Zum Inhalt springen
OZD.news - News und Nachrichten zum Nachschlagen

Inflation sinkt unerwartet: Was das für Ihr Geld bedeutet

Die Inflation in Deutschland ist im August überraschend stark gesunken und liegt erstmals seit 2021 wieder im Zielbereich der EZB. Was bedeutet das für die Geldpolitik und Ihre Kaufkraft? Erfahren Sie mehr über die aktuellen Entwicklungen.

Die Verbraucherpreise in Deutschland sind im August weniger stark gestiegen als von Experten erwartet. Laut einer ersten Schätzung des Statistischen Bundesamts lag die Teuerungsrate im Vergleich zum Vorjahresmonat bei 1,9 Prozent, während Analysten von einem Rückgang auf 2,1 Prozent ausgegangen waren. Im Juli betrug die Inflation noch 2,3 Prozent.

Besonders bemerkenswert ist der leichte Preisrückgang von 0,1 Prozent im Vergleich zum Vormonat. "Ausschlaggebend für die abgeschwächte Inflation ist ein starker Rückgang der Energiepreise um 5,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat," erklärten die Statistiker. Im Juli lag die Rate hier noch bei minus 1,7 Prozent.

Auch die Preise für Nahrungsmittel stiegen nur moderat um 1,5 Prozent, obwohl sie damit etwas stärker zulegten als im Vormonat (1,3 Prozent). Die Dienstleistungen bleiben jedoch ein Sorgenkind: "Die Teuerungsrate im Jahresvergleich liegt hier seit Mai durchgehend bei 3,9 Prozent," so die Analysten.

Christoph Swonke von der DZ Bank sieht den Rückgang der Inflation vor allem als Folge kurzfristig niedrigerer Energiepreise. "Die derzeit den Ölpreis belastenden US-Rezessionssorgen halten wir für überzogen, was den Ölpreis perspektivisch wieder erhöhen dürfte," warnte er. Der "hartnäckig hohe" Preisauftrieb bei Dienstleistungen bleibe ein weiterer Risikofaktor.

Sebastien Dullien, wissenschaftlicher Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung der Hans-Böckler-Stiftung, ist hingegen optimistischer: "Die Inflation in Deutschland hat im August erstmals seit Beginn der Hochinflationsphase 2021 wieder das Inflationsziel der Europäischen Zentralbank erreicht," erklärte er und forderte eine Leitzinssenkung der EZB im September.

Auch ING-Analyst Carsten Brzeski sieht die Voraussetzungen für eine Lockerung der EZB-Geldpolitik als weitgehend erfüllt. Mittelfristig warnt er jedoch vor einem Wiederanstieg der Inflation, da "die heute Morgen veröffentlichten Lohndaten einer der Gründe für die Besorgnis sind." Die Reallöhne sind das fünfte Quartal in Folge gestiegen, was den Inflationsdruck weiter anheizen könnte.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) begrüßte die Entwicklung: "Die Leute haben wieder mehr Geld im Portemonnaie. Die Inflation sinkt, die Reallöhne steigen das fünfte Quartal in Folge," schrieb er auf X und versprach: "Gut so, wir bleiben dran!"

OZD / ©AFP

OZD-Kommentar:

Ein temporärer Erfolg oder nachhaltige Wende?

Die überraschend niedrige Inflation im August mag ein Lichtblick sein, doch die strukturellen Herausforderungen bleiben bestehen. Der Rückgang der Energiepreise wirkt kurzfristig entlastend, doch die anhaltend hohen Dienstleistungspreise und steigenden Löhne könnten die Inflation bald wieder anheizen. Die EZB steht vor der schwierigen Aufgabe, den richtigen Zeitpunkt für eine Lockerung der Geldpolitik zu finden, ohne den Inflationsdruck erneut zu erhöhen.

OZD-Prognose:

In den nächsten Wochen könnte die Diskussion um eine mögliche Zinssenkung der EZB an Fahrt gewinnen. Gleichzeitig werden die anstehenden Tarifverhandlungen und die Entwicklung der Energiepreise entscheidend dafür sein, ob die Inflation dauerhaft im Zielbereich bleibt oder erneut anzieht.


Biographien und Erklärungen:

Wer ist Olaf Scholz? Olaf Scholz ist seit 2021 Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland. Zuvor war er Finanzminister und Vizekanzler. Scholz gehört der SPD an und hat sich insbesondere für die wirtschaftliche Stabilisierung Deutschlands während der COVID-19-Pandemie eingesetzt. Offizielle Website

Was ist die Europäische Zentralbank (EZB)? Die Europäische Zentralbank ist die zentrale Institution der Eurozone, die für die Geldpolitik der 19 Mitgliedstaaten verantwortlich ist. Ihr Hauptziel ist die Preisstabilität, um eine Inflation im Euroraum von knapp unter 2 Prozent zu gewährleisten. Offizielle Website

Hinweise: Alle Angaben ohne Gewähr. Bitte empfehlen Sie uns oder diesen Artikel weiter. OZD-News und Nachrichten zum Nachschlagen ohne Paywall! Titelbild: © AFP