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Nahost-Konflikt: Blinken in Israel für neue Waffenruhe-Verhandlungen

US-Außenminister Antony Blinken ist erneut im Nahen Osten unterwegs, um Gespräche über eine Waffenruhe und die Freilassung von Geiseln im Gazastreifen zu führen. Was bedeutet seine neunte Reise für die Region und den weiteren Verlauf des Konflikts?

US-Außenminister Antony Blinken ist erneut in den Nahen Osten gereist, um an den Gesprächen über eine Waffenruhe und die Freilassung der Geiseln im Gazastreifen teilzunehmen. Am Sonntag wurde Blinken in Israel erwartet, es war bereits sein neunter Besuch in der Region seit dem Ausbruch des Gaza-Kriegs vor mehr als zehn Monaten. Tausende protestierten erneut in Israel für ein Abkommen, während im Gazastreifen und dem Grenzgebiet zum Libanon die Kämpfe weitergingen.

Am Montag soll Blinken in Tel Aviv israelische Regierungsvertreter treffen, um die Bemühungen der US-Regierung um ein Ende der Kämpfe und gegen eine Ausweitung des Konflikts fortzusetzen. Weitere Stationen seines Besuchs wurden zunächst nicht bekanntgegeben. Bei seinen früheren Reisen hatte er meist auch arabische Länder besucht.

In der katarischen Hauptstadt Doha hatten die USA Israel und der Hamas vor wenigen Tagen einen neuen Kompromissvorschlag vorgelegt. In einer gemeinsamen Erklärung der Vermittler USA, Ägypten und Katar hieß es anschließend, der Vorschlag überbrücke "verbleibende Lücken". Die Gespräche sollen demnach in wenigen Tagen in Kairo fortgesetzt werden.

Israelische Unterhändler zeigten sich nach dem Ende der ersten Gesprächsrunde „vorsichtig optimistisch“, dass der starke Druck auf die Hamas durch die Vereinigten Staaten und die Vermittler den Widerstand gegen den US-Vorschlag aufweichen könnte. Am Sonntag rief Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu dazu auf, in den „komplexen“ Verhandlungen weiterhin Druck auf die „starrsinnige“ Hamas auszuüben.

Die Grundlage der Gespräche in Doha bildete ein Plan von US-Präsident Joe Biden, der Ende Mai vorgestellt wurde. Biden erklärte am Wochenende, dass die Parteien einer Einigung „näher als jemals zuvor“ seien. Die Hamas, die nicht an den Gesprächen in Doha teilgenommen hatte, wies dies jedoch als „Illusion“ zurück und erklärte, es handele sich um ein „Aufzwingen des amerikanischen Diktats“.

In mehreren israelischen Städten gingen am Samstagabend erneut Tausende Menschen auf die Straße, um für ein Abkommen zur Freilassung der im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln zu demonstrieren. „Wir wissen alle, dass eine echte Chance auf eine Vereinbarung besteht“, sagte Mor Korngold, der Bruder der Geisel Tal Schoham, bei einer Kundgebung in Tel Aviv.

Der Konflikt in der Region hatte sich zuletzt erheblich zugespitzt. Der Iran und die von ihm unterstützte Schiitenmiliz Hisbollah im Libanon drohten Israel mit Vergeltung, nachdem die Tötungen von Hamas-Chef Ismail Hanija in Teheran und Hisbollah-Militärchef Fuad Schukr in Beirut Ende Juli stattfanden. Die Hamas und der Iran machen Israel für beide Angriffe verantwortlich.

Der Krieg im Gazastreifen wurde durch den Großangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober ausgelöst. Dabei wurden israelischen Angaben zufolge 1198 Menschen getötet und 251 Menschen in den Gazastreifen verschleppt. Israel geht seitdem massiv militärisch im Gazastreifen vor. Nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden dabei bisher fast 40.100 Menschen getötet.

Am Wochenende dauerten die Kämpfe sowohl im Gazastreifen als auch im israelisch-libanesischen Grenzgebiet an. In der Stadt Gaza machte die Hamas-Zivilschutzbehörde Israel für einen Angriff mit 15 Toten aus einer Familie verantwortlich. Die israelische Armee erklärte, dass dort Raketenwerfer islamistischer Gruppen ins Visier genommen wurden.

Im Südlibanon wurden nach Behördenangaben zehn Menschen in der Grenzregion Nabatijeh bei einem nächtlichen israelischen Luftangriff getötet, darunter eine Frau und ihre beiden Kinder. Die israelische Armee erklärte, sie habe "in der Nacht ein Waffenlager der Hisbollah" in der Region Nabatijeh getroffen. Drei Blauhelmsoldaten der UN-Friedenstruppe Unifil wurden nach UN-Angaben bei einer Explosion nahe des grenznahen Dorfs Yarine verletzt.

OZD / ©AFP


OZD-Kommentar:

Friedensgespräche in Zeiten des Krieges

Die aktuelle Lage im Nahen Osten zeigt erneut, wie zerbrechlich Friedensbemühungen sein können. Die Bemühungen von US-Außenminister Antony Blinken sind ein Hoffnungsschimmer in einer Zeit, in der der Konflikt immer mehr Opfer fordert. Doch der Widerstand und das Misstrauen zwischen den Parteien bleiben eine große Herausforderung. Es wird darauf ankommen, wie viel Einfluss die internationalen Vermittler ausüben können und ob es gelingt, eine dauerhafte Waffenruhe zu erreichen.

OZD-Prognose:

Die kommenden Tage könnten entscheidend für den weiteren Verlauf des Nahost-Konflikts sein. Sollten die Verhandlungen in Kairo Fortschritte machen, könnte dies den Weg für eine nachhaltige Waffenruhe ebnen. Gleichzeitig besteht jedoch die Gefahr einer weiteren Eskalation, falls die Gespräche scheitern.

Biographien und Erklärungen:

Wer ist Antony Blinken?
Antony Blinken ist seit 2021 US-Außenminister unter Präsident Joe Biden. Er gilt als erfahrener Diplomat und hat bereits in mehreren US-Regierungen Schlüsselpositionen innegehabt. Weitere Informationen finden Sie auf der offiziellen Website des US-Außenministeriums.

Was ist die Hisbollah?
Die Hisbollah ist eine schiitische, militante und politische Organisation im Libanon, die enge Verbindungen zum Iran hat. Sie wird von mehreren Ländern, darunter die USA und Deutschland, als Terrororganisation eingestuft.

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Foto:  Israeli Army, AFP