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Viel zu großer Mangel an Spenderherzen: 15.000 Transplantationen in 55 Jahren – und immer noch nicht genug

Seit 55 Jahren werden in Deutschland Herzen transplantiert – insgesamt 15.000 Mal. Doch der Bedarf an Spenderherzen übersteigt das Angebot bei weitem, wie aktuelle Zahlen der Deutschen Stiftung Organtransplantation zeigen.

In Deutschland wurden in den letzten 55 Jahren insgesamt 15.000 Herzen transplantiert. Die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) in Frankfurt am Main betonte am Donnerstag, dass die Zahl der Transplantationen dem hohen Bedarf an Spenderherzen nicht gerecht wird.

Allein in den vergangenen zehn Jahren wurden etwa 5000 Herzpatienten neu auf die Warteliste für ein Spenderorgan aufgenommen, während im gleichen Zeitraum nur rund 3200 Herztransplantationen durchgeführt wurden. In den ersten sieben Monaten dieses Jahres wurden lediglich 201 Herzen transplantiert, während 684 Patientinnen und Patienten Ende Juli weiterhin auf ein lebensrettendes Spenderorgan warteten.

Die Geschichte der Herztransplantation in Deutschland begann am 13. Februar 1969, zwei Jahre nachdem der südafrikanische Herzchirurg Christiaan Barnard die weltweit erste erfolgreiche Herztransplantation durchführte. Noch im selben Jahr erfolgte eine weitere Transplantation in Deutschland. „Weil die Ergebnisse aber insgesamt ernüchternd waren, wurde dieser Eingriff dann mehr als zehn Jahre lang nicht mehr vorgenommen,“ erklärte die DSO. Erst seit 1981, dank verbesserter Ergebnisse und neuer Immunsuppressiva, erlebte die Herztransplantation in Deutschland einen Aufschwung.

„Eine Herztransplantation ist nach wie vor die am besten geeignete Therapie, um schwer herzkranken Menschen im letzten Stadium ihrer Erkrankung das Leben zu retten,“ betonte Jan Gummert von der Deutschen Transplantationsgesellschaft. Zwar bieten künstliche Unterstützungssysteme heute eine akzeptable Lebensqualität, um die Wartezeit auf ein Spenderherz zu überbrücken, „sie sind aber kein vollwertiger Ersatz für ein Spenderherz.“ Gummert wies erneut darauf hin, dass es in Deutschland „nach wie vor zu wenig Spenderorgane“ gibt.

OZD / ©AFP


OZD-Kommentar:

Spenderherzen dringend gesucht: Ein unlösbares Dilemma?

Trotz aller Fortschritte in der Medizin bleibt der Mangel an Spenderherzen ein drängendes Problem. Die Zahl der Patienten auf Wartelisten übersteigt die der verfügbaren Organe bei weitem – eine traurige Realität, die vielen Menschen das Leben kostet. Künstliche Unterstützungssysteme sind ein wertvoller Übergang, doch sie können ein echtes Herz nicht ersetzen. Die Einführung und Förderung von Aufklärungskampagnen sowie die gesetzliche Anpassung zur Organspende könnten den Mangel mindern. Doch bis dahin bleibt der Bedarf weit größer als das Angebot, und viele Patienten müssen weiterhin hoffen und warten.

OZD-Prognose:

In den kommenden Jahren wird der Druck auf das Transplantationssystem weiter steigen. Ohne eine deutliche Zunahme der Organspendebereitschaft in der Bevölkerung ist eine Entlastung der Wartelisten unwahrscheinlich. Verbesserte Technologien und künstliche Organe könnten künftig eine Alternative bieten, doch bis dahin bleibt der Mangel an Spenderherzen eine lebensbedrohliche Herausforderung.

Biographien und Erklärungen:

Wer ist Jan Gummert?

Jan Gummert ist ein führender Herzchirurg und Mitglied der Deutschen Transplantationsgesellschaft. Er setzt sich seit vielen Jahren für die Verbesserung der Herztransplantation und die Erhöhung der Spenderbereitschaft in Deutschland ein. Offizielle Webseite der Deutschen Transplantationsgesellschaft.

Was ist die Deutsche Stiftung Organtransplantation?

Die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) ist die bundesweite Koordinierungsstelle für Organspenden in Deutschland. Sie ist verantwortlich für die Organisation der Organspendeprozesse und arbeitet eng mit Krankenhäusern, Transplantationszentren und internationalen Organisationen zusammen, um die Transplantationsmedizin zu fördern. Wikipedia-Seite über die Deutsche Stiftung Organtransplantation.

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Foto: JAVIER SORIANO / AFP