Junge Frauen in Deutschland greifen immer seltener zur Pille, wenn es um Verhütung geht. Eine am Donnerstag in Berlin veröffentlichte Analyse der Krankenkasse AOK zeigt, dass nur noch 25 Prozent der unter 22-jährigen Frauen und Mädchen im letzten Jahr die Pille verschrieben bekamen. Das ist ein Rückgang von zehn Prozentpunkten innerhalb von drei Jahren, denn im Jahr 2020 lag dieser Anteil noch bei 35 Prozent.
"Die Nachteile und Risiken von hormonellen Verhütungsmethoden werden heute öffentlich stärker thematisiert," erklärte Eike Eymers vom AOK-Bundesverband und nannte dies als einen möglichen Grund für den Rückgang der Verordnungen. Frauen seien heutzutage besser informiert, was zu einer kritischeren Einstellung gegenüber hormonellen Verhütungsmethoden führe.
Trotz dieses Rückgangs bleibt die Pille weiterhin das am häufigsten verordnete Kontrazeptivum unter allen verschreibungspflichtigen Verhütungsmitteln, zu denen auch Spirale, Vaginalring und Hormonpflaster gehören. Der Trend bei den Pillenverordnungen zeigt jedoch eine klare Präferenz für risikoärmere Präparate. Zu den schwerwiegendsten möglichen Komplikationen bei der Pilleneinnahme gehören Thrombosen und Lungenembolien. Präparate mit dem Gestagen Levonorgestrel gelten dabei als risikoärmer.
Andere hormonelle Verhütungsmethoden wie Hormonspiralen oder Hormonpflaster spielen bei jungen Frauen nur eine untergeordnete Rolle. Zusammen machen diese Methoden nur zwei Prozent der Verordnungen aus.
Für gesetzlich Versicherte unter 22 Jahren übernimmt die Krankenkasse die Kosten für verschreibungspflichtige Verhütungsmittel. Dies ermöglicht es, den Trend anhand der Verordnungsdaten genau zu dokumentieren.
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Kommentar: Ein Umdenken in der Verhütung
Der deutliche Rückgang der Pillenverordnungen bei jungen Frauen zeigt ein zunehmendes Bewusstsein für die Risiken hormoneller Verhütungsmethoden. Die Zeiten, in denen die Pille als Standardlösung galt, scheinen vorbei zu sein. Heute informieren sich junge Frauen besser und setzen auf risikoärmere Alternativen. Diese Entwicklung ist nicht nur ein Zeichen für die steigende Aufklärung, sondern auch ein Aufruf an die Medizin, alternative Verhütungsmethoden stärker in den Fokus zu rücken.
In den nächsten Jahren könnte sich der Trend fortsetzen, dass immer weniger junge Frauen die Pille als Verhütungsmittel wählen. Es ist wahrscheinlich, dass alternative Methoden wie Kondome oder natürliche Familienplanung an Bedeutung gewinnen werden. Auch die Nachfrage nach hormonfreien Verhütungsmethoden könnte steigen, was die Forschung in diesem Bereich weiter vorantreiben dürfte.
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Was ist die AOK?
Die AOK (Allgemeine Ortskrankenkasse) ist eine der größten gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland. Sie bietet umfassende Gesundheitsleistungen für ihre Mitglieder und engagiert sich in der Gesundheitsvorsorge sowie in der Analyse von Gesundheitstrends.
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