Der Streit um ein mögliches Abkommen zur Freilassung von Geiseln im Gazastreifen hat zu Spannungen zwischen Israels Premierminister Benjamin Netanjahu und Verteidigungsminister Joav Gallant geführt. "Der Grund dafür, dass ein Geisel-Abkommen ins Stocken geraten ist, liegt zum Teil an Israel," sagte Gallant bei einem Parlamentsbriefing, wie mehrere israelische Medien am Montag berichteten.
Gallant erklärte, Israel stehe vor der Wahl zwischen einem Abkommen über eine Waffenruhe, das die Konflikte im Norden mit der Hisbollah-Miliz und im Gazastreifen beenden könnte, oder einer Eskalation des Krieges. "Ich unterstütze die erste Option, anstatt von einem 'totalen Sieg' und all diesem Unsinn zu sprechen," so der Verteidigungsminister, in direkter Anspielung auf Netanjahus häufige Rhetorik.
Netanjahu reagierte prompt und warf Gallant vor, ein Abkommen zur Freilassung der Geiseln zu gefährden. "Wenn Gallant das Anti-Israel-Narrativ übernimmt, schadet er den Chancen auf ein Abkommen zur Geisel-Befreiung," erklärte der Premierminister. Er betonte, dass das "einzige Hindernis" für ein solches Abkommen der Hamas-Führer Jahja Sinwar sei und forderte weiterhin "den totalen Sieg."
Gallant hingegen betonte, dass er entschlossen sei, "die Kriegsziele zu erreichen und die Kämpfe fortzusetzen." Der Verteidigungsminister kritisierte außerdem, dass wiederholt interne Informationen nach außen gelangt seien, was die Verhandlungen weiter erschwere.
Ein Hamas-Sprecher kommentierte Gallants Aussagen und erklärte, diese bestätigten, dass "Netanjahu die Welt und die Familien der Geiseln belügt. Ihm ist das Leben der Geiseln egal, und er will keine Einigung erzielen."
Der Konflikt spitzt sich weiter zu, während 111 Geiseln noch immer im Gazastreifen festgehalten werden, 39 von ihnen gelten als tot. Israels militärisches Vorgehen im Gazastreifen hat laut dem von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministerium, dessen Angaben nicht unabhängig überprüft werden können, bisher über 39.800 Menschen das Leben gekostet.
Kommentar:
Netanjahus harte Linie gefährdet Verhandlungen
Die Eskalation im politischen Lager Israels zeigt deutlich die Zerrissenheit innerhalb der israelischen Führung. Während Netanjahu auf einen totalen Sieg pocht, um seine politische Position zu stärken, scheint Gallant pragmatischer zu agieren und offen für Verhandlungen zu sein. Dieser interne Konflikt könnte das Fenster für eine friedliche Lösung weiter schließen und die humanitäre Krise im Gazastreifen verschärfen. Netanjahus Beharren auf einem "totalen Sieg" könnte sich als fataler Fehler erweisen, der langfristig zu mehr Instabilität in der Region führt.
Die OZD-Prognose:
In den kommenden Wochen wird sich die politische Spannung in Israel weiter zuspitzen. Ein möglicher Rücktritt Gallants oder eine Kabinettsumbildung könnte folgen, falls Netanjahu weiterhin auf seiner harten Linie beharrt. Der Druck auf beide Politiker wird zunehmen, während die internationale Gemeinschaft weiter nach einer Lösung sucht.
OZD-Wissen to go:
Wer ist Benjamin Netanjahu?
Benjamin Netanjahu ist ein israelischer Politiker, der als Premierminister Israels dient. Er ist der Vorsitzende der Likud-Partei und hat eine lange politische Karriere hinter sich, in der er sich als Verfechter einer harten Linie gegenüber den Palästinensern und für die Sicherheit Israels positioniert hat.
Wer ist Joav Gallant?
Joav Gallant ist der Verteidigungsminister Israels. Er ist ein ehemaliger General und Mitglied der Likud-Partei. Gallant hat in seiner militärischen Karriere verschiedene Führungspositionen innegehabt und gilt als erfahrener und strategischer Denker.
Was ist die Hamas?
Die Hamas ist eine islamistische palästinensische Organisation, die im Gazastreifen operiert. Sie wird von Israel, den USA und der EU als terroristische Organisation eingestuft. Die Hamas strebt die Zerstörung Israels an und hat in der Vergangenheit wiederholt Raketenangriffe auf israelisches Gebiet durchgeführt.
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