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Gespräche über Gaza-Waffenruhe und Geiselfreilassung werden wieder aufgenommen

Vor dem Hintergrund eines drohenden Angriffs des Iran auf Israel soll am Donnerstag über eine Waffenruhe im Gazastreifen und eine Freilassung der dort festgehaltenen Geiseln verhandelt werden.

Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu kündigte am Mittwoch an, die Chefs des Auslandsgeheimdienstes Mossad und des Inlandsgeheimdienstes Schin Bet zu den Verhandlungen in Katars Hauptstadt Doha zu entsenden. 

Wie Netanjahus Büro mitteilte, sollen Mossad-Chef David Barnea sowie Schin-Bet-Direktor Ronen Bar zu den Gesprächen reisen. Nach Angaben aus US-Kreisen wird auch US-Geheimdienstchef William Burns erwartet.

Ob und in welcher Form die Hamas vertreten sein wird, blieb unklar. Ein Hamas-Vertreter, der anonym bleiben wollte, sagte AFP, "Verhandlungen mit den Vermittlern dauern an und haben sich in den vergangenen Stunden sogar intensiviert". Die Hamas wolle, "dass der Biden-Plan umgesetzt wird und nicht nur verhandeln um des Verhandelns willen", sagte er mit Verweis auf einen von US-Präsident Joe Biden Ende Mai vorgestellten Vorschlag für eine Waffenruhe. 

Bidens mehrstufiger Plan ist Grundlage für die erneuten Gespräche. Er sieht in zunächst eine sechswöchige Waffenruhe vor, die für Verhandlungen über ein dauerhaftes Ende der Kämpfe verlängert werden könnte. Zudem soll sich die israelische Armee aus bewohnten Gebieten des Gazastreifens zurückziehen, aus Israel entführte Geiseln in der Gewalt der Hamas sollen im Austausch für palästinensische Gefangene freigelassen werden.

Biden hatte die Erwartung geäußert, der Iran könne womöglich von Angriffen auf Israel absehen, sollte es zu einer Einigung über eine Waffenruhe im Gazastreifen kommen.

Die Vermittler USA, Ägypten und Katar versuchen seit Monaten, eine erneute Feuerpause im Krieg zwischen Israel und der Hamas zu erreichen. Bei einer ersten Feuerpause im November waren rund 100 Geiseln im Austausch für 240 palästinensische Häftlinge freigelassen worden.

Israel bereitete sich unterdessen weiter intensiv auf einen befürchteten Angriff des Iran und seiner Verbündeten vor. Unter anderem brachte das Kunstmuseum in Tel Aviv nach eigenen Angaben seine wertvollsten Werke in Sicherheit. In Haifa hatten die Behörden die Sicherheitsvorkehrungen bereits mit Schutzbunkern und einer unterirdischen Krankenhaus-Abteilung verstärkt.

Sein Land bleibe in "höchster Alarmbereitschaft", schrieb der israelische Präsident Isaac Herzog im Onlinedienst X. Herzog dankte den westlichen Partnern seines Landes für ihre Unterstützung. 

Der Iran und die Hisbollah drohen Israel nach den Tötungen von Hamas-Chef Ismail Hanija in Teheran und Hisbollah-Militärchef Fuad Schukr in Beirut mit Vergeltung. Zur Tötung Hanijas äußerte sich die israelische Seite nicht; die islamistische Hamas und der Iran machen das Land für beide Angriffe verantwortlich.

Seitdem wächst die Angst vor einer Eskalation. Die USA, Israels engster Verbündeter, verstärkten ihre Militärpräsenz in der Region und entsandten weitere Kriegsschiffe und Kampfjets. Zudem genehmigte Washington zusätzliche Rüstungsexporte im Wert von mehr als 20 Milliarden Dollar nach Israel. Wie das US-Außenministerium mitteilte, sind darunter 50 F-15-Kampfjets und 33.000 Schuss Panzermunition. 

Unterdessen ging die israelische Armee weiter gegen die Hamas im Gazastreifen vor. Ihre Einheiten hätten ihre "präzisen, geheimdienstbasierten" Einsätze im Gebiet von Tel al-Sultan in Rafah im Süden fortgesetzt, hieß es. In den vergangenen 24 Stunden seien zudem mehr als 40 Luftangriffe im gesamten Gazastreifen auf "terroristische Infrastrukturen" ausgeführt worden.

Der von der Hamas kontrollierte Zivilschutz meldete mindestens vier Tote nach einem Angriff in Chan Junis. Zudem seien die Stadt Gaza sowie Beit Lahia, Deir Balah und Rafah unter Beschuss genommen worden.

Den Krieg im Gazastreifen hatte am 7. Oktober ein beispielloser Großangriff der Hamas auf Israel ausgelöst. Dabei wurden israelischen Angaben zufolge 1198 Menschen getötet und 251 Menschen in den Gazastreifen verschleppt. Als Reaktion auf den Angriff geht Israel seitdem massiv militärisch im Gazastreifen vor. Nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums - die sich nicht unabhängig überprüfen lassen und bei denen die Hamas nicht zwischen Zivilisten und Kämpfern unterscheiden - wurden dabei bisher mehr als 39.960 Menschen getötet.

sid