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Ab heute Grenzkontrollen in Deutschland: Sorgen in Grenzregionen und Kritik aus Europa

Ab heute kontrolliert Deutschland auch die Grenzen im Norden und Westen, um unerlaubte Einreisen zu verhindern. Kritische Stimmen aus Grenzregionen und europäische Bedenken begleiten die Maßnahme, während Bundesinnenministerin Nancy Faeser eine flexible Handhabung zusichert.

Ab diesem Montag werden auch im Norden und Westen Deutschlands verstärkte Grenzkontrollen eingeführt. Ziel ist es, unerlaubte Einreisen besser zu verhindern. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) betonte im Vorfeld, dass die Maßnahmen flexibel gehandhabt würden, um den Pendlerverkehr und die Wirtschaft so wenig wie möglich zu beeinträchtigen. „Wir wollen flexibel auf die Lage reagieren und die Kontrollen möglichst zielgerichtet durchführen,“ sagte Faeser.

Bisher gab es solche Kontrollen bereits im Osten und Süden Deutschlands, insbesondere an der Grenze zu Österreich und Tschechien. Jetzt werden die Grenzabschnitte zu Dänemark sowie den Benelux-Staaten einbezogen.

Die neuen Kontrollen stoßen jedoch auf Kritik, besonders aus den betroffenen Grenzregionen. Vor allem in den Gebieten zu den Benelux-Staaten und zu Dänemark befürchten viele Pendlerinnen und Pendler wirtschaftliche Nachteile und Behinderungen im Berufsverkehr. Die Grenzregionen leben von einem engen grenzüberschreitenden Austausch, der durch regelmäßige Kontrollen empfindlich gestört werden könnte.

Auch auf europäischer Ebene gibt es Bedenken. Polens Ministerpräsident Donald Tusk äußerte sich kritisch und lehnte die Kontrollen an den EU-Binnengrenzen ab. Er forderte stattdessen verstärkte Kontrollen an den Außengrenzen der EU, um Migration zu regulieren. „Kontrollen innerhalb der EU untergraben den Geist von Schengen und stören den freien Reiseverkehr,“ erklärte Tusk.

Die Bundespolizei meldete zudem Bedenken hinsichtlich der personellen Kapazitäten, um die neuen Maßnahmen umzusetzen. Es sei eine Herausforderung, genügend Personal bereitzustellen, um die Kontrollen effizient durchzuführen.

OZD / ©AFP

Balance zwischen Sicherheit und Mobilität – eine schwierige Aufgabe

Die Einführung von Grenzkontrollen im Norden und Westen Deutschlands zeigt, wie stark die Sicherheitsbedenken in Europa zugenommen haben. Es bleibt jedoch die Frage, ob solche Kontrollen, die den freien Reiseverkehr in der EU einschränken, tatsächlich die unerlaubte Migration reduzieren können. Die Kritik aus den Grenzregionen und von europäischen Partnern zeigt, dass es eine schwierige Balance zwischen Sicherheitsinteressen und dem Erhalt der wirtschaftlichen und sozialen Mobilität gibt. Die Bundesregierung wird genau abwägen müssen, wie sie diesen Spagat meistert. In den kommenden Monaten wird die Diskussion über Grenzkontrollen und den Schutz der EU-Außengrenzen weiter an Fahrt aufnehmen. Sollte sich herausstellen, dass die Maßnahmen unerwünschte wirtschaftliche Auswirkungen auf die Grenzregionen haben oder zu starken Störungen des Pendlerverkehrs führen, könnte es zu weiteren Anpassungen der Kontrollen kommen. Ein europäisches Vorgehen wird immer drängender, um sowohl Sicherheitsbedenken als auch den freien Personen- und Warenverkehr in Einklang zu bringen.

Was ist Schengen?

Das Schengener Abkommen ist ein völkerrechtlicher Vertrag, der den freien Reiseverkehr in weiten Teilen Europas ermöglicht. Innerhalb der Schengen-Zone gibt es keine systematischen Grenzkontrollen, was den freien Personen- und Warenverkehr fördert. Maßnahmen wie die neuen Kontrollen an deutschen Grenzen stehen im Widerspruch zu diesem Grundsatz und sind nur zeitweise zulässig.

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