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Kretschmer nach Wahl: „Ich muss die Realitäten zur Kenntnis nehmen“

Nach der Landtagswahl in Sachsen zeigt sich Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) bereit, ein tragfähiges Bündnis zu schmieden. Eine Koalition mit dem BSW steht im Raum, doch der Weg dorthin ist noch lang.

Nach der knappen Entscheidung bei der Landtagswahl in Sachsen setzt Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) darauf, ein tragfähiges Parteienbündnis auszuhandeln. "Ich möchte diesem Land eine stabile Regierung geben", sagte Kretschmer am Montag im Deutschlandfunk. Er zeigte sich vorsichtig optimistisch, dass dies gelingen könnte: "Und wir werden sehen, ob das andere auch möchten." Sollte dies der Fall sein, dann werde "es möglicherweise dazu kommen", so Kretschmer.

Bezüglich einer möglichen Koalition mit dem Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) äußerte sich Kretschmer zurückhaltend. "Wir koalieren nicht mit Frau Wagenknecht, sondern mit Menschen, die in den sächsischen Landtag gewählt worden sind", betonte er. Der Ministerpräsident stellte klar, dass es zunächst darum gehe, das Wahlergebnis in den Parteigremien zu bewerten. "Von Koalitionsverhandlungen sind wir noch 'weit, weit, weit' entfernt", so Kretschmer.

Angesichts der Vorbehalte innerhalb seiner Partei gegenüber dem BSW sagte Kretschmer, dass er sich die aktuelle politische Lage nicht gewünscht habe. "Ich muss die Realitäten zur Kenntnis nehmen." Der Ministerpräsident unterstrich, dass es in erster Linie darum gehe, "dem Land zu dienen und sich selbst auch einmal zurückzunehmen." Nach Koalitionsgesprächen werde sich zeigen, ob es "eine Schnittmenge" gebe, die "vernünftig" und "tragfähig" sei. Er betonte, dass dieser Prozess über mehrere Monate hinweg andauern werde.

Bei der Landtagswahl in Sachsen hatte die CDU am Sonntag knapp vor dem rechtsextremen AfD-Landesverband den ersten Platz erreicht. Das neu gegründete BSW landete aus dem Stand mit fast zwölf Prozent auf Platz drei. Die Bildung einer stabilen Regierung wird aufgrund des Wahlergebnisses eine Herausforderung.

OZD / ©AFP

OZD-Kommentar:

Kretschmers Balanceakt: Zwischen Pragmatismus und Parteitreue

Michael Kretschmer steht vor einer schwierigen Aufgabe: Einerseits muss er den Willen zur Stabilität und Regierungsfähigkeit demonstrieren, andererseits darf er die Vorbehalte innerhalb seiner Partei nicht ignorieren. Die Herausforderung besteht darin, ein tragfähiges Bündnis zu finden, das den politischen Realitäten gerecht wird, ohne die Prinzipien der CDU zu verraten. Ob Kretschmer dabei erfolgreich sein wird, hängt stark von seiner Fähigkeit ab, Kompromisse einzugehen, die sowohl politisch vernünftig als auch parteiintern tragbar sind.

OZD-Prognose:

Die kommenden Monate werden von intensiven Gesprächen und Sondierungen geprägt sein. Es ist wahrscheinlich, dass die CDU versucht, eine Regierungskoalition mit dem BSW auszuloten, jedoch ohne klare Verpflichtungen einzugehen. Die Bildung einer stabilen Regierung wird davon abhängen, ob es Kretschmer gelingt, eine breite Zustimmung innerhalb der CDU für eine solche Zusammenarbeit zu sichern.

Biographien und Erklärungen:

Wer ist Michael Kretschmer? Michael Kretschmer ist seit 2017 Ministerpräsident des Freistaates Sachsen. Er ist Mitglied der CDU und hat sich insbesondere durch seine pragmatische und bodenständige Politik im Osten Deutschlands einen Namen gemacht.

Was ist das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW)? Das Bündnis Sahra Wagenknecht ist eine neu gegründete politische Partei, die von der ehemaligen Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht ins Leben gerufen wurde. Die Partei vertritt populistische Positionen und hat bei den Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen auf Anhieb zweistellige Ergebnisse erzielt.

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