Das Bundeswirtschaftsministerium hat einen umfassenden Fördertopf in Höhe von 3,3 Milliarden Euro für Unternehmen eingerichtet, die ihre CO2-Emissionen erheblich senken wollen. Energieintensive Unternehmen, insbesondere im Mittelstand, wie beispielsweise die Glas-, Papier- oder Keramikindustrie, sollen beim klimaneutralen Umbau ihrer Anlagen großzügig unterstützt werden. "Unternehmen, die ihre CO2-Emissionen in der Produktion um mindestens 40 Prozent reduzieren möchten, können einen Zuschuss von bis zu 50 Prozent der Investitionskosten beantragen," erklärte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) am Freitag in Berlin.
Die Fördergelder werden in zwei Säulen aufgeteilt: Die erste Säule zielt darauf ab, Projekte zu unterstützen, bei denen Unternehmen durch Investitionen oder Forschungsprojekte mindestens 40 Prozent ihrer CO2-Emissionen einsparen. Kleine Unternehmen können bis zu 50 Prozent der Investitionskosten zurückerhalten, während die Förderung für mittlere und große Unternehmen auf 40 beziehungsweise 30 Prozent gedeckelt ist. Pro Unternehmen beträgt die maximale Fördersumme 200 Millionen Euro.
Die zweite Säule konzentriert sich auf die Abscheidung, Speicherung und Nutzung von CO2, auch bekannt als CCS und CCU. "Wir fördern hier besonders die unvermeidbaren Emissionen, etwa in der Zement- und Kalkindustrie," betonte Habeck. Diese Technologien fangen das bei der Verbrennung fossiler Brennstoffe entstehende Kohlendioxid ab und speichern es entweder dauerhaft in geologischen Schichten oder nutzen es wirtschaftlich weiter. Auch Forschungsprojekte in der Chemie-, Glas- und Keramikindustrie können hier gefördert werden.
Die Bundesregierung hat die Förderung dieser Technologien in ihrer neuen "Carbon Management-Strategie" verankert. "Wir wollen den Mittelstand gezielt bei der Transformation zu einer CO2-armen Produktion unterstützen,"sagte Habeck. Für Investitionsvorhaben sind bis zu 30 Millionen Euro an Fördergeldern vorgesehen, während industrielle Forschungsprojekte bis zu 35 Millionen Euro erhalten können.
Umweltgruppen sehen die CCS- und CCU-Technologien jedoch kritisch. Sie befürchten, dass diese Technologien die Nutzung fossiler Brennstoffe verlängern könnten, anstatt sich stärker auf die Reduktion von CO2 zu konzentrieren.
OZD / ©AFP
OZD-Kommentar:
Der Mittelstand als Klimaretter?
Der neue Fördertopf ist ein bedeutender Schritt für die klimafreundliche Transformation der deutschen Wirtschaft. Besonders für den Mittelstand könnten sich daraus große Chancen ergeben, jedoch bleibt die Frage, ob CCS- und CCU-Technologien langfristig die richtige Lösung darstellen. Kritiker warnen davor, dass diese Verfahren die Abkehr von fossilen Brennstoffen verzögern könnten. Der Fokus sollte stärker auf echte Reduktionen der CO2-Emissionen gelegt werden, statt auf deren spätere Nutzung oder Speicherung.
OZD-Prognose:
In den kommenden Wochen ist mit einem Ansturm auf die Fördermittel zu rechnen, besonders aus der mittelständischen Industrie. Es bleibt abzuwarten, wie effektiv die Mittel eingesetzt werden und ob die kritischen Stimmen der Umweltgruppen Einfluss auf die zukünftige Ausrichtung der Förderprogramme haben werden.
Biographien und Erklärungen:
Wer ist Robert Habeck?
Robert Habeck ist seit 2021 Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz und Mitglied der Partei Bündnis 90/Die Grünen. Er setzt sich intensiv für die Transformation der deutschen Wirtschaft hin zu mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz ein. Weitere Informationen finden Sie auf der offiziellen Website des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz.
Was ist die CCS/CCU-Technologie?
CCS (Carbon Capture and Storage) und CCU (Carbon Capture and Utilization) sind Technologien zur Abscheidung, Speicherung oder Nutzung von Kohlendioxid, das bei industriellen Prozessen entsteht. Ziel ist es, CO2-Emissionen zu reduzieren, indem das Gas entweder in geologischen Formationen eingelagert oder in anderen Produkten verwendet wird. Mehr dazu auf Wikipedia - CCS.
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Foto: Tobias SCHWARZ / AFP