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Erdrutschsieg für die AfD in Thüringen: Höcke fordert Regierungsführung

Die Landtagswahl in Thüringen markiert einen historischen Wendepunkt: Die AfD unter Björn Höcke triumphiert mit über 32 Prozent, während die Regierungsparteien herbe Verluste hinnehmen müssen. Die Zukunft der Regierungsbildung ist ungewisser denn je.

Die Landtagswahl in Thüringen hat für einen politischen Paukenschlag gesorgt: Erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland wurde die AfD stärkste Kraft bei einer Landtagswahl. Die von Björn Höcke geführte Partei erzielte laut Hochrechnungen 32,9 bis 33,2 Prozent der Stimmen und setzte sich damit klar vor die CDU und andere etablierte Parteien. Eine Regierungsbeteiligung der AfD dürfte jedoch wegen des entschiedenen Widerstands der anderen Parteien ausgeschlossen bleiben.

Die CDU unter Führung von Mario Voigt landete mit 23,6 bis 23,7 Prozent der Stimmen abgeschlagen auf dem zweiten Platz. Voigt, der als Spitzenkandidat in die Wahl ging, verpasste in seinem Wahlkreis Saale-Holzland-Kreis II nur knapp das Direktmandat gegen die AfD-Kandidatin Wiebke Muhsal. Die von Sahra Wagenknecht gegründete BSW kam aus dem Stand auf Platz drei mit 15,6 Prozent und erzielte damit ein beachtliches Ergebnis für eine neugegründete Partei.

Die bisherigen Regierungsparteien erlebten hingegen einen dramatischen Absturz: Die Linke verlor mehr als die Hälfte ihres bisherigen Stimmenanteils und kam nur noch auf 12,7 bis 12,9 Prozent. Besonders bitter ist das Ergebnis für die SPD, die mit 6,0 bis 6,1 Prozent ihr schlechtestes Ergebnis bei einer Landtagswahl überhaupt hinnehmen musste. Grüne und FDP scheiterten an der Fünfprozenthürde und verpassten den Einzug in den Landtag.

Björn Höcke, AfD-Landeschef und Spitzenkandidat, beanspruchte angesichts des Wahlsiegs die Regierungsführung für seine Partei. "Ich kann davor nur warnen, meine Partei bei der Regierungsbildung zu umgehen", erklärte Höcke und forderte die anderen Parteien zu Gesprächen auf.

Mario Voigt hingegen zeigte sich entschlossen, eine Regierung ohne die AfD zu bilden und kündigte an, Gespräche mit anderen Parteien aufzunehmen. "Wir sind die stärkste Kraft der Mitte", sagte Voigt und schloss eine Koalition mit der AfD kategorisch aus. Auch eine Zusammenarbeit mit der Linken lehnt die CDU aufgrund von Parteitagsbeschlüssen ab.

Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) gestand die Niederlage seiner Partei ein und erklärte, dass er alles tun werde, um eine demokratische Regierung ohne die AfD zu unterstützen. "Ich kämpfe nicht gegen die CDU, ich kämpfe gegen die Normalisierung von Faschismus," betonte Ramelow.

Die Wahlbeteiligung lag bei 74 Prozent, deutlich höher als bei der letzten Landtagswahl. Die politische Landschaft in Thüringen steht vor einem Umbruch, und die Regierungsbildung dürfte sich als äußerst schwierig gestalten.

OZD / ©AFP

OZD-Kommentar:

Ein gefährlicher Sieg für die Demokratie

Der Wahlerfolg der AfD in Thüringen ist mehr als nur ein regionales Ereignis – er signalisiert eine tiefgreifende Veränderung in der deutschen Politiklandschaft. Dass eine vom Verfassungsschutz als rechtsextremistisch eingestufte Partei zur stärksten Kraft wird, zeigt, wie sehr das Vertrauen in die etablierten Parteien erschüttert ist. Es stellt sich die dringende Frage, wie die demokratischen Kräfte auf diese Herausforderung reagieren werden, ohne dabei die Grundwerte der Republik zu gefährden.

OZD-Prognose:

In den kommenden Wochen wird die Regierungsbildung in Thüringen ein zentrales Thema bleiben. Die CDU wird unter großem Druck stehen, eine stabile Regierung zu bilden, ohne dabei ihre Prinzipien zu verraten. Gleichzeitig wird die AfD versuchen, ihren Erfolg zu nutzen, um weiter an Einfluss zu gewinnen. Bundesweit könnte der Wahlausgang zu einer intensiveren Debatte über den Umgang mit der AfD führen.

Biographien und Erklärungen:

Wer ist Björn Höcke? Björn Höcke ist ein deutscher Politiker und Landesvorsitzender der AfD in Thüringen. Geboren 1972 in Lünen, hat er sich in den letzten Jahren zu einer der umstrittensten Figuren der deutschen Politik entwickelt. Höcke wird vom Verfassungsschutz als rechtsextremistisch eingestuft.

Was ist die AfD? Die Alternative für Deutschland (AfD) ist eine rechtspopulistische und in Teilen rechtsextremistische politische Partei, die 2013 gegründet wurde. Sie vertritt unter anderem migrationskritische und euroskeptische Positionen und hat in den letzten Jahren insbesondere in Ostdeutschland stark an Einfluss gewonnen.

Hinweise: Alle Angaben ohne Gewähr. Bitte empfehlen Sie uns oder diesen Artikel weiter. OZD-News und Nachrichten zum Nachschlagen ohne Paywall! Titelbild: © AFP