Die Deutschen bewerten die Qualität der allgemeinbildenden Schulen in ihrem jeweiligen Bundesland im Schnitt als mittelmäßig. Laut dem am Dienstag veröffentlichten Bildungsbarometer 2024 des Ifo-Instituts erhielten die Schulen im bundesweiten Durchschnitt die Schulnote 3,01. Besonders auffällig sind die Unterschiede zwischen den einzelnen Bundesländern.
Am besten schnitt Bayern mit einer Durchschnittsnote von 2,77 ab. "Rund 41 Prozent der Befragten vergaben hier die Noten eins oder zwei," erklärte das Ifo-Institut. Hamburg und Sachsen folgen auf den Plätzen zwei und drei mit Noten von 2,92 beziehungsweise 2,94. Auf den letzten Plätzen finden sich Bremen mit der Note 3,50 sowie Thüringen und Sachsen-Anhalt mit 3,17.
Auch die Bewertung der Bildungspolitik fiel insgesamt schlecht aus. "Nur 20 Prozent der Deutschen vergeben hier die Noten eins oder zwei," erläuterte Katharina Werner, stellvertretende Leiterin des Ifo-Zentrums für Bildungsökonomik. Gleichzeitig fordern 78 Prozent der Befragten eine Erhöhung der Staatsausgaben für Schulen, die Zustimmung liegt zwischen 73 Prozent in Bayern und 86 Prozent in Brandenburg.
Mehrheitlich befürworten die Deutschen Maßnahmen zur Verbesserung der Grundkompetenzen: 68 Prozent sprachen sich für einen verpflichtenden Kindergarten ab vier Jahren aus. "Auch verpflichtende Sprachtests und tägliche Leseeinheiten finden breite Unterstützung," fügte Vera Freundl, Ifo-Expertin, hinzu.
Ein weiteres Thema, das die Deutschen beschäftigt, ist der Lehrkräftemangel. "79 Prozent der Bürger glauben, dass dies die Schülerleistungen negativ beeinflussen wird," zeigt die Studie. Besorgt sind die Befragten auch über die wachsenden Unterschiede im Familienhintergrund, die 66 Prozent als negativen Einfluss auf die schulischen Leistungen ansehen.
Interessanterweise sind die Deutschen in Bezug auf die Digitalisierung und den Einsatz Künstlicher Intelligenz im Bildungssystem gespalten. Während 39 Prozent einen negativen Einfluss befürchten, erwarten 49 Prozent einen positiven Effekt auf die Schülerleistungen.
OZD / ©AFP
OZD-Kommentar:
Bildung in der Krise – aber noch Hoffnung
Das
Bildungsbarometer offenbart die Schwächen des deutschen Schulsystems.
Zwar schneidet Bayern relativ gut ab, doch insgesamt bleibt das Ergebnis
mittelmäßig. Vor allem der Lehrermangel und die mangelnde Ausstattung
sind Probleme, die dringend angegangen werden müssen. Die breite
Zustimmung für Reformen zeigt, dass die Gesellschaft bereit ist, mehr in
die Bildung zu investieren. Es liegt nun an der Politik, diese
Erwartungen zu erfüllen.
OZD-Prognose:
In den kommenden Monaten wird die Debatte über die Bildungsfinanzierung an Schärfe gewinnen. Insbesondere die Forderung nach mehr Staatsausgaben und die Digitalisierung des Bildungssystems werden zentrale Themen sein. Möglicherweise führen diese Diskussionen zu ersten Reformvorschlägen, die die Länder umsetzen könnten.
Biographien und Erklärungen:
Wer ist Katharina Werner?
Katharina Werner ist die stellvertretende Leiterin des Ifo-Zentrums für Bildungsökonomik und Expertin für Bildungspolitik.
Was ist das Ifo-Institut?
Das
Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung ist eines der führenden
Wirtschaftsforschungsinstitute in Deutschland und befasst sich unter
anderem mit wirtschaftspolitischen Fragen und der Bildungsforschung.
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Titelbild: © AFP