Das Deutschlandticket wird zum Jahreswechsel um gut 18 Prozent teurer. Ab Januar 2024 müssen Fahrgäste statt bisher 49 Euro nun 58 Euro monatlich zahlen. Die Verkehrsminister der Länder einigten sich am Montag auf die Preiserhöhung, um die gestiegenen Mehrkosten der Verkehrsunternehmen auszugleichen. Die Zuschüsse von Bund und Ländern in Höhe von jährlich jeweils 1,5 Milliarden Euro reichten nicht mehr aus, weshalb eine Anhebung des Ticketpreises unumgänglich war.
"Das ist, wie wir finden, eine maßvolle Preissteigerung," erklärte Oliver Krischer, Verkehrsminister von Nordrhein-Westfalen (Grüne). Trotz der Erhöhung sei das Ticket nach wie vor eines der günstigsten Angebote im öffentlichen Nahverkehr. Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen (CDU) forderte gleichzeitig einen automatisierten Preismechanismus, um zukünftige Diskussionen zu vermeiden. "Wir müssen weg von ständigen Verhandlungen um jeden Euro," betonte er.
Die Preiserhöhung trifft auf gemischte Reaktionen. Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) lobte den Schritt als "klug, mutig und notwendig", um die Finanzierung des Tickets im nächsten Jahr zu sichern. Olaf Lies (SPD), Verkehrsminister von Niedersachsen, machte deutlich, dass ohne die Erhöhung das gesamte Konzept des Deutschlandtickets infrage gestanden hätte.
Verbraucherschützer und Umweltschützer hingegen sehen die Preiserhöhung kritisch. Ramona Pop, Vorsitzende des Verbraucherzentrale Bundesverbandes, warnte vor einer "Preisspirale" und fehlender Verlässlichkeit für Fahrgäste. Der Fahrgastverband Pro Bahn befürchtet, dass weniger Menschen das Ticket nutzen werden, wenn die Preise weiter steigen. "Wenn die Reisendenzahlen sinken, haben wir am Ende nichts gewonnen," kritisierte der Vorsitzende Detlef Neuß.
Auch Umweltschützer sind besorgt. Lena Donat von Greenpeace warnte, dass die Entscheidung "fast die Hälfte der Menschen abschrecken wird, die schon ein D-Ticket haben oder daran interessiert sind". Der BUND fordert ein einheitliches Sozialticket für maximal 29 Euro, das bislang nur in einigen Bundesländern angeboten wird.
OZD / © AFP
OZD-Kommentar:
Eine verpasste Chance für mehr nachhaltige Mobilität
Die Preiserhöhung des Deutschlandtickets wirft Fragen auf: Ist dies der richtige Schritt für eine moderne und nachhaltige Verkehrspolitik? Während die Verkehrsunternehmen die Erhöhung als notwendig betrachten, wird deutlich, dass viele Menschen abgeschreckt sein könnten, vor allem in Zeiten steigender Lebenshaltungskosten. Diese Entscheidung könnte das Ziel, mehr Menschen für den öffentlichen Nahverkehr zu gewinnen, konterkarieren. Ein Sozialticket für 29 Euro wäre eine gerechtere Lösung, um Mobilität für alle bezahlbar zu machen.
OZD-Prognose:
In
den kommenden Monaten ist mit weiteren Diskussionen über die
Finanzierung des Deutschlandtickets zu rechnen. Sollte die Fahrgastzahl
durch die Preiserhöhung sinken, könnten Bund und Länder erneut über
Preisanpassungen oder alternative Finanzierungsmodelle debattieren. Der
Ruf nach einem bundesweit einheitlichen Sozialticket könnte weiter an
Bedeutung gewinnen.
Biographien und Erklärungen:
Wer ist Oliver Krischer?
Oliver
Krischer ist seit 2021 Verkehrsminister von Nordrhein-Westfalen und
Mitglied der Grünen. Er setzt sich für eine nachhaltige Verkehrspolitik
und die Förderung des öffentlichen Nahverkehrs ein. Offizielle Webseite von Oliver Krischer
Was ist das Deutschlandticket?
Das
Deutschlandticket, eingeführt im Mai 2023, ermöglicht für einen festen
monatlichen Preis von ursprünglich 49 Euro die Nutzung des Nahverkehrs
in ganz Deutschland. Es ist eine Nachfolgeregelung des 9-Euro-Tickets,
das im Sommer 2022 große Erfolge erzielte. Deutschlandticket auf Wikipedia
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