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Kinderlähmung bedroht Gaza: Erste Impfungen unter humanitärem Schutz begonnen

Im Gazastreifen läuft eine groß angelegte Impfkampagne gegen Kinderlähmung an. Unter humanitären Feuerpausen sollen über 640.000 Kinder gegen das lebensgefährliche Virus geimpft werden. Wie reagiert die Bevölkerung?

Im Gazastreifen hat am Sonntag eine umfangreiche Impfkampagne gegen Kinderlähmung offiziell begonnen. „Die Impfungen haben um 09.00 Uhr begonnen“, erklärte Jasser Schaabane, Arzt am Al-Auda-Krankenhaus in der Stadt Gaza, der die Verantwortung für drei Impfzentren im Zentrum des Gazastreifens trägt. Zielgruppe der Impfungen sind Kinder im Alter von einem Tag bis zehn Jahren.

Bereits am Samstag erhielten einige Kinder im Nasser-Krankenhaus in Chan Junis, im Süden des Palästinensergebiets, eine erste Impfdosis. Am Sonntag startete die Kampagne offiziell in größerem Umfang. Laut Schaabane waren am Sonntagmorgen zahlreiche Drohnen über dem Stadtzentrum von Gaza zu sehen, doch „wir hoffen, dass diese Impfkampagne für Kinder ruhig verläuft“, so der Arzt.

Israel hat vor wenigen Tagen zugestimmt, „humanitäre Pausen“ im Gaza-Krieg einzulegen, um Polio-Impfungen zu ermöglichen. Dieser Entscheidung ging die Entdeckung des ersten Polio-Falls seit einem Vierteljahrhundert im Gazastreifen voraus, bei dem ein Baby erkrankte. Nach Angaben der israelischen Behörden soll der Impfstoff zunächst bis Dienstag im Zentrum des Gazastreifens verabreicht werden, bevor die Kampagne auf den Süden und Norden des Küstengebiets ausgeweitet wird.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte darauf gedrängt, humanitäre Feuerpausen einzurichten, um mehr als 640.000 Kindern unter zehn Jahren den Polio-Impfstoff verabreichen zu können. Ziel ist es, dass mindestens 90 Prozent der Kinder im Gazastreifen in den kommenden Tagen eine erste Dosis der Schluckimpfung erhalten.

Im Juli wurde das Polio-Virus in Abwasserproben in Chan Junis und im Zentrum des Gazastreifens nachgewiesen. Kürzlich wurde dann der erste Fall von Kinderlähmung bei einem zehn Monate alten Baby in Deir al-Balah bestätigt. Poliomyelitis, der medizinische Fachbegriff für Kinderlähmung, ist eine durch ein hoch ansteckendes Virus ausgelöste Krankheit, die das Rückenmark angreift und bei Kindern zu bleibenden Lähmungen führen kann.

OZD / ©AFP


OZD-Kommentar:

Gefährlicher Wettlauf gegen die Zeit

Die Impfkampagne im Gazastreifen ist ein verzweifelter, aber notwendiger Schritt, um das Ausbrechen einer verheerenden Polio-Epidemie zu verhindern. Trotz des fortwährenden Konflikts und der damit einhergehenden Unsicherheiten muss die Impfung von über 640.000 Kindern Priorität haben. Doch was passiert, wenn die humanitären Pausen nicht ausreichen? Der Erfolg dieser Kampagne hängt an einem seidenen Faden, der jederzeit reißen könnte.

OZD-Prognose:

In den nächsten Wochen wird sich zeigen, ob die Feuerpausen ausreichen, um die Impfkampagne erfolgreich abzuschließen. Sollte die Polio-Impfung nicht flächendeckend durchgeführt werden können, droht ein Anstieg der Polio-Fälle, was katastrophale Folgen für die Kinder im Gazastreifen haben könnte.

Biographien und Erklärungen:

Wer ist Jasser Schaabane?

Jasser Schaabane ist ein Arzt am Al-Auda-Krankenhaus in Gaza und koordiniert die Impfkampagne gegen Polio in drei Impfzentren im Zentrum des Gazastreifens. Sein Engagement und seine Führung sind entscheidend für den Erfolg der Kampagne.

Offizielle Website der WHO

Was ist die Weltgesundheitsorganisation (WHO)?

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist eine spezialisierte Agentur der Vereinten Nationen, die für die internationale öffentliche Gesundheit zuständig ist. Ihr Ziel ist es, weltweit für die bestmögliche Gesundheitsversorgung zu sorgen und gesundheitliche Risiken zu minimieren.

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Foto: Jihad Al-Sharafi / AFP