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Flucht vor der AfD - Deutsche und Migranten denken über Flucht vor AfD nach

Eine aktuelle Studie des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung zeigt, dass der Aufstieg der AfD viele Menschen zu Auswanderungsgedanken bewegt – besonders Menschen mit Migrationshintergrund.

Angesichts des Erstarkens der AfD, insbesondere in ostdeutschen Bundesländern, ziehen immer mehr Menschen einen Wegzug aus Deutschland oder einen Wechsel des Bundeslandes in Erwägung. Das zeigt eine am Freitag veröffentlichte Studie des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM). Besonders betroffen von dieser Entwicklung sind Menschen mit Migrationshintergrund.

"Rund ein Viertel der Menschen mit Migrationshintergrund denkt zumindest grundsätzlich darüber nach, Deutschland zu verlassen," heißt es in der Studie. Bei Menschen ohne Migrationshintergrund seien es immerhin knapp zwölf Prozent. 9,3 Prozent der Befragten mit Migrationshintergrund haben bereits konkrete Pläne für eine Auswanderung, bei Menschen ohne Migrationshintergrund sind es 1,9 Prozent.

Noch deutlicher wird der Trend, wenn es um einen Umzug in ein anderes Bundesland geht, sollte es im aktuellen Bundesland zu einer Regierungsbeteiligung der AfD kommen. Laut der Studie erwägen je nach Herkunftsregion bis zu 34 Prozent der Menschen mit Migrationshintergrund einen solchen Wechsel, während 12,5 Prozent bereits konkrete Pläne haben. Besonders betroffen sind Menschen mit arabischen Wurzeln, hier haben 24,1 Prozent bereits konkrete Umzugspläne.

Knapp 60 Prozent aller Befragten äußerten Ängste aufgrund der AfD-Pläne zur "Remigration" – der massenhaften Ausweisung von Menschen mit Migrationshintergrund und anderen unerwünschten Personen. "72,4 Prozent der Befragten stufen die AfD als demokratiefeindlich ein, 80 Prozent als rassistisch," heißt es weiter. Besonders auffällig sei, dass Menschen aus den Ländern der ehemaligen UdSSR deutlich weniger Ängste äußern und seltener Auswanderungsgedanken hegen.

Die Leiterin der DeZIM-Abteilung Konsens und Konflikt, Sabrina Zajak, betonte, "bürgerliche Parteien müssen sich klar von der AfD abgrenzen." Der Magdeburger Soziologe Matthias Quent fügte hinzu, "rechtsextreme Vertreibungsnarrative haben schädliche Auswirkungen und schaden dem öffentlichen Frieden."

Der Leipziger Religionssoziologe Gert Pickel warnte: "Wenn fast jeder Fünfte bei einem AfD-Sieg sein Bundesland verlassen will, droht Ostdeutschland ein enormer Verlust an Know-how und Wirtschaftskapazität." Zudem werde die Gewinnung von Fachkräften dadurch erheblich erschwert.

OZD / ©AFP

OZD-Kommentar:

AfD-Erfolge: Gefahr für den sozialen Frieden?

Die Ergebnisse der Studie verdeutlichen die tiefgreifenden Folgen des Aufstiegs der AfD. Sie zeigt, wie der Erfolg einer rechtsextremistischen Partei das Vertrauen in die Demokratie erschüttert und das soziale Gefüge bedroht. Menschen in Deutschland haben zunehmend Angst vor einer unsicheren Zukunft – eine Herausforderung, die nicht ignoriert werden darf.

OZD-Prognose:

In den kommenden Monaten werden die politischen Diskussionen um die AfD und ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft zunehmen. Sollten die Umzugs- und Auswanderungsgedanken realisiert werden, droht besonders in Ostdeutschland ein erheblicher Verlust an Fachkräften und Know-how.


Biographien und Erklärungen:

Wer ist Sabrina Zajak?

Sabrina Zajak ist Leiterin der Abteilung Konsens und Konflikt am Deutschen Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM). Sie beschäftigt sich mit den Auswirkungen von Extremismus und gesellschaftlichen Konflikten auf das Migrationsgeschehen.


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