Trotz massiver israelischer Angriffe auf die Hisbollah im Libanon hat die pro-iranische Miliz am Wochenende ihre Angriffe verstärkt. Nach israelischen Angaben wurden in der Nacht zum Sonntag rund 150 Raketen und Drohnen auf Israel abgefeuert, darunter auf Randgebiete der Stadt Haifa. Hisbollahs stellvertretender Chef, Naim Kassem, sprach von einer "neuen Phase" im Konflikt mit Israel und drohte mit weiteren Angriffen.
Diese Eskalation folgt auf den gezielten Tod des hochrangigen Hisbollah-Kommandeurs Ibrahim Akil, der bei einem israelischen Luftschlag in Beirut ums Leben kam. Akil führte die Elite-Einheit Radwan, die als besonders kampferprobt gilt. Bei dem Angriff starben 16 weitere Hisbollah-Kommandeure sowie 45 Zivilisten, darunter Frauen und Kinder.
Israel und die Hisbollah sind seit dem Gaza-Krieg in eine zunehmend militärische Auseinandersetzung verwickelt. Premierminister Benjamin Netanjahu drohte am Sonntag, dass "weitere Schläge" gegen die Hisbollah folgen würden, wenn diese ihre Angriffe nicht stoppe. „Wenn die Hisbollah die Botschaft nicht verstanden hat, verspreche ich, sie wird es bald tun“, so Netanjahu.
Während Israel laut eigenen Angaben hunderte Raketenabschussrampen im Südlibanon zerstörte, intensivierte die Hisbollah am Wochenende ihre Angriffe auf strategische Ziele in Israel, darunter Industrieanlagen und Militärstützpunkte. Im Norden Israels suchten zahlreiche Menschen Schutz in Bunkern, Schulen in Grenznähe blieben geschlossen.
Der israelische Armeesprecher Nadav Schoschani bestätigte, dass vier Personen durch Granatsplitter verletzt wurden. Internationale Beobachter befürchten eine weitere Eskalation, besonders in der kommenden Woche, wenn die UN-Generaldebatte in New York beginnt. UN-Generalsekretär António Guterres warnte, dass der Libanon zu einem "zweiten Gaza" werden könnte.
Die US-Regierung und die EU zeigten sich ebenfalls besorgt über die zunehmende Gewalt. John Kirby, Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats der USA, erklärte, dass eine militärische Eskalation nicht im besten Interesse Israels liege.
OZD / AFP
OZD-Kommentar:
Die Eskalation am Libanon: Ein unlösbarer Konflikt?
Die erneute Eskalation zwischen Israel und der Hisbollah wirft die Frage auf, wie lange dieser Konflikt noch andauern kann. Die Hisbollah scheint entschlossen, ihren militärischen Kampf gegen Israel auszuweiten, was wiederum die israelische Regierung zu immer härteren Reaktionen zwingt. Die diplomatische Isolation des Libanon und die Verstrickung in den Konflikt mit Israel lassen wenige Spielräume für Verhandlungen.
In der kommenden Woche dürfte der Konflikt das beherrschende Thema bei den internationalen Gesprächen werden. Trotz der massiven Besorgnis auf globaler Ebene scheint keine der beiden Seiten bereit zu sein, Schritte in Richtung eines Waffenstillstands zu unternehmen. In der kommenden Woche ist deshalb kaum mit einer Entspannung der Lage zu rechnen.
Biographien und Erklärungen:
Wer ist Naim Kassem?
Naim Kassem ist der stellvertretende Generalsekretär der libanesischen Hisbollah. Er ist eine der Schlüsselfiguren der schiitischen Miliz und eng mit dem Iran verbunden.
Was ist die Hisbollah?
Die Hisbollah ist eine schiitische Miliz und politische Partei im Libanon, die von Iran unterstützt wird. Sie wird von den USA, Israel und vielen westlichen Staaten als Terrororganisation eingestuft, während sie in Teilen der arabischen Welt als Widerstandsbewegung angesehen wird.
Wer ist Benjamin Netanjahu?
Benjamin Netanjahu ist der amtierende Premierminister Israels. Er gilt als Hardliner in der israelischen Politik und setzt auf eine konsequente militärische Auseinandersetzung mit der Hisbollah und der Hamas.
Hinweise:
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Foto: Jack Guez / AFP