Tausende Menschen gingen in der serbischen Hauptstadt Belgrad auf die Straße, um gegen die Wiederaufnahme des Lithium-Abbaus durch das australische Unternehmen Rio Tinto zu protestieren. Die Demonstranten skandierten Slogans wie „Rio Tinto raus aus Serbien“ und „Ihr werdet nicht graben“ und zogen lautstark durch die Innenstadt. Einige Teilnehmer blockierten sogar die Zugschienen am Hauptbahnhof Belgrads.
Im Vorfeld der Kundgebung berichteten zwei Demonstranten, dass sie kurzzeitig von Sicherheitskräften festgenommen und vor möglichen Straßenblockaden gewarnt wurden. Der serbische Innenminister Ivica Dacic bestätigte, dass die Organisatoren und Anführer des Protests sowohl vor als auch während der Demonstration von der Polizei vor illegalen Aktionen gewarnt wurden: „Die Polizei wird solche Aktivitäten nicht dulden,“ so Dacic.
Serbien verfügt in der Nähe der westlichen Stadt Loznica über bedeutende Lithium-Vorkommen. Dort plant das anglo-australische Bergbauunternehmen Rio Tinto ein großes Abbauprojekt, das seit Jahren politisch umstritten ist. Obwohl der Lithium-Abbau nach massiven Protesten 2022 gestoppt wurde, gab die serbische Regierung vor wenigen Wochen nach einem Gerichtsurteil grünes Licht für die Wiederaufnahme. Diese Entscheidung steht auch im Zusammenhang mit den Interessen der EU, insbesondere Deutschlands, da Lithium als Schlüsselmaterial für die Herstellung von Batterien und damit für die Antriebswende zu E-Autos in Europa von entscheidender Bedeutung ist.
Viele Serben lehnen das Projekt jedoch weiterhin vehement ab. Sie fürchten, dass der Lithium-Abbau das Grundwasser verschmutzen und die Gesundheit der Bevölkerung gefährden könnte. In den letzten Wochen sind in verschiedenen serbischen Städten immer wieder Tausende Menschen auf die Straße gegangen, um gegen das Vorhaben zu protestieren. Die Forderung der Demonstranten ist eindeutig: „Die Regierung soll ein Gesetz erlassen, das den Abbau von Lithium und Bor in Serbien dauerhaft verbietet.“
Die Proteste zeigen, dass die Entscheidung der serbischen Regierung, dem Bergbauprojekt grünes Licht zu geben, das Land weiter spaltet. Während die Regierung auf die wirtschaftliche Bedeutung des Lithium-Abbaus verweist, fürchten viele Bürger um ihre Umwelt und Gesundheit.
OZD
OZD-Kommentar:
Zwischen grüner Revolution und Umweltzerstörung: Serbiens Dilemma mit dem Lithium-Abbau
Die jüngsten Proteste in Serbien gegen den Lithium-Abbau werfen ein Schlaglicht auf das komplexe Dilemma, in dem sich das Land befindet. Einerseits bietet der Abbau des begehrten Rohstoffs Lithium enorme wirtschaftliche Chancen und könnte Serbien in die Lage versetzen, von der globalen Nachfrage nach Batterien und E-Mobilität zu profitieren. Andererseits steht das Projekt symbolisch für die Ängste vieler Menschen vor Umweltzerstörung und den Verlust der Lebensqualität. In einem Land, das bereits mit wirtschaftlichen und sozialen Herausforderungen kämpft, könnte der ungebremste Abbau von Lithium zu einem ökologischen Desaster führen, dessen Auswirkungen die Bevölkerung noch lange spüren wird. Es bleibt fraglich, ob die Regierung den Spagat zwischen wirtschaftlichem Fortschritt und dem Schutz der Umwelt meistern kann.
OZD-Prognose:
In den kommenden Wochen ist mit weiteren, möglicherweise intensiveren Protesten gegen das Lithium-Projekt in Serbien zu rechnen. Sollte die Regierung ihre Haltung nicht ändern, könnten die Demonstrationen landesweit eskalieren und den sozialen Frieden gefährden. Der internationale Druck auf Serbien könnte ebenfalls zunehmen, insbesondere von Umweltorganisationen und EU-Politikern, die auf nachhaltige Lösungen drängen.
Biographien und Erklärungen:
Wer ist Ivica Dacic? Ivica Dacic ist seit 2022 Innenminister von Serbien und eine zentrale Figur in der serbischen Politik. Dacic war zuvor Ministerpräsident und Außenminister und gilt als enger Verbündeter von Präsident Aleksandar Vučić. Er ist bekannt für seine harte Linie gegenüber Protestbewegungen und sein Festhalten an der Stabilität Serbiens. Offizielle Website: mup.gov.rs
Was ist Rio Tinto? Rio Tinto ist ein anglo-australisches Bergbauunternehmen und eines der weltweit größten in seiner Branche. Das Unternehmen ist in verschiedenen Ländern tätig und fördert Rohstoffe wie Eisen, Kupfer, Aluminium und Lithium. Rio Tinto ist oft wegen seiner Umweltpraktiken in die Kritik geraten, insbesondere in Bezug auf Bergbauprojekte in ökologisch sensiblen Gebieten. Offizielle Website: riotinto.com
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Foto: AFP