Die europäische Organisation für Kernforschung (Cern) trennt sich von rund 500 Forschern, die Verbindungen zu russischen Instituten haben. Grund dafür ist der Entschluss des Cern, die Zusammenarbeit mit Russland und Belarus im Zuge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine zu beenden. Die betroffenen Wissenschaftler müssen ab dem 30. November ihre Kooperation einstellen, wie ein Cern-Sprecher bestätigte.
Bereits im Juni 2022 hatte das Cern nach dem Beginn des Krieges die Entscheidung getroffen, die Zusammenarbeit mit den beiden Ländern auslaufen zu lassen. Diese wurde im Dezember 2023 endgültig bestätigt. Die 15 belarussischen Forscher hatten ihre Arbeit bereits im Juni 2024 beenden müssen, nachdem der Vertrag mit Belarus ausgelaufen war.
Ein erheblicher Teil des Cern-Budgets stammte bisher aus Russland. Mit dem Auslaufen der Kooperation verliert das Cern einen Beitragszahler, der etwa 4,5 Prozent des Gesamtbudgets stellte. Die Organisation betonte jedoch, dass andere Mitgliedstaaten diese Lücke auffangen werden.
Der Beschluss betrifft Wissenschaftler, die bisher an einem globalen Netzwerk von 17.000 Forschern beteiligt waren, das Experimente und Datenauswertungen für das Cern durchführte. Forscher russischer Nationalität, die außerhalb Russlands arbeiten, sind von dem Kooperationsstopp jedoch nicht betroffen. Einige von ihnen, etwa 90 Forscher, haben ihre Arbeitsplätze bereits an andere Institute verlegt, um weiterhin mit dem Cern kooperieren zu können.
Ein Ausnahmefall bleibt das international ausgerichtete Vereinigte Institut für Kernforschung (JINR) in Dubna, das nicht vom Kooperationsstopp betroffen ist.
OZD-Kommentar:
Cern stoppt Kooperation mit Russland – Was bedeutet das für die Wissenschaft?
Die Entscheidung des Cern, die Zusammenarbeit mit Russland und Belarus einzustellen, hat weitreichende Konsequenzen für die internationale Forschung. Während sich das Cern auf die Unterstützung anderer Mitgliedsstaaten verlassen kann, verlieren die betroffenen Wissenschaftler wertvolle Ressourcen und die Möglichkeit, an einem der größten Forschungsprojekte der Welt mitzuwirken. Auch wenn 90 russische Forscher ihre Arbeit durch die Verlagerung von Instituten fortsetzen können, ist die wissenschaftliche Isolation eines Landes wie Russland langfristig ein Rückschlag für die globale Forschungsgemeinschaft.
In den kommenden Wochen bleibt abzuwarten, wie Russland auf diese Maßnahme reagiert und welche Alternativen es für die betroffenen Wissenschaftler gibt. Zudem könnte die Finanzierung der internationalen Projekte bei Cern unter einem stärkeren Druck stehen, da die verbleibenden Mitgliedsstaaten mehr Verantwortung übernehmen müssen.
Biographien und Erklärungen:
Wer ist das Cern?
Das
Cern (Conseil Européen pour la Recherche Nucléaire) ist die größte
Forschungseinrichtung für Teilchenphysik weltweit und betreibt den Large
Hadron Collider (LHC), den größten Teilchenbeschleuniger der Welt. Das
Cern hat seinen Sitz in der Nähe von Genf, Schweiz. Cern Website
Was ist das Vereinigte Institut für Kernforschung (JINR)?
Das
JINR ist ein internationales Forschungsinstitut für Kernforschung mit
Sitz in Dubna, Russland. Es wurde 1956 gegründet und arbeitet mit vielen
Ländern zusammen, darunter auch Mitglieder des Cern. JINR Website
Hinweise:
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP