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Werksschließungen bei VW? Aktionäre sollen Milliarden zurückzahlen

Angesichts der Krise bei Volkswagen fordern der BDI-Präsident und Politikerinnen drastische Maßnahmen. Drohen Werksschließungen? Aktionäre stehen in der Kritik, und die deutsche Industrie fordert dringend bessere Rahmenbedingungen.

Der Bundesverband der deutschen Industrie (BDI) hat vor dem Hintergrund der Krise bei Volkswagen erneut auf die schlechten Rahmenbedingungen für die deutsche Wirtschaft hingewiesen. BDI-Präsident Siegfried Russwurm äußerte am Samstag scharfe Kritik an den hohen Energiepreisen, Steuern sowie der "ausufernden Bürokratie". Zusätzlich bemängelte er eine "teils unzuverlässige öffentliche Infrastruktur", die den Industriestandort Deutschland gefährde.

"Die Probleme am Standort Deutschland sind offenkundig", betonte Russwurm in einem Interview mit der "Welt am Sonntag". Die Politik habe jedoch "noch nicht den Eindruck, dass sie die Dringlichkeit der Lage ausreichend verstanden hätte". Dies belaste die deutsche Industrie massiv und nicht nur vereinzelte Unternehmen.

Volkswagen habe in der Vergangenheit überwiegend erfolgreiche Jahre erlebt, doch in jüngster Zeit hätten sich die Rahmenbedingungen in Deutschland signifikant verschlechtert, so Russwurm. Diese Entwicklungen führten in bestimmten Märkten zu größeren Problemen als in anderen. "Die Etablierung der E-Mobilität muss im Einklang mit der Sicherung eines starken Industriestandorts Deutschland vorangetrieben werden", forderte er die Politik auf.

Am Montag hatte die Führung der VW-Kernmarke einen strikteren Sparkurs angekündigt und mögliche Werksschließungen sowie betriebsbedingte Kündigungen nicht mehr ausgeschlossen. Konzernchef Oliver Blume begründete diese Maßnahmen mit der schwierigen Lage auf dem europäischen Automarkt und der sinkenden Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Standorte.

Auch Linken-Chefin Janine Wissler schaltete sich in die Debatte ein und forderte die Aktionäre des Volkswagen-Konzerns auf, Dividenden in Milliardenhöhe zurückzuzahlen, um die Krise zu bewältigen. "Es ist unfassbar schäbig, dass VW behauptet, es könne nicht genügend Mittel aufbringen, um Werksschließungen und Entlassungen zu verhindern, während gleichzeitig 4,5 Milliarden Euro an Dividenden ausgeschüttet wurden", sagte sie der "Rheinischen Post". Sie forderte insbesondere den Porsche-Piëch-Clan zur Rückzahlung auf.

Wissler kritisierte zudem, dass die Verantwortung nicht bei den Beschäftigten, sondern bei den Verursachern der Misere liegen müsse. "Es kann nicht sein, dass die Zeche für jahrelanges Missmanagement die Beschäftigten und am Ende der Steuerzahler zahlen", fügte sie hinzu.

SPD-Chefin Saskia Esken warnte das VW-Management ebenfalls vor Werksschließungen und stellte infrage, ob diese den Konzern tatsächlich zukunftsfähig machen würden. "Gerade angesichts des demografischen Wandels verschärfen Entlassungen doch nur die Krise", sagte sie dem "Handelsblatt". Die Verantwortung für die Lage liege jedoch nicht allein bei der Politik: "Die Elektromobilität wurde von VW lange Jahre nicht ernstgenommen", kritisierte sie. Eine finanzielle Unterstützung des Bundes zur Stabilisierung des Konzerns lehnte Esken ab und verwies auf den engen Bundeshaushalt.

Bundeskanzler Olaf Scholz zeigte sich hingegen optimistisch. "Die deutsche Automobilindustrie baut die besten Autos weltweit", erklärte er dem "Tagesspiegel". Trotz der Krise bei Volkswagen sei die Autobranche gut aufgestellt, auch im Bereich der Elektromobilität.

OZD / ©AFP


OZD-Kommentar:
Volkswagen: Die Krise als Chance?
Die Krise bei Volkswagen wirft ein Schlaglicht auf die Herausforderungen des Industriestandorts Deutschland. Hohe Energiepreise, bürokratische Hürden und die schleppende Umsetzung der Elektromobilität gefährden nicht nur VW, sondern die gesamte Industrie. Die Politik muss dringend handeln, um den Standort zu stärken und den Übergang zur E-Mobilität voranzutreiben. Gleichzeitig müssen Unternehmen wie VW die Verantwortung für Missmanagement übernehmen. Es wäre ein fatales Signal, wenn die Aktionäre Dividenden kassieren, während Beschäftigte um ihre Arbeitsplätze bangen.

OZD-Prognose:
In den nächsten Wochen könnte es zu intensiveren Verhandlungen zwischen VW, Gewerkschaften und der Politik kommen, um Werksschließungen und Entlassungen zu verhindern. Der Druck auf die Aktionäre, ihre Dividenden zurückzuzahlen, wird weiter steigen. Es ist auch möglich, dass erste konkrete Maßnahmen zur Senkung der Energiepreise und Bürokratieerleichterungen angekündigt werden.

Biographien und Erklärungen:
Wer ist Siegfried Russwurm?
Siegfried Russwurm ist Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI). Zuvor war er in verschiedenen Führungspositionen bei Siemens tätig. Der studierte Ingenieur ist seit 2021 Präsident des BDI. Mehr Informationen auf der offiziellen Seite des BDI: BDI.

Wer ist Janine Wissler?
Janine Wissler ist seit 2021 Parteivorsitzende der Linken. Sie engagiert sich stark in sozialpolitischen Fragen und tritt für eine gerechtere Verteilung von Unternehmensgewinnen ein. Mehr Informationen über Janine Wissler finden sich auf der offiziellen Seite der Partei Die Linke: Die Linke.

Was ist der BDI?
Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) vertritt die Interessen der deutschen Industrie gegenüber der Politik. Der Verband setzt sich für bessere wirtschaftliche Rahmenbedingungen in Deutschland ein. Weitere Informationen: BDI.

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Foto: Axel Heimken / AFP