Berlin - ots - Angesichts des zunehmenden Vordringens der Tigermücke in Süddeutschland und der Ausbreitung von Borreliose und Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), einer Entzündung des Gehirns und der Hirnhäute, die durch Viren verursacht wird, nach Norden warnt Pharma Deutschland vor neuen Herausforderungen für die Gesundheitsversorgung. Der Verband betont die Notwendigkeit verstärkter Präventionsmaßnahmen und innovativer Forschungsansätze.
"Die Ausbreitung tropischer Krankheitserreger in Deutschland ist keine Zukunftsvision mehr, sondern bereits Realität", erklärt Dr. Elmar Kroth, Geschäftsführer Wissenschaft bei Pharma Deutschland. "Wir müssen jetzt handeln, um unser Gesundheitssystem auf diese neuen Herausforderungen vorzubereiten."
Die jüngsten Entwicklungen unterstreichen die Dringlichkeit der Situation. Die Asiatische Tigermücke, ein potenzieller Überträger von Krankheiten wie Dengue- und Chikungunya-Fieber, hat sich in Teilen Süddeutschlands bereits etabliert. Gleichzeitig dehnen sich die FSME-Risikogebiete weiter aus, mit nun 180 betroffenen Kreisen in Deutschland. Besonders alarmierend ist die Diagnose der ersten zwei Fälle von Oropouche-Fieber bei Reiserückkehrern aus Kuba in Deutschland. Das Oropouche-Fieber ist ebenfalls eine durch Mücken übertragene Viruserkrankung, die grippeähnliche Symptome verursacht und bisher hauptsächlich in Südamerika auftrat.
"Diese Entwicklungen unterstreichen die Bedeutung von Prävention und Impfungen", betont Dr. Kroth. "Im Fall von FSME haben wir mit den Impfstoffen ein wirksames Instrument zur Verfügung. Es ist allerdings besorgniserregend, dass 99 Prozent der 2023 gemeldeten FSME-Erkrankten nicht oder nur unzureichend geimpft waren."
Pharma Deutschland appelliert an die Politik, Rahmenbedingungen zu schaffen, die Innovationen im Bereich der Impfstoffentwicklung und der Behandlung von Tropenkrankheiten fördern. "Wir brauchen dringend neue Ansätze, insbesondere für Krankheiten wie Borreliose, gegen die es bisher weder eine Impfung noch einen spezifischen Wirkstoff zur Behandlung gibt", so Dr. Kroth. "Dabei können wir aus der Geschichte lernen. Im 18. Jahrhundert war Malaria in Mitteleuropa weit verbreitet - auch Friedrich Schiller litt darunter." Das weitgehende Verschwinden der Malaria aus Europa im 20. Jahrhundert zeige, dass Veränderungen in Umwelt und Gesellschaft großen Einfluss auf die Verbreitung von Krankheiten haben können.
"Heute stehen wir vor der Herausforderung, dass sich aufgrund des Klimawandels und des intensiven Reiseverkehrs selbst in entlegene Gebiete Krankheitserreger erstmals oder wieder in unseren Breiten ausbreiten können", so Kroth weiter. "Die pharmazeutische Industrie steht bereit, ihren Beitrag zu leisten. Wir verfügen über jahrzehntelange Erfahrung in der Entwicklung von Arzneimitteln und Impfstoffen gegen lebensbedrohliche Erkrankungen. Dieses Know-how müssen wir nun gezielt einsetzen und erweitern."
Pharma Deutschland e. V.