Nach ihrem beispiellosen Vorstoß in der westrussischen Region Kursk hat die ukrainische Armee ihre Angriffe auf russisches Territorium ausgeweitet. Am Freitagmorgen meldeten russische Staatsmedien und örtliche Behörden einen Brand auf einem Militärflugplatz in der benachbarten Region Lipezk. "Ein massiver Drohnenangriff" habe den Vorfall ausgelöst, erklärte der örtliche Gouverneur Igor Artamonow im Onlinedienst Telegram.
Die Ursache des Feuers wurde zunächst nicht offiziell bestätigt. "Explosionen ereigneten sich weit entfernt von zivilen Gebäuden, es wurden jedoch Schäden an einem örtlichen Elektrizitätswerk gemeldet,"** fügte Artamonow hinzu. Die Stadt Lipezk liegt rund 330 Kilometer von der Region Kursk entfernt, in der die ukrainische Armee seit mehreren Tagen eine Offensive führt.
Infolge des Angriffs wurden tausende Menschen in Sicherheit gebracht. Artamonow forderte die Einwohner von Lipezk zunächst auf, "Aufrufe in Onlinenetzwerken zum Verlassen der Stadt zu ignorieren," warnte jedoch später vor der Detonation von Sprengkörpern und verhängte den Ausnahmezustand in mehreren Stadtteilen.
Russische Militärquellen gaben an, dass die ukrainischen Streitkräfte seit Beginn der Offensive in Kursk erhebliche Gebietsgewinne erzielt haben. Laut dem Institut für Kriegsstudien (ISW) seien ukrainische Truppen "nachweislich bis zu zehn Kilometer" auf russischem Gebiet vorgedrungen. Insgesamt wurden nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums 75 ukrainische Drohnen über russischem Staatsgebiet sowie über der von Russland annektierten Halbinsel Krim abgeschossen.
Präsident Wolodymyr Selenskyj kommentierte den Vorstoß der ukrainischen Truppen in seiner täglichen Ansprache nicht direkt, betonte jedoch: "Russland muss die Folgen seines Krieges spüren." Selenskyj erklärte, er habe Berichte von Oberbefehlshaber Oleksandr Syrsky erhalten, die Aktionen des Militärs seien "effizient" und "genau das, was das Land nun braucht."
Russlands Präsident Wladimir Putin bezeichnete die ukrainische Offensive als "groß angelegte Provokation" und kündigte an, russische Reserven zu mobilisieren, um "Durchbruchsversuche" in Richtung Kursk zu vereiteln. Beobachter vermuten, dass die Ukraine durch die Besetzung russischen Territoriums eine bessere Verhandlungsposition bei zukünftigen Friedensgesprächen erlangen möchte.
Kommentar:
Ukrainischer Vorstoß: Ein Spiel mit hohem Risiko
Die ukrainische Offensive in russischen Grenzregionen ist eine deutliche Eskalation des Konflikts. Selenskyj zeigt damit, dass die Ukraine nicht nur verteidigen, sondern auch offensiv agieren kann. Doch diese Taktik birgt Risiken: Die Gefahr einer großangelegten russischen Gegenoffensive ist real. Was ist dann mit den Ressourcen an der Front? Die internationale Gemeinschaft steht nun vor der Frage, wie weit sie die Eskalation zulassen kann, ohne die Möglichkeit einer diplomatischen Lösung zu gefährden.
OZD-Prognose:
Die Offensive der Ukraine in den russischen Grenzregionen wird in den kommenden Wochen vermutlich an Intensität zunehmen. Es ist wahrscheinlich, dass die ukrainische Armee weiterhin Druck auf Russland ausübt, um strategische Vorteile zu erlangen. Der internationale Druck auf beide Seiten, Verhandlungen zu führen, dürfte ebenfalls steigen.
OZD-Wissen to go:
Wer ist Wolodymyr Selenskyj?
Wolodymyr Selenskyj ist seit 2019 Präsident der Ukraine. Der frühere Schauspieler und Produzent wurde international bekannt durch seine entschlossene Haltung gegen die russische Invasion in der Ukraine. Selenskyj gilt als Symbol des ukrainischen Widerstands und wird weltweit für seine Führungsstärke in Krisenzeiten anerkannt.
Offizielle Website des Präsidenten der Ukraine
Was ist das Institut für Kriegsstudien (ISW)?
Das Institut für Kriegsstudien (ISW) ist ein in Washington, D.C. ansässiger Think Tank, der sich auf militärische Konfliktanalysen und sicherheitspolitische Studien spezialisiert hat. Es bietet detaillierte Berichte und Analysen zu aktuellen Kriegs- und Krisensituationen weltweit.
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