Oliver Klemet hat beim olympischen Freiwasserrennen in der Seine für eine Überraschung gesorgt und die Silbermedaille gewonnen, während Topfavorit Florian Wellbrock deutlich hinter den Erwartungen zurückblieb. Der 22-jährige Frankfurter, der mit dem Tokio-Olympiasieger Wellbrock gemeinsam in Magdeburg trainiert, zeigte eine starke Leistung und konnte nach zehn Kilometern im Pariser Stadtfluss als Zweiter anschlagen. „Mein Vorteil war, dass ich einer der Schnellsten hier bin - von der Grundgeschwindigkeit und von der Endgeschwindigkeit,“ sagte Klemet nach dem Rennen. „Ich fand's nicht so schlimm. Soweit ich weiß, geht's bis jetzt allen gut. Wenn ich auf meine Medaille gucke, dann freue ich mich, dass ich hier war.“
Wellbrock hingegen konnte die hohen Erwartungen nicht erfüllen und landete mit über einer Minute Rückstand auf dem achten Platz. Der sechsmalige Weltmeister verzichtete erneut auf einen Kommentar nach dem Rennen und verschwand wortlos. Gold ging an den ungarischen Tokio-Zweiten Kristof Rasovszky, der sich auf dem Kurs mit Start und Ziel unter der imposanten Pont Alexandre III durchsetzen konnte.
Die Bedingungen in der Seine waren herausfordernd, aber Klemet kam damit gut zurecht. Die Wassertemperatur betrug 23,1 Grad, die Strömung in der Flussmitte 0,7, an der Ufermauer 0,4 Meter pro Sekunde. Wellbrock übernahm sofort die Führung und zog das Feld in der ersten der sechs Runden auseinander, überließ dann jedoch Rasovszky die Führungsarbeit. Klemet positionierte sich ebenfalls in der Spitzengruppe und ging als Zweiter auf die Schlussrunde.
Für Wellbrock war es bereits die zweite große Enttäuschung bei diesen Spielen. In der ersten Olympiawoche hatte er im Pool im Rugbystadion La Defense sowohl über 800 als auch über 1500 m Freistil den Endlauf deutlich verpasst und war hinter der Weltspitze zurückgeblieben. Nach diesem Rückschlag zog sich Wellbrock zurück und äußerte sich erst nach dem Training in der Seine wieder.
Im Frauenrennen, das 24 Stunden zuvor stattfand, verpasste Mitfavoritin Leonie Beck deutlich die Medaillenränge und landete auf dem neunten Platz. Sie beklagte sich nach dem Rennen vor allem über die ungewohnte Strömung: „Für mich war es eine andere Sportart, für mich hat es mit einem durchschnittlichen Freiwasserrennen nichts zu tun.“
Die Wasserqualität in der Seine war im Vorfeld der Rennen ein großes Diskussionsthema. DSV-Leistungssportdirektor Christian Hansmann beruhigte jedoch: „Die Werte lagen in den letzten Tagen im grünen Bereich.“
Kommentar:
Ein Silberner Lichtblick im Freiwasser-Debakel
Oliver Klemet hat es geschafft, dem Schatten des großen Florian Wellbrock zu entfliehen und mit seiner Silbermedaille ein Zeichen gesetzt. Der junge Frankfurter hat eindrucksvoll bewiesen, dass er auch unter extremen Bedingungen bestehen kann. Doch die erneute Enttäuschung für Wellbrock wirft Fragen auf: Kann der sechsmalige Weltmeister den Druck noch tragen, oder sind die Erwartungen an ihn schlichtweg zu hoch? Der Kampfgeist von Klemet und seine Fähigkeit, sich auf die Bedingungen einzustellen, sollten ihm als Vorbild dienen. Für Wellbrock heißt es nun, sich neu zu fokussieren und seine mentale Stärke wiederzufinden, um in Zukunft wieder an der Spitze mitmischen zu können.
OZD-Wissen to go:
Wer ist Oliver Klemet?
Oliver Klemet ist ein deutscher Freiwasserschwimmer und trainiert unter anderem mit Florian Wellbrock in Magdeburg. Der 22-jährige Frankfurter holte bei den Olympischen Spielen in Paris überraschend die Silbermedaille im Freiwasserschwimmen über 10 km und etablierte sich damit als neue Hoffnung des deutschen Schwimmsports.
Offizielle Website des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV)
Wer ist Florian Wellbrock?
Florian Wellbrock ist ein deutscher Schwimmer und Olympiasieger im Freiwasserschwimmen von Tokio 2021. Er ist mehrfacher Weltmeister und eine der größten Hoffnungen des deutschen Schwimmsports. Bei den Olympischen Spielen in Paris konnte er jedoch seine hohe Form nicht bestätigen und blieb deutlich hinter den Erwartungen zurück.
Was ist der DSV?
Der Deutsche Schwimm-Verband (DSV) ist der Dachverband für den Schwimmsport in Deutschland. Er ist für die Organisation und Förderung von Wettkämpfen in den Disziplinen Schwimmen, Freiwasserschwimmen, Wasserspringen, Synchronschwimmen und Wasserball verantwortlich.
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