet worden. Für die Tötung Schukrs übernahm Israel die Verantwortung, zu Hanija äußerten sich Armee und Regierung nicht.
Der Iran erklärte am Samstag, die Hisbollah würde nach dem Tod Schukrs Israel auch „in der Tiefe“ angreifen und sich „nicht auf militärische Ziele beschränken.“ Mit der Tötung von Schukr habe Israel eine Grenze überschritten, teilte die iranische Vertretung bei den Vereinten Nationen laut Angaben der staatlichen iranischen Nachrichtenagentur Irna mit.
Als Reaktion auf die zunehmenden Spannungen kündigten die USA an, ihre Verteidigungskapazitäten im Nahen Osten zu verstärken. Zum Schutz von US-Kräften und zur Verteidigung Israels würden zusätzliche Kriegsschiffe und Kampfjets entsandt, erklärte das Pentagon. Auf die Frage, ob sich der Iran zurückhalten werde, sagte US-Präsident Joe Biden: „Ich hoffe es, ich weiß es nicht.“
US-Außenminister Antony Blinken und sein französischer Amtskollege Stéphane Séjourné vereinbarten in einem gemeinsamen Telefonat, zu Zurückhaltung aufzurufen, um einen „regionalen Flächenbrand zu verhindern,“ wie es aus dem französischen Außenministerium hieß. Beide Länder würden zudem die gemeinsamen Bemühungen um einen Waffenstillstand im Gazastreifen fortsetzen.
Die türkische Fluggesellschaft Turkish Airlines annullierte am Samstag die zweite Nacht in Folge ihre Flüge nach Teheran. Die USA und Großbritannien riefen ihre Staatsbürger auf, den Libanon umgehend zu verlassen. Die kanadische Regierung forderte ihre Staatsangehörigen auf, wegen der „unvorhersehbaren Sicherheitslage“ keine Reisen nach Israel zu unternehmen.
In mehreren Ländern, darunter die Türkei, Marokko und Jordanien, gingen am Samstag Tausende Menschen auf die Straße, um gegen die Tötung von Hanija zu protestieren und ihre Solidarität mit den Palästinensern zum Ausdruck zu bringen.
In Israel demonstrierten erneut Menschen gegen die Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, der sie vorwerfen, den Krieg im Gazastreifen zu verlängern, um an der Macht bleiben zu können. Sie forderten ein Abkommen für eine Waffenruhe und eine Freilassung der Geiseln.
Der Krieg war durch den beispiellosen Großangriff der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober ausgelöst worden. Bei dem Angriff wurden nach israelischen Angaben 1197 Menschen getötet und 251 als Geiseln verschleppt. Seitdem geht Israel massiv militärisch im Gazastreifen vor. Nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden bei israelischen Angriffen seither mindestens 39.550 Menschen getötet.
Bei einem Angriff auf ein Schulgelände in der Stadt Gaza wurden nach Angaben des Zivilschutzes am Samstag mindestens 17 Menschen getötet. Das israelische Militär bestätigte den Angriff und erklärte, dabei sei eine Kommandozentrale der Hamas getroffen worden. ozd
Kommentar:
Eine gefährliche Eskalation: Hisbollahs Raketenangriffe auf Israel
Die jüngsten Raketenangriffe der Hisbollah auf den Norden Israels markieren eine gefährliche Eskalation der Spannungen im Nahen Osten. „Mit Dutzenden Raketen“ beschoss die Hisbollah die Siedlung Beit Hillel als Reaktion auf israelische Angriffe im Libanon. Diese Entwicklung zeigt, wie fragil die Situation in der Region ist und wie schnell sie außer Kontrolle geraten kann.
Der Konflikt, der vor fast zehn Monaten mit dem Krieg zwischen Israel und der Hamas im Gazastreifen begann, hat nun auch die Grenze zum Libanon stark beeinflusst. Die Angriffe und die darauf folgenden Vergeltungsmaßnahmen haben das Potenzial, einen regionalen Flächenbrand zu entfachen.
Die internationale Gemeinschaft, vertreten durch die USA und Frankreich, ruft zur Zurückhaltung auf, um eine weitere Eskalation zu verhindern. „Wir müssen alles tun, um einen regionalen Flächenbrand zu verhindern,“ betonte US-Außenminister Antony Blinken. Die zusätzliche Entsendung von US-Verteidigungskapazitäten in den Nahen Osten zeigt die Ernsthaftigkeit der Lage.
Inmitten dieser Spannungen bleibt die Sorge um die Zivilbevölkerung groß. Die Angriffe auf zivile Ziele und die damit verbundenen Opfer, wie die Tötung von zwölf Kindern und Jugendlichen in den Golanhöhen, sind tragische Folgen dieses Konflikts.
Die OZD-Prognose:
In den kommenden Wochen wird die internationale Diplomatie intensiv daran arbeiten, die Spannungen im Nahen Osten zu deeskalieren. Es ist wahrscheinlich, dass weitere Maßnahmen zur Verstärkung der Verteidigungskapazitäten und zur Unterstützung von Waffenstillstandsverhandlungen ergriffen werden. Die Situation bleibt jedoch äußerst volatil und birgt das Risiko weiterer Eskalationen.
Biographien und Erklärungen:
Was ist die Hisbollah?
Die Hisbollah ist eine vom Iran unterstützte schiitische Miliz und politische Partei im Libanon. Sie ist bekannt für ihren bewaffneten Widerstand gegen Israel und wird von vielen westlichen Ländern als Terrororganisation eingestuft.
Wer ist Ismail Hanija?
Ismail Hanija ist ein führender Politiker der radikalislamischen Hamas und war Premierminister der Palästinensischen Autonomiebehörde. Er ist bekannt für seine anti-israelischen Positionen und wurde kürzlich bei einem Angriff in Teheran getötet.
Hinweise:
OZD. Alle Angaben ohne Gewähr.