Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bahn, Richard Lutz, hat deutliche Verbesserungen bei der Pünktlichkeit seines Unternehmens versprochen. "Die Probleme werden sehr viel früher, sehr viel radikaler, fundamentaler und disruptiver angegangen," sagte Lutz in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen vom Freitag. Bereits 2024 sollen erste Fortschritte erkennbar sein. Dennoch räumte er ein, dass die Fahrgäste sich noch auf Jahre hinaus nur eingeschränkt auf die Fahrpläne verlassen können.
Am Mittwoch hatte der Bahnvorstand einen umfassenden Sanierungsplan vorgestellt, der unter anderem von Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) gefordert worden war. Ziel des Plans ist es, die Pünktlichkeit im Fernverkehr bis 2027 auf 75 bis 80 Prozent zu steigern. Derzeit erreichen lediglich gut 61 Prozent der Züge ihr Ziel mit weniger als 15 Minuten Verspätung.
Um die Pünktlichkeit zu verbessern, schlug Lutz vor, den Fahrplan auf besonders stark frequentierten Strecken zu entschlacken. "In den Knoten und auf den überlasteten Strecken wäre es sinnvoll, das Gesamtsystem zu entlasten," sagte er weiter. Dies solle in Abstimmung mit der Bundesnetzagentur erfolgen, die die Streckenbelegung regelt.
Der Schwerpunkt des Sanierungsplans liegt auf der Modernisierung der stark sanierungsbedürftigen Schieneninfrastruktur. Allerdings betonte Lutz, dass die Bauarbeiten selbst zu weiteren Störungen im Bahnbetrieb führen könnten. Doch ab 2027 soll der Fahrplan dank eines neuen „vertakteten Bausystems“, bei dem Baustellen in den Fahrplan integriert werden, wieder verlässlicher werden.
Bundesverkehrsminister Wissing forderte neben einer besseren Pünktlichkeit auch eine höhere Wirtschaftlichkeit des Bahnkonzerns. Dies soll unter anderem durch Einsparungen beim Verwaltungspersonal erreicht werden. Der Sanierungsplan sieht einen Personalabbau bis 2027 vor, der vor allem die Bereiche Verwaltung, Vertrieb und indirekte operative Funktionen betreffen wird.
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Die Bahn zwischen Fortschritt und Frustration
Die Ankündigung von Bahnchef Lutz, radikale Maßnahmen zu ergreifen, mag Hoffnung für die von Verspätungen geplagten Fahrgäste wecken. Doch gleichzeitig wird klar, dass die Bahn ihre Probleme nicht über Nacht lösen kann. Die überlastete Infrastruktur und die notwendigen Bauarbeiten bleiben ein zentrales Hindernis auf dem Weg zu mehr Pünktlichkeit. Ob die geplanten Maßnahmen langfristig die erhoffte Effizienzsteigerung bringen, bleibt abzuwarten. Der angekündigte Personalabbau zeigt, dass die Bahn auch intern große Umstrukturierungen plant – die Frage ist, ob dies ohne negative Auswirkungen auf die Servicequalität möglich ist.
Biographien und Erklärungen:
Wer ist Richard Lutz?
Richard
Lutz ist seit 2017 Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bahn AG. Der
promovierte Wirtschaftswissenschaftler begann seine Karriere bei der
Bahn 1994 und ist maßgeblich für die aktuellen Restrukturierungs- und
Sanierungsmaßnahmen verantwortlich.
Was ist die Deutsche Bahn AG?
Die
Deutsche Bahn AG ist das größte Eisenbahnunternehmen Europas und einer
der führenden Mobilitäts- und Logistikkonzerne weltweit. Sie betreibt
sowohl den Personen- als auch den Güterverkehr auf dem Schienenweg und
ist in vielen weiteren Bereichen der Infrastruktur tätig.
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Titelbild: © AFP