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Historischer Schritt: Großbritannien sagt der Kohle endgültig Lebewohl

Mit der Schließung des Kohlekraftwerks Ratcliffe-on-Soar ist Großbritannien das erste G7-Land, das vollständig aus der Kohlekraft aussteigt. Das Land plant bis 2030, seinen gesamten Strom CO2-frei zu erzeugen.

Großbritannien schreibt Energiegeschichte: Mit der Schließung des letzten Kohlekraftwerks Ratcliffe-on-Soar verabschiedet sich das Land als erstes der großen Industrienationen (G7) endgültig von der Kohlekraft. Am Montag wird das Kraftwerk, das in den vergangenen Jahren nur noch als Reserve diente, offiziell vom Netz genommen.

Das 1967 in Betrieb genommene Werk, betrieben vom deutschen Energiekonzern Uniper, versorgte einst rund zwei Millionen Haushalte mit Strom. Zuletzt arbeiteten noch 350 Menschen im Kraftwerk, die nun teils in andere Bereiche des Unternehmens wechseln oder die Firma verlassen. Der Abriss des Werkes wird bis 2030 dauern. Uniper plant, auf dem Gelände ein Zentrum für CO2-freie Technologie zu errichten.

Das Kohle-Zeitalter in Großbritannien reicht bis ins Jahr 1882 zurück, als das weltweit erste Kohlekraftwerk in London in Betrieb ging. Im 20. Jahrhundert war Kohle die dominierende Energiequelle des Landes: Selbst in den 1980er Jahren stammten noch 70 Prozent des Stroms aus Kohle. Doch der Abschied von diesem fossilen Brennstoff war unvermeidlich. Der britische Energieexperte Tony Bosworth von Friends of the Earth sagte: "Kohle war für mehr als ein Jahrhundert das Rückgrat der Energieerzeugung im Vereinigten Königreich, doch nun ist ihr Platz in den Geschichtsbüchern."

Großbritannien will bis 2030 seinen gesamten Strom CO2-frei erzeugen. Erdgas, das 2022 noch ein Drittel des Energiemixes ausmachte, soll ebenfalls schrittweise ersetzt werden. Die britische Regierung investiert stark in erneuerbare Energien, insbesondere in Offshore-Windkraft, Gezeitenkraftwerke und Atomkraft.

Mit dem Kohleausstieg steht Großbritannien allein unter den G7-Ländern. Italien strebt den Ausstieg 2024 an, Frankreich für 2027. Kanada will 2030 soweit sein, während Deutschland den Kohleausstieg für 2038 plant. Japan und die USA haben bisher keine festen Ausstiegsdaten gesetzt.

OZD / ©AFP

OZD-Kommentar:

Ein Vorbild für den Kohleausstieg– aber ist es genug?

Großbritannien geht mutig voran und setzt als erstes G7-Land einen klaren Schlussstrich unter das Kapitel Kohle. Dieser historische Schritt verdient Anerkennung, insbesondere in einem Land, das durch die Kohle das Rückgrat seiner industriellen Revolution aufgebaut hat. Doch die Zeit drängt: Der Umstieg auf eine CO2-freie Stromerzeugung ist nur ein Teil des Puzzles, das Problem der fossilen Brennstoffe ist damit nicht gelöst.

Während Großbritannien richtigerweise den Fokus auf erneuerbare Energien legt, bleibt die Abhängigkeit von Erdgas bestehen – ein fossiler Brennstoff, dessen Emissionen ebenfalls gravierend sind. Um die ehrgeizigen Klimaziele zu erreichen, muss der Ausbau alternativer Energien noch schneller vorangetrieben werden. Die Frage bleibt, ob andere Länder dem britischen Beispiel folgen werden und wie schnell die notwendigen Schritte umgesetzt werden können.


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Biographien und Erklärungen:

Wer ist Tony Bosworth?
Tony Bosworth ist Energieexperte bei der Umweltorganisation Friends of the Earth. Seine Arbeit fokussiert sich auf die Analyse der Energiepolitik und die Förderung nachhaltiger Energiequellen. Mehr über Friends of the Earth hier.

Was ist Uniper?
Uniper ist ein internationaler Energiekonzern mit Sitz in Düsseldorf. Das Unternehmen ist für den Betrieb des Kohlekraftwerks Ratcliffe-on-Soar verantwortlich. Uniper offizielle Webseite.

Hinweise:

Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild: AFP