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Kanzlerkandidatur der Union: Wüst stärkt Merz, CSU bleibt zögerlich

In der Debatte um die Kanzlerkandidatur der Union mahnen CDU-Politiker wie Thorsten Frei zur Geschlossenheit. Hendrik Wüst stärkt Merz den Rücken, doch die CSU lässt die Entscheidung weiter offen. Kann die Union vereint in den Wahlkampf ziehen?

In der Diskussion um die Kanzlerkandidatur der Union hat der CDU-Parlamentsgeschäftsführer Thorsten Frei die Parteibasis zu Geschlossenheit aufgerufen. „Wahlsiege würden nur mit einem hohen Maß an Geschlossenheit errungen“, erklärte Frei gegenüber der „Rheinischen Post“. Seine Äußerungen spiegeln die Bemühungen wider, die Union vor der anstehenden Bundestagswahl 2025 hinter einem gemeinsamen Kanzlerkandidaten zu vereinen.

Aus der CDU erhielt der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Hendrik Wüst Lob für seine Entscheidung, auf eine eigene Kanzlerkandidatur zu verzichten und stattdessen Friedrich Merz zu unterstützen. „Das würde die gemeinsamen Wahlchancen der Union enorm erhöhen“, so Wüst. Seine Worte sind ein deutlicher Appell an die CSU, Merz als Kanzlerkandidaten mitzutragen.

Doch die Schwesterpartei aus Bayern, angeführt von Markus Söder, sieht in Wüsts Entscheidung noch keine endgültige Weichenstellung. „Es gibt überhaupt noch keine Entscheidung“, erklärte der Vorsitzende der CSU-Landtagsfraktion, Klaus Holetschek, der „Bild“. „So lange nix beschlossen ist, ist auch nichts entschieden.“ Eine Entscheidung über den Kanzlerkandidaten werde erst nach der anstehenden Wahl in Brandenburg getroffen, fügte er hinzu.

Unions-Parlamentsgeschäftsführer Frei lobte die Entscheidung Wüsts als „einmal mehr sein hohes Verantwortungsbewusstsein für unser Land“. Auch Unions-Fraktionsvize Jens Spahn begrüßte diesen Schritt und nannte Wüsts Verzicht einen „wichtigen Grundstein für die Geschlossenheit der Union und damit für den Wahlsieg 2025“.

Ähnliche Worte fand der Vorsitzende der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA), Dennis Radtke, der die Bedeutung von Einigkeit betonte: „Nur mit Geschlossenheit und gutem Teamgeist werden Wahlen gewonnen.“

Während Friedrich Merz innerhalb der CDU starke Unterstützung erfährt, zeigt eine aktuelle Umfrage des „Stern“, dass Markus Söder in der Öffentlichkeit besser abschneidet. 63 Prozent der Deutschen attestierten dem CSU-Chef Führungsstärke, während Merz auf 51 Prozent kommt. In der Frage, ob der Politiker „wisse, was die Menschen bewege“, lag Söder mit 49 Prozent vor Merz, den nur 33 Prozent in dieser Hinsicht als kompetent einschätzten. Allerdings bewerten 47 Prozent der Befragten Merz als kompetent, was ihn leicht vor Söder positioniert.

Diese Zahlen stammen aus einer Forsa-Umfrage, die am 12. und 13. September 1009 Menschen telefonisch befragte. Die Fehlertoleranz beträgt plus/minus drei Prozentpunkte.

OZD / ©AFP


OZD-Kommentar:
Spagat zwischen Geschlossenheit und Führungsschwäche?
Die Debatte um die Kanzlerkandidatur der Union offenbart das altbekannte Dilemma: Geschlossenheit ist der Schlüssel zu Wahlerfolgen, doch die Union steht unter großem Druck, einen Kandidaten zu finden, der nicht nur intern Zustimmung findet, sondern auch beim Wähler. Wüsts Entscheidung, Merz zu unterstützen, könnte der CDU den nötigen Rückenwind geben – doch Söders zögerliche Haltung birgt das Risiko, die Union erneut in einen offenen Machtkampf zu treiben. Die Umfragen zeigen, dass Söder in der Öffentlichkeit eine stärkere Führungsrolle zugeschrieben wird, während Merz zwar als kompetent wahrgenommen wird, aber weniger als jemand, der die Menschen versteht. Ohne eine klare Einigung droht der Union ein schmerzhafter innerparteilicher Konflikt, der in den kommenden Wochen weiter eskalieren könnte.

OZD-Prognose:
Die Union wird in den kommenden Wochen mit wachsendem Druck konfrontiert sein, sich auf einen Kanzlerkandidaten zu einigen. Nach der Wahl in Brandenburg wird es zu intensiven Verhandlungen zwischen CDU und CSU kommen. Sollte keine schnelle Einigung erzielt werden, könnte die Union im Wahlkampf an Geschlossenheit verlieren.

Biographien und Erklärungen:
Wer ist Thorsten Frei?
Thorsten Frei ist der Parlamentarische Geschäftsführer der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und Mitglied des Bundestages seit 2013. Er ist bekannt für seine Positionen zu Innenpolitik und plädiert regelmäßig für die Einigkeit der Union in politischen Fragen. Offizielle Webseite der CDU/CSU-Bundestagsfraktion.

Wer ist Hendrik Wüst?
Hendrik Wüst ist seit Oktober 2021 Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen und Mitglied der CDU. Er gilt als pragmatischer Politiker, der in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen hat. Offizielle Webseite von Hendrik Wüst.

Was ist die CSU?
Die CSU (Christlich-Soziale Union) ist die bayerische Schwesterpartei der CDU und spielt traditionell eine wichtige Rolle in der deutschen Politik, insbesondere bei der Wahl des Kanzlerkandidaten der Union. Offizielle Webseite der CSU.

Hinweise:
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Foto: Tobias SCHWARZ / AFP