Im Süden von Myanmar haben Soldaten der Militärjunta zwei Journalisten getötet. Damit steigt die Zahl der seit dem Militärputsch im Februar 2021 getöteten Medienschaffenden auf sieben.
„Wir verurteilen die Schüsse auf Htet Myat Thu und Win Htut Oo“, sagte RSF-Vorstandssprecher Martin Kaul. „Seit dem Militärputsch herrscht ein Klima des Terrors gegen Journalistinnen und Journalisten in Myanmar. Die internationale Gemeinschaft muss den Druck auf das Regime erhöhen und die Freilassung der mehr als 60 inhaftierten Medienschaffenden erwirken.“
Win Htut Oo, auch bekannt unter dem Namen Fizal, arbeitete für das in Myanmar verbotene Medium Democratic Voice of Burma. Der 26-Jährige war wegen seiner Arbeit schon zuvor ins Visier der Behörden geraten und angeklagt worden. Htet Myat Thu arbeitete seit 2020 als freiberuflicher Journalist. Der 28-Jährige war in der Vergangenheit bereits von Soldaten festgenommen worden, als er über eine Demonstration in der Stadt Kyite Hto berichtete.
Mit dem Tod von Htet Myat Thu und Win Htut Oo steigt die Zahl der seit dem 1. Februar 2021 getöteten Journalisten in Myanmar auf sieben. An diesem Tag hatte sich das Militär zurück an die Macht geputscht. Zuletzt traf es den Reporter Myat Thu Tun. Anfang des Jahres wurde im Rakhaing-Staat im Westen des Landes seine Leiche gefunden. Sein Körper wies laut einer gegen das Militär kämpfenden Rebellengruppe Schusswunden und Folterspuren auf.
Auch zuvor kam es immer wieder zu brutalen Übergriffen und tödlichen Attacken auf Medienschaffende. Im Juli 2022 durchsuchten Soldaten das Haus des Fotografen Aye Kyaw und nahmen ihn mit. Er hatte über zahlreiche Proteste gegen die Militärjunta berichtet. Wenige Stunden später wurde seine Leiche gefunden. Ein Freund der Familie sagte Radio Free Asia, er habe blaue Flecken an den Rippen und auf dem Rücken des Körpers gesehen. Der freie Fotojournalist Soe Naing kam im Dezember 2021 ebenfalls in Gewahrsam ums Leben.
Grausam war auch der Mord an Pu Tuidim im Januar 2022. Der Gründer einer lokalen Nachrichtenseite hatte über Kämpfe zwischen bewaffneten Rebellen und der Militärjunta berichtet, als ihn Soldaten entführten, als menschlichen Schutzschild nutzten und erschossen. Knapp zwei Wochen zuvor wurde der Journalist Sai Win Aung nahe der thailändischen Grenze im Bundesstaat Kayin bei einem Artillerieangriff der myanmarischen Streitkräfte durch Schüsse getötet. Er hatte über die Situation von Flüchtlingen vor Ort berichtet.
Auf der Rangliste der Pressefreiheit steht Myanmar auf Platz 171 von 180 Staaten. Mindestens 62 Medienschaffende sitzen derzeit wegen ihrer Arbeit im Gefängnis. Mehr zur Situation für Journalistinnen und Journalisten vor Ort finden Sie unter www.reporter-ohne-grenzen.de/myanmar.Foto: Der Journalist Win Htut Oo wurde von Soldaten der Militärjunta getötet. © picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Thiri Lwin