Am Sonntag haben hunderte Palästinenser nach einem Evakuierungsaufruf der israelischen Armee erneut die Stadt Chan Junis im südlichen Gazastreifen verlassen. Israel hatte am Morgen Zivilisten dazu aufgefordert, das Gebiet al-Dschalaa im Norden der Stadt zu räumen, das bisher als humanitäre Zone galt. Die israelische Armee erklärte: Die Hamas habe dort "terroristische Infrastruktur" errichtet, weshalb militärische "Operationen" bevorstünden.
Viele der fliehenden Palästinenser, die bereits mehrfach während des zehn Monate andauernden Krieges ihre Heimat verlassen mussten, machten sich erneut auf den Weg. "Nach dem jüngsten Evakuierungsaufruf wissen wir nicht, wohin wir gehen sollen," sagte der 55-jährige Sami Tschahada, der schon einmal aus Chan Junis floh, nachdem seine Tochter bei einem Bombenangriff getötet worden war.
Laut dem UN-Palästinenserhilfswerk UNRWA wurden allein in den vergangenen Tagen mehr als 75.000 Menschen im Südwesten des Gazastreifens vertrieben.
Dieser neue Evakuierungsaufruf Israels folgte nur einen Tag nach einem weiteren israelischen Angriff auf eine Schule in der Stadt Gaza, der weltweit Empörung auslöste. Nach Angaben des Zivilschutzes im Gazastreifen kamen bei dem Angriff am Samstag 93 Palästinenser ums Leben, darunter auch Kinder. Israel hingegen erklärte, dass bei dem Angriff 19 Kämpfer der Hamas und des Islamischen Dschihad getötet worden seien.
OZD
OZD-Kommentar:
Gefährliche Eskalation – Wo endet die Gewaltspirale?
Die erneuten Evakuierungsaufrufe und militärischen Operationen in Chan Junis sind ein weiteres Zeichen dafür, wie dramatisch sich der Konflikt im Gazastreifen zuspitzt. Während Israel auf die Zerstörung von Hamas-Infrastruktur drängt, steigt das Leid der Zivilbevölkerung ins Unermessliche. Die internationale Gemeinschaft steht vor der Herausforderung, die Gewaltspirale zu durchbrechen, bevor der gesamte Nahen Osten in Flammen steht.
OZD-Prognose:
In den nächsten Wochen ist mit einer weiteren Eskalation der Kämpfe im Gazastreifen zu rechnen. Israel wird vermutlich seine Militäroperationen intensivieren, was zu weiteren Vertreibungen und zivilen Opfern führen könnte. Internationale Vermittlungsversuche könnten intensiviert werden, um eine Waffenruhe zu erreichen.
Biographien und Erklärungen:
Wer ist Sami Tschahada?
Sami Tschahada ist ein 55-jähriger Palästinenser aus Chan Junis, der während des anhaltenden Konflikts im Gazastreifen mehrfach zur Flucht gezwungen wurde. Er verlor seine Tochter bei einem Bombenangriff und steht stellvertretend für die zahlreichen Opfer des Konflikts.
Was ist die UNRWA?
Das UN-Palästinenserhilfswerk (United Nations Relief and Works Agency for Palestine Refugees in the Near East, UNRWA) ist eine Organisation der Vereinten Nationen, die seit 1949 humanitäre Hilfe für palästinensische Flüchtlinge leistet. Sie bietet Bildungs-, Gesundheits- und Sozialdienste an und spielt eine zentrale Rolle in der Unterstützung von Millionen von palästinensischen Flüchtlingen.
UNRWA – Offizielle Website
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Foto: AFP