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Ist die Migration gescheitert? - Gründe? Eine Biographie seit 1945

Die Frage, ob die deutsche Migrationspolitik gescheitert ist und ob die derzeitige eine Gefahr darstellt, hängt stark von der Perspektive und den Bewertungskriterien ab. Es gibt sowohl Befürworter als auch Kritiker der aktuellen Politik, und beide Seiten haben unterschiedliche Argumente, die jeweils ihre Gültigkeit haben.


Argumente für das Scheitern der Migrationspolitik:

Überforderung der Kapazitäten: Viele Kritiker führen an, dass die deutsche Migrationspolitik, insbesondere seit 2015, die staatlichen Institutionen überfordert hat. Insbesondere in den Bereichen Integration, Unterbringung und Arbeitsmarktintegration sei der Zustrom von Geflüchteten zu groß gewesen, um eine effektive Eingliederung sicherzustellen.

Sicherheitsbedenken: Es gibt Befürchtungen, dass die Kontrolle über die Migration nicht ausreichend ist und dass dies zu sicherheitspolitischen Risiken führen kann. Angesichts terroristischer Bedrohungen und krimineller Aktivitäten betonen Kritiker, dass strengere Maßnahmen erforderlich sind.

Soziale Spannungen: Einige Beobachter machen zunehmende soziale Spannungen für den hohen Migrationsdruck verantwortlich. Es wird argumentiert, dass die Integration nur teilweise erfolgreich war und dass es nach wie vor Parallelgesellschaften gibt, was zu einem Gefühl der Unsicherheit bei Teilen der Bevölkerung geführt hat.

Politische Radikalisierung: Der Anstieg populistischer Parteien, insbesondere der AfD, in Ostdeutschland und anderen Teilen des Landes wird oft auf die Migrationspolitik zurückgeführt. Diese Parteien nutzen die Angst und Unzufriedenheit in der Bevölkerung, um gegen Migranten Stimmung zu machen und anti-demokratische Tendenzen zu fördern.

Argumente gegen das Scheitern der Migrationspolitik:

Erfolge bei der Integration: Die Bundesregierung und Befürworter der Migrationspolitik heben hervor, dass viele Migranten erfolgreich integriert wurden. Viele Geflüchtete haben Zugang zum Arbeitsmarkt gefunden, und Programme zur Sprachförderung und Berufsausbildung haben Früchte getragen.

Verpflichtung zu humanitären Werten: Deutschland sieht sich in der Verantwortung, Menschen in Not zu helfen. Die Aufnahme von Flüchtlingen im Rahmen der Genfer Flüchtlingskonvention und der EU-Abkommen gilt als Ausdruck von humanitären Werten und moralischer Verantwortung. Kritiker der Abschottungspolitik argumentieren, dass der Schutz von Menschenleben und die Wahrung von Menschenrechten über kurzfristigen innenpolitischen Bedenken stehen müssen.

Beitrag zur Wirtschaft: Viele Migranten haben zur deutschen Wirtschaft beigetragen, insbesondere in Zeiten des Fachkräftemangels. Die demografischen Herausforderungen Deutschlands erfordern langfristig die Zuwanderung, um das Sozialsystem und den Arbeitsmarkt zu stabilisieren.

Potenzielle Gefahren der aktuellen Migrationspolitik:

Wachsende gesellschaftliche Polarisierung: Wenn die Probleme rund um Integration, Sicherheit und Identitätspolitik nicht gelöst werden, könnten populistische und extremistische Parteien weiter an Zulauf gewinnen und die Gesellschaft noch stärker spalten.

Belastung für die EU und das Schengen-System: Die Diskussion um Grenzkontrollen und die Verteilung von Geflüchteten stellt auch die EU vor eine Zerreißprobe. Einige befürchten, dass das europäische Migrations- und Asylsystem langfristig zusammenbrechen könnte, wenn keine kohärente Lösung gefunden wird.

Fehlende strategische Neuausrichtung: Manche Experten argumentieren, dass es an einer langfristigen Vision für die Migrationspolitik fehlt. Wenn keine umfassenden Reformen umgesetzt werden, um sowohl legale Migration als auch die Integration besser zu steuern, könnte dies zu anhaltenden Problemen führen.

Fazit:

Ob die deutsche Migrationspolitik als gescheitert angesehen wird oder nicht, hängt stark von der Perspektive ab. Es gibt zweifellos Herausforderungen, insbesondere in Bezug auf Integration, Sicherheit und die politische Landschaft. Die Gefahr besteht vor allem darin, dass ungelöste Probleme soziale Spannungen verstärken und populistische Kräfte stärken könnten. Eine bessere Steuerung, engere europäische Zusammenarbeit und effektive Integrationsprogramme könnten jedoch dazu beitragen, diese Risiken zu mindern.

Die Biographie der Migration

Nachkriegszeit und Arbeitsmigration (1945–1970er Jahre)

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Deutschland zu einem bedeutenden Zielland für Migranten. Zunächst bestand ein Großteil der Migration aus Flüchtlingen und Vertriebenen, die aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten sowie den besetzten und befreiten Gebieten Europas kamen.

In den 1950er und 1960er Jahren förderte die deutsche Bundesregierung die Arbeitsmigration im Zuge des "Wirtschaftswunders". Im Jahr 1955 begann Deutschland, bilaterale Abkommen mit Ländern wie Italien, Griechenland, der Türkei und später Jugoslawien abzuschließen, um sogenannte "Gastarbeiter" ins Land zu holen. Ziel war es, den wachsenden Bedarf an Arbeitskräften in der Industrie zu decken. Damals ging man davon aus, dass die Gastarbeiter nur temporär bleiben und in ihre Heimatländer zurückkehren würden.

Asylgesetzgebung und Anwerbestopp (1970er–1990er Jahre)

Mit dem Anwerbestopp im Jahr 1973 endete die offizielle Arbeitsmigration, doch viele Gastarbeiter blieben in Deutschland und holten ihre Familien nach. In den 1970er Jahren stiegen die Zuwanderungen aus humanitären Gründen, insbesondere Asylsuchende aus politisch instabilen Regionen wie dem Nahen Osten oder Lateinamerika.

Das deutsche Asylrecht, das im Grundgesetz verankert ist, wurde zu einem wichtigen Thema der Migrationspolitik. In den 1990er Jahren, nach dem Ende des Kalten Krieges und dem Zerfall Jugoslawiens, erlebte Deutschland eine Welle von Flüchtlingen aus dem Balkan. Die steigenden Asylbewerberzahlen führten zu Debatten über das Asylsystem, was 1993 zur Änderung des Asylrechts führte. Der sogenannte Asylkompromiss begrenzte das Recht auf Asyl und führte die Regelung ein, dass Flüchtlinge, die über ein sicheres Drittland nach Deutschland einreisten, kein Asyl mehr beantragen konnten.

Europäische Integration und Migration (2000er Jahre)

Mit der Erweiterung der Europäischen Union im Jahr 2004 und der Einführung des Schengen-Raums veränderte sich die Migrationspolitik in Deutschland erneut. Die Freizügigkeit innerhalb der EU ermöglichte es Bürgern neuer Mitgliedstaaten, wie Polen oder Ungarn, nach Deutschland zu ziehen und dort zu arbeiten. Dies führte zu einem Anstieg der EU-internen Migration.

Parallel dazu nahm die Einwanderung von qualifizierten Arbeitskräften außerhalb der EU zu. Mit der Einführung der Blue Card EU im Jahr 2012 wurde der Zuzug hochqualifizierter Fachkräfte aus Nicht-EU-Staaten erleichtert. Dies sollte den Mangel an Fachkräften in bestimmten Branchen wie Ingenieurwesen oder IT lindern.

Flüchtlingskrise 2015 und die Merkel-Ära

Einer der markantesten Wendepunkte der deutschen Migrationspolitik war die Flüchtlingskrise 2015, als Hunderttausende Menschen vor allem aus Syrien, dem Irak und Afghanistan nach Europa und insbesondere nach Deutschland flüchteten. Bundeskanzlerin Angela Merkel öffnete die Grenzen für viele dieser Flüchtlinge und prägte den Satz: "Wir schaffen das!"

Diese Entscheidung führte zu einer erheblichen Polarisierung in der deutschen Gesellschaft und Politik. Während viele Merkels Entscheidung als humanitär notwendig lobten, kritisierten andere die mangelnde Vorbereitung und die Herausforderungen bei der Integration der vielen Neuankömmlinge. Dies trug zur Entstehung der rechtspopulistischen Partei AfD bei, die das Thema Migration stark politisierte.

Aktuelle Herausforderungen und Reformen

In den letzten Jahren haben sich die Debatten über Migration in Deutschland auf Fragen der Integration, des Fachkräftemangels und der irregulären Migration konzentriert. Das Thema Abschiebungen und die Zurückweisung von Geflüchteten an den Grenzen sind besonders kontrovers, ebenso wie die Frage, wie mit dem Familiennachzug umgegangen werden soll.

Die 2020 eingeführte Fachkräftezuwanderungsgesetz markiert einen wichtigen Schritt zur Steuerung der Migration von Arbeitskräften nach Deutschland. Es soll den Zuzug von qualifizierten Fachkräften aus Nicht-EU-Ländern vereinfachen und ist Teil der Bemühungen, den demografischen Wandel und den Fachkräftemangel zu bewältigen.

Aktuelle Entwicklungen (2020er Jahre)

Mit der Ampelkoalition (SPD, Grüne, FDP) seit 2021 wird erneut über Anpassungen in der Migrations- und Integrationspolitik diskutiert. Themen wie die Erhöhung von Rückführungen, eine Reform des Asylsystems und die Bekämpfung illegaler Migration sind wieder verstärkt in den politischen Fokus gerückt. Gleichzeitig gibt es Bemühungen, Migration besser zu regulieren und qualifizierte Fachkräfte gezielt anzuziehen, um die wirtschaftlichen Herausforderungen zu bewältigen.

Deutschland befindet sich weiterhin in einem Spannungsfeld zwischen humanitären Verpflichtungen, europäischer Zusammenarbeit und dem Wunsch nach einer strikteren Kontrolle der Migrationsströme. Die kommende Zeit wird zeigen, wie die deutsche Migrationspolitik diese Herausforderungen in einer sich wandelnden Welt meistert.


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