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Israel weitet Angriffe auf Hisbollah aus – Schockwelle im Libanon

Israels militärische Operationen gegen die Hisbollah im Libanon eskalieren. Mit über 800 Angriffen auf Hisbollah-Ziele und dramatisch steigenden Opferzahlen steht die Region am Rande eines neuen Krieges.

Israel hat seine militärischen Angriffe auf die Hisbollah-Miliz im Libanon massiv ausgeweitet. Am Montag kündigte die israelische Armee "umfangreichere und präzisere Angriffe gegen Terrorziele" im ganzen Land an und rief die libanesische Bevölkerung dazu auf, sich in Sicherheit zu bringen. Nach eigenen Angaben griff die Armee mehr als 800 Hisbollah-Ziele an. Die libanesische Regierung berichtete von 274 Toten und hunderten Verletzten, während am Abend neue Angriffe im Osten gemeldet wurden.

Daniel Hagari, der Sprecher der israelischen Armee, forderte die libanesische Zivilbevölkerung auf, Gebiete, die von der Hisbollah für militärische Zwecke genutzt werden, zu meiden. "Zivilisten in libanesischen Dörfern, die sich in oder in der Nähe von Gebäuden befinden, die von der Hisbollah genutzt werden, sollten diese meiden," sagte Hagari.

Laut der libanesischen Nachrichtenagentur wurden in der Hauptstadt Beirut und weiteren Regionen des Landes Nachrichten an Festnetzanschlüsse versandt, die zur Evakuierung aufforderten. Tausende Familien flohen nach Angaben des libanesischen Gesundheitsministeriums.

Die nationale Nachrichtenagentur berichtete, dass "mehr als 80 Luftangriffe" innerhalb einer halben Stunde den Süden des Libanon trafen. Auch die östliche Bekaa-Ebene war Ziel der Angriffe. Die Zahl der Opfer stieg dramatisch. "Es war die höchste Opferzahl seit Beginn der Kämpfe," berichtete das libanesische Gesundheitsministerium.

Am Nachmittag kündigte Hagari einen "großangelegten Angriff in der Bekaa-Ebene" an, um dort Raketen und Drohnen der Hisbollah zu zerstören. "In den Häusern in der Bekaa-Ebene gibt es Raketen und Drohnen, die eine Bedrohung für Israel darstellen," erklärte er.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sprach von einer entscheidenden Wende im Sicherheitsgleichgewicht. "Ich habe versprochen, wir würden das Sicherheitsgleichgewicht im Norden verändern – und genau das tun wir," sagte Netanjahu während eines Sicherheitstreffens.

Die Spannungen zwischen Israel und der Hisbollah hatten sich in den vergangenen Tagen erneut verschärft. Die israelische Armee tötete in Beirut mehrere ranghohe Hisbollah-Kommandeure und zerstörte tausende Raketenabschussrampen im Südlibanon. Trotz der massiven Angriffe verstärkte die Hisbollah ihre Reaktionen und bombardierte am Montag fünf israelische Ziele.

Unabhängig davon führten Explosionen von hunderten Pagern und Walkie-Talkies der Hisbollah zu weiteren Spannungen. Die Hisbollah beschuldigte Israel, für diese Explosionen verantwortlich zu sein, bei denen 39 Menschen starben.

Die UN-Beobachtermission Unifil warnte eindringlich vor einer weiteren Eskalation. "Diese gefährliche Lage könnte verheerende Folgen für die Region haben," hieß es in einer Erklärung. Auch der Iran kritisierte die israelischen Angriffe scharf. "Diese wahnsinnigen Aktionen stellen eine ernste Bedrohung für den regionalen Frieden dar,"warnte der iranische Präsident Massud Peseschkian.

Libanons Regierungschef Nadschib Mikati beschuldigte Israel, einen "Zerstörungsplan" für sein Land zu verfolgen. "Dieser Plan zielt darauf ab, unsere Dörfer und Städte zu vernichten," sagte Mikati bei einer Kabinettssitzung und rief die Vereinten Nationen zur Intervention auf.

Die Eskalation des Konflikts wird voraussichtlich auch bei der UN-Generaldebatte in New York am Dienstag eines der zentralen Themen sein. Die Bundesregierung rief zur Deeskalation auf. "Es bedarf dringend konkreter Schritte zur Beruhigung der Lage," sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes. Auch Russland äußerte sich besorgt über eine mögliche Eskalation.

OZD / ©AFP

OZD-Kommentar:

Die Region am Rande eines neuen Krieges?
Die Ausweitung der israelischen Angriffe auf die Hisbollah im Libanon und die damit verbundenen Opferzahlen zeigen, wie explosiv die Situation im Nahen Osten ist. Der Konflikt könnte nicht nur den Libanon, sondern die gesamte Region destabilisieren. Die Rolle des Iran, der die Hisbollah unterstützt, sowie die Spannungen mit Israel könnten zu einem breiteren regionalen Konflikt führen. Inmitten dieser Eskalation wirken internationale Aufrufe zur Deeskalation fast hilflos. Israels Ziel, die Hisbollah nachhaltig zu schwächen, könnte kurzfristig erfolgreich sein, aber die langfristigen Folgen sind schwer abzuschätzen.

OZD-Prognose:

In den nächsten Wochen könnte der Konflikt weiter eskalieren, insbesondere wenn es der Hisbollah gelingt, weitere Vergeltungsmaßnahmen gegen Israel durchzuführen. Internationale Vermittlungsversuche durch die UN und andere Akteure wie Russland und die EU werden entscheidend sein, um eine weitere Eskalation zu verhindern. Es ist jedoch auch denkbar, dass Israel seine militärischen Ziele weiter verfolgt, um die Hisbollah entscheidend zu schwächen.

Biographien und Erklärungen:

Wer ist Benjamin Netanjahu?
Benjamin Netanjahu ist der amtierende Ministerpräsident Israels und eine zentrale Figur in der israelischen Politik. Er war bereits mehrfach Ministerpräsident und verfolgt eine Politik der harten Hand gegenüber Israel feindlich gesinnten Milizen wie der Hisbollah. 

Was ist die Hisbollah?
Die Hisbollah ist eine pro-iranische, radikalislamische Miliz im Libanon, die als Terrororganisation von zahlreichen westlichen Staaten, darunter die USA, Großbritannien und Deutschland, eingestuft wird. Sie verfügt über eine eigene militärische Infrastruktur und führt regelmäßig Angriffe gegen Israel durch. Hisbollah – Wikipedia-Seite

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Foto:  Rabih Daher / AFP