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Moskau bestellt US-Diplomatin ein: Scharfer Protest gegen Medienberichte aus ukrainisch kontrolliertem Kursk

Das russische Außenministerium hat eine ranghohe US-Diplomatin einbestellt, um gegen Medienberichte aus der von der Ukraine kontrollierten Region Kursk zu protestieren. Die Berichterstattung sorgt für diplomatische Spannungen und weckt neue Vorwürfe gegen die USA.

Wegen Medienberichten aus ukrainisch besetzten Gebieten in der russischen Grenzregion Kursk hat das russische Außenministerium eine ranghohe Vertreterin der US-Botschaft in Moskau einbestellt. Wie das Ministerium mitteilte, brachte es am Dienstag gegenüber der stellvertretenden Missionschefin der US-Botschaft, Stephanie Holmes, seinen "starken Protest gegen die provokativen Handlungen amerikanischer Reporter" zum Ausdruck, die "illegal in die Region Kursk eingereist" seien.

In seiner im Onlinedienst Telegram verbreiteten Mitteilung warf das russische Außenministerium den Reportern der betreffenden US-Medien vor, "im Propagandastil über die Verbrechen des Kiewer Regimes" in Kursk berichtet zu haben. Als Konsequenz seien "notwendige investigative Schritte" geplant, um die Medienvertreter vor Gericht zu bringen.

Das russische Außenministerium kritisierte überdies die angebliche "Beteiligung" privater Militärfirmen aus den USA und legte damit nahe, dass US-Söldner an dem ukrainischen Militäreinsatz in Kursk beteiligt gewesen seien. Dies beweise eindeutig, dass die USA "direkter Konfliktbeteiligter" seien. Russland wirft dem Westen regelmäßig vor, die ukrainische Armee mit Söldnern zu unterstützen.

Nachdem die ukrainische Armee im Osten der Ukraine monatelang von der russischen Armee zurückgedrängt wurde, hatte sie den Konflikt mit einer großangelegten Offensive in der Grenzregion Kursk auf russischen Boden getragen. Kiew kontrolliert dort nun nach Angaben des ukrainischen Staatschefs Wolodymyr Selenskyj vom Montag 1250 Quadratkilometer und 92 Ortschaften.

Mehrere US-Medien wie der Sender CNN und die Zeitungen "Washington Post" und "New York Times" sowie europäische Medien wie die öffentlich-rechtliche italienische Sendergruppe RAI hatten in den vergangenen Tagen Reportagen aus den von der Ukraine kontrollierten Gebieten in Kursk veröffentlicht.

Am Freitag hatte das russische Außenministerium bereits die italienische Botschafterin in Moskau einbestellt, um gegen eine RAI-Reportage aus Sudscha, dem größten von der Ukraine kontrollierten Ort in der Region, zu protestieren. Die italienische Regierung verteidigte jedoch die "unabhängige" journalistische Arbeit in Kursk.

Seit dem Beginn der russischen Offensive in der Ukraine im Februar 2022 veröffentlichen vom Kreml unterstützte russische Kriegsreporter ihrerseits regelmäßig Reportagen aus von der russischen Armee eroberten Gebieten. OZD / © AFP

Kommentar:

Diplomatischer Schlagabtausch – Journalismus als Spannungsfaktor im Ukraine-Konflikt

Die Reaktion des russischen Außenministeriums auf die Berichterstattung westlicher Medien aus der Region Kursk zeigt, wie hoch die Spannungen im Ukraine-Konflikt weiterhin sind. Die Vorwürfe gegen US-Medien und die Andeutungen über eine Beteiligung privater Militärfirmen aus den USA verdeutlichen, wie Russland versucht, die Kontrolle über die Narrative dieses Konflikts zu behalten. Gleichzeitig offenbart die Einbestellung von Diplomaten, dass der Kampf um die Deutungshoheit auf beiden Seiten intensiv geführt wird. Die Rolle des unabhängigen Journalismus wird dabei zum Zankapfel in einer zunehmend polarisierten Welt, in der jede Seite bemüht ist, ihre eigene Version der Wahrheit zu verbreiten.

Die OZD-Prognose:

In den kommenden Wochen könnte es zu weiteren diplomatischen Spannungen zwischen Russland und westlichen Ländern kommen, insbesondere wenn die Berichterstattung aus den umkämpften Gebieten weitergeht. Die Situation könnte auch den Druck auf Medienvertreter erhöhen, während der Informationskrieg zwischen den Konfliktparteien an Schärfe gewinnt.


OZD-Wissen to go:

Was ist die Region Kursk?

Die Region Kursk ist ein Verwaltungsbezirk im Westen Russlands, der an die Ukraine grenzt. Seit Beginn des Ukraine-Konflikts hat die Region durch die Nähe zu den Kampfgebieten an Bedeutung gewonnen, insbesondere im Kontext von militärischen und strategischen Bewegungen. Offizielle Website: Region Kursk

Was ist Telegram?

Telegram ist ein cloud-basierter Instant-Messaging-Dienst, der es Nutzern ermöglicht, Nachrichten, Fotos, Videos und Dateien zu senden und zu empfangen. Der Dienst wird oft für seine Verschlüsselungsfunktionen und die Möglichkeit, Nachrichtenkanäle zu betreiben, geschätzt. Offizielle Website: Telegram


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Alle Angaben ohne Gewähr

Foto: TATYANA MAKEYEVA / AFP