Berlin - ots - Eine aktuelle Studie des Berlin-Instituts beleuchtet Schlüsselbereiche für die sexuelle und reproduktive Selbstbestimmung von Jugendlichen in Afrika und zeigt die größten Versorgungslücken auf.
Nur wer aufgeklärt ist, kann informierte Entscheidungen über Sexualität und Kinderwunsch treffen. Doch in vielen Ländern Afrikas erhalten Jugendliche keine umfassende Sexualaufklärung. Außerdem weist die Gesundheitsversorgung vielerorts große Lücken auf.
"Gesundheitseinrichtungen müssen eine Versorgung bereitstellen, die auf die Bedürfnisse junger Menschen zugeschnitten ist", so Studienautorin Colette Rose. "Um die Gesundheitsversorgung jugendfreundlich zu gestalten, ist es unerlässlich, dass junge Menschen an der Gestaltung und Umsetzung beteiligt sind, zum Beispiel wenn es um Öffnungszeiten und Privatsphäre bei Behandlungen geht."
Gesundheitsversorgung ist weder inklusiv noch barrierefrei
Besonders junge Menschen mit Behinderung und/ oder mit HIV und LSBTIQ*-Jugendliche erleben häufig Diskriminierung, wenn sie Behandlungen in Gesundheitszentren in Anspruch nehmen wollen. Da oft "dringendere" Fälle zuerst behandelt werden, sind stundenlange Wartezeiten keine Seltenheit. Im Behandlungsraum angekommen müssen Jugendliche dann oft demütigende Kommentare und unangenehme Fragen über sich ergehen lassen.
"Wenn junge Menschen beim Gang in eine Gesundheitseinrichtung respektlos behandelt werden, kann es sein, dass sie nicht noch einmal wiederkommen, selbst bei gesundheitlichen Beschwerden. Das kann dazu führen, dass eine sexuell übertragbare Krankheit nicht behandelt wird", erklärt Kristin Neufeld, Mitautorin der Studie.
Keine Selbstbestimmung ohne Armutsbekämpfung
Armut stellt eine zusätzliche Barriere dar. "Junge Menschen müssen erst einmal ihren Lebensunterhalt sichern können, bevor sie ihr Leben selbstbestimmt gestalten können", betont Kristin Neufeld. Für viele junge Menschen ist eine Packung Kondome oder die Busfahrt zur nächsten Klinik schlicht zu teuer und Menstruationsprodukte für ihre Töchter zu kaufen können sich viele Familien nicht leisten.
Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung