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Rettung in Sicht: Scholz sichert Meyer Werft Unterstützung zu

Bundeskanzler Olaf Scholz hat der angeschlagenen Meyer Werft in Niedersachsen Unterstützung zugesichert. Mit Hilfe von Bund, Land und Banken soll das Unternehmen aus der Krise geführt werden. Noch sind einige Details zu klären, doch die Rettung scheint greifbar nah.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat der in Schwierigkeiten steckenden Meyer Werft in Papenburg Hilfe zugesagt. Auf einer Betriebsversammlung am Donnerstag betonte Scholz, dass es für ihn nie eine Frage des „Ob“, sondern lediglich des „Wie“ gewesen sei: „Ob wir der Meyer Werft in dieser Lage helfen wollen, sondern nur die Frage, wie kriegen wir das hin,“ erklärte er vor den Werftmitarbeitern. Dennoch sei noch „ein bisschen Detailarbeit“ notwendig, bevor die Rettung finalisiert werden könne.

Die Bundesregierung hat in den letzten Wochen intensive Verhandlungen mit dem Land Niedersachsen, dem Management der Werft, der Eigentümerfamilie Meyer und den beteiligten Banken geführt. Laut Scholz wurden dabei bedeutende Fortschritte erzielt. Jetzt müssen noch der Bundestag und die EU-Kommission ihre Zustimmung geben.

„Der Bund trägt seinen Teil zur Lösung bei,“ versicherte Scholz und fügte hinzu: „Und wenn alle anderen mitziehen – was ich erwarte – dann kriegen wir die Sache auch hin.“ Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) zeigte sich ebenfalls zuversichtlich: „Die Rettung der Werft ist in greifbarer Nähe.“

Medienberichten zufolge sieht der Rettungsplan eine Mehrheitsbeteiligung von Bund und Land Niedersachsen vor. Die Familie Meyer soll jedoch im Aufsichtsrat verbleiben und ein Rückkaufrecht für die Anteile erhalten. Ziel des Plans ist es, das Eigenkapital der Werft um 400 Millionen Euro aufzustocken, während der Staat zusätzliche Kredite absichern soll.

Die Meyer Werft befindet sich in einer tiefen Krise, bedingt durch gestiegene Energie- und Rohstoffpreise und die Tatsache, dass der Großteil der Kaufpreise für Schiffe erst bei deren Auslieferung gezahlt wird. Der Finanzbedarf des Unternehmens wird bis Ende 2027 auf über 2,7 Milliarden Euro geschätzt.

Scholz stellte klar, dass die Krise nicht an den Produkten der Werft liege: „Eure Produkte sind nicht das Problem. Im Gegenteil – Eure Auftragsbücher sind randvoll.“ Die Meyer Werft habe kürzlich den größten Auftrag ihrer Geschichte erhalten, als Disney vier neue Kreuzfahrtschiffe in Auftrag gab, die zwischen 2027 und 2031 ausgeliefert werden sollen.

Scholz betonte die systemrelevante Bedeutung der Meyer Werft für die Region und den deutschen Schiffbau. Die Werft sei ein „industrielles Kronjuwel Deutschlands“ und beschäftige aktuell rund 3300 Menschen direkt. Dazu kämen „knapp 6000 Beschäftigte bei rund 200 Zulieferbetrieben – vom Tischler bis zum Hightech-Unternehmen – allein hier in Weser-Ems“, sagte der Kanzler. Deutschlandweit seien über 17.000 Arbeitsplätze von der Werft abhängig.

Auch die IG Metall lobte die geplanten Rettungsmaßnahmen als „vorbildliche Industriepolitik“. Daniel Friedrich, Bezirksleiter der IG Metall Küste, erklärte: „Berlin und Hannover geben der Werft und ihren Beschäftigten eine riesige Chance für einen Neuanfang, die nun genutzt werden muss.“

Scholz stellte jedoch klar, dass Bund und Land nur „für eine gewisse Zeit“ einsteigen würden: „Wir sind keine Schiffbauer,“ sagte er. Der Staat wolle lediglich die Grundlage für eine privatwirtschaftliche Zukunft der Werft schaffen, ähnlich wie es bereits bei Lufthansa und TUI gelungen sei: „Insofern wäre das ein weiteres Beispiel, bei dem wir etwas wirtschaftlich Vernünftiges tun.“

OZD / ©AFP


OZD-Kommentar:

Hoffnungsschimmer oder Strohfeuer?

Die Zusicherung der Rettung für die Meyer Werft ist ein bedeutendes Signal für die maritimen Industrien Deutschlands. Doch bleibt die Frage, ob der Einstieg von Bund und Land tatsächlich langfristige Stabilität bringt. Der Fall Lufthansa zeigt, dass staatliche Hilfen eine Brücke sein können – aber das Ziel muss die Rückkehr zur Selbstständigkeit sein. Die Herausforderungen bleiben enorm, insbesondere angesichts der volatilen Energie- und Rohstoffmärkte.

Biographien und Erklärungen:

Wer ist Olaf Scholz?

Olaf Scholz ist der aktuelle Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland und Mitglied der SPD. Zuvor war er unter anderem Finanzminister und Vizekanzler. Scholz gilt als erfahrener Politiker mit einer klaren pro-europäischen Ausrichtung. Mehr Informationen finden Sie auf der offiziellen Website des Bundeskanzlers.

Was ist die Meyer Werft?

Die Meyer Werft ist eine der führenden Schiffswerften in Deutschland, spezialisiert auf den Bau von Kreuzfahrtschiffen. Das Unternehmen wurde 1795 gegründet und befindet sich in Papenburg, Niedersachsen. Weitere Informationen finden Sie auf der offiziellen Website der Meyer Werft.

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Foto: PATRIK STOLLARZ / AFP