Zwischenfälle wie der Schusswechsel am Sonntagmorgen sind an der De-Facto-Grenze zwischen Nord- und Südkorea äußerst selten. Die unmittelbar an den Grenzstreifen angrenzenden Gebiete gehören zu den am strengsten bewachten Gebieten der Welt.
Schwer bewachtes Niemandsland
Der vier Kilometer breite Grenzstreifen trennt Süd- und Nordkorea auf einer Gesamtlänge von 250 Kilometern. Patrouillen innerhalb des Gebiets sind erlaubt, dabei dürfen die Soldaten aber nicht die Demarkationslinie, also die Grenze zwischen beiden Ländern, überschreiten.
Die entmilitarisierte Zone ist in den vergangenen Jahrzehnten zum Niemandsland geworden. Da nur wenige Menschen das Sperrgebiet betreten dürfen, hat sich dort in weiten Teilen üppiger Wald ausgebreitet, der zu einem Rückzugsgebiet für seltene Tier- und Pflanzenarten geworden ist. Weniger idyllisch ist der Anblick des Stacheldrahtzauns und der zahlreichen Wachtürme, die sich über die Zone verteilen.
Der Grenzort Panmunjom
Panmunjom steht wie kein anderer Ort für die Teilung Koreas. Zugleich symbolisiert er die Hoffnung auf eine Annäherung der beiden Staaten. Beide Seiten nutzen Panmunjom seit vielen Jahren für Kontakte: Mehrere Gebäude dort sind direkt über die Grenze gebaut. Verhandlungspartner können sich in einem gemeinsamen Raum treffen, ohne ihr jeweiliges Land zu verlassen. Die Grenze verläuft durch den Verhandlungstisch.
Im April 2018 trafen sich Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un und Südkoreas Staatschef Moon Jae In in Panmunjom, um dort zusammen in beiden Richtungen die Demarkationslinie zu überschreiten. Gut ein Jahr später vollzogen auch US-Präsident Donald Trump und Kim diese symbolische Geste.
Tourismus
Panmunjom zieht auch Touristen an, die sich in den blauen Baracken über den Konflikt auf der koreanischen Halbinsel informieren können. In einer Glasvitrine auf der nordkoreanischen Seite sind zwei Äxte ausgestellt, die an eines der brisantesten Ereignisse in Panmunjom erinnern.
Im Jahr 1976 wollten zwei US-Soldaten eine Pappel zurückschneiden, weil deren Äste den Ausblick eines Beobachtungsposten versperrten. Nach Nordkoreas Darstellung drangen sie dabei auf nordkoreanisches Territorium vor: Nordkoreaner griffen die US-Soldaten an und töteten sie mit deren eigenen Äxten.
Was folgte, ging als teuerste Baumschneideaktion in die Geschichte ein. Die US-Armee gab nicht auf und näherte sich der Pappel mit einem militärischen Großaufgebot: Mehr als 800 Soldaten, 23 Militärfahrzeuge, 27 Helikopter und mehrere B52-Kampfbomber waren im Einsatz, um die Äste der Pappel zurückzuschneiden. Diesmal nahm Nordkorea den Baumschnitt hin.
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© Agence France-Presse