Im kommenden Jahr wird die AfD erstmals mit einer Kanzlerkandidatin in die Bundestagswahl gehen. Wie die Partei am Freitag mitteilte, haben sich die beiden Parteichefs Alice Weidel und Tino Chrupalla darauf verständigt, Weidel als Kandidatin ins Rennen zu schicken. Im Dezember soll sie dem Bundesvorstand offiziell vorgeschlagen werden, im März 2025 erfolgt die Wahl auf einem Parteitag.
Alice Weidel, seit Juni 2022 Co-Vorsitzende der Partei, gilt seit Längerem als Favoritin für diese Rolle. Die 45-jährige Volkswirtin ist seit 2017 Fraktionsvorsitzende im Bundestag und hat sich in der Partei besonders mit den Themen Migration und Innere Sicherheit profiliert. "Wir wollen regieren - erst im Osten, dann im Westen, dann im Bund", sagte Tino Chrupalla auf dem Parteitag im Juni.
Nach den Zugewinnen bei den Landtagswahlen in Ostdeutschland ist die AfD weiter im Aufwind. In aktuellen Umfragen liegt die Partei bei 17 bis 20 Prozent, was sie hinter die Union auf den zweiten Platz bringt. Weidel betonte jüngst, dass sie aus diesem Rückenwind einen Anspruch auf Regierungsbeteiligung ableite. Doch realistisch betrachtet fehlen der AfD die Koalitionspartner: Alle im Bundestag vertretenen Parteien haben eine Zusammenarbeit mit der AfD kategorisch ausgeschlossen.
Die offen homosexuelle Weidel, die mit ihrer Partnerin zwei Söhne großzieht, ist eine Ausnahmeerscheinung in der AfD. Sie lehnt jedoch das Label "queer" für sich ab und bleibt innerhalb der Partei vor allem als Vertreterin einer harten Linie in der Migrationspolitik bekannt.
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OZD-Kommentar:
Eine Kanzlerkandidatur ohne realistische Regierungsoption
Die Entscheidung, Alice Weidel als Kanzlerkandidatin aufzustellen, signalisiert den Machtanspruch der AfD. Doch trotz steigender Umfragewerte fehlen der Partei derzeit die nötigen Koalitionspartner. Auch wenn Weidel betont, die AfD habe eine Regierungsbeteiligung verdient, steht sie vor einer politischen Isolation im Bundestag. Es bleibt fraglich, ob die AfD in naher Zukunft tatsächlich in der Lage sein wird, eine relevante politische Rolle im Bund zu spielen.
In den kommenden Monaten wird es spannend zu beobachten sein, wie die anderen Parteien auf Weidels Kandidatur reagieren und ob die AfD weiterhin von ihren Erfolgen im Osten profitieren kann.
Biographien und Erklärungen:
Wer ist Alice Weidel?
Alice
Weidel ist Co-Vorsitzende der AfD und seit 2017 Fraktionsvorsitzende im
Bundestag. Die promovierte Volkswirtin trat 2013 in die AfD ein und ist
besonders für ihre Positionen in der Migrationspolitik bekannt.
Offizielle Webseite: AfD-Bundestagsfraktion.
Was ist die AfD?
Die
Alternative für Deutschland (AfD) wurde 2013 gegründet und vertritt vor
allem national-konservative Positionen.