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Lauterbach wirbt für die digitale Zukunft: Die elektronische Patientenakte kommt

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat die neue elektronische Patientenakte (ePA) als großen Schritt in die digitale Zukunft des Gesundheitssystems angepriesen. Ab 2025 wird sie für alle gesetzlich Versicherten eingeführt, mit dem Ziel einer besseren, effizienteren Versorgung.

undert Tage vor der Einführung der neuen elektronischen Patientenakte (ePA) startete Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach am Montag eine breit angelegte Informationskampagne. Mit der neuen ePA soll die Versorgung von Patientinnen und Patienten verbessert und bürokratische Hürden abgebaut werden. "Oft fehlen bei der Behandlung wichtige Informationen wie Befunde", erklärte Lauterbach. "Die elektronische Patientenakte löst das Problem, weil dann alle Befunde vorliegen."

Laut Lauterbach, der von einem "großen Tag für die Digitalisierung in unserem Gesundheitssystem" sprach, werde die ePA auch dazu beitragen, Behandlungsfehler zu reduzieren. Bisher nutzen nur wenige Versicherte die seit Anfang 2021 verfügbare freiwillige elektronische Akte. Das soll sich ab 2025 ändern, wenn die ePA für alle gesetzlich Versicherten zum Standard wird – mit der Option, dem zu widersprechen.

Die neue elektronische Patientenakte wird am 15. Januar 2025 zunächst in Modellregionen eingeführt und vier Wochen später bundesweit verfügbar sein. Um die Bevölkerung aufzuklären, startet eine große Informationskampagne mit Spots im Fernsehen, Internet und Radio sowie einem Infomobil, das durch Deutschland touren wird. "Wir wollen viele Menschen erreichen", so Lauterbach.

Besonders wichtig sei der Datenschutz, betonte Lauterbach. Patientinnen und Patienten behalten jederzeit die Kontrolle über ihre Gesundheitsdaten und können den Zugriff zeitlich und inhaltlich einschränken. Auch Doris Pfeiffer, Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbandes, versicherte: "Jeder behält dauerhaft die Hoheit über seine Gesundheitsdaten."

Der Deutsche Hausärzteverband sieht in der ePA "große Chancen", die Versorgung zu verbessern und Praxen zu entlasten. "Ganz entscheidend" sei jedoch, dass die Technik verlässlich funktioniere, sagte Verbandschef Markus Beier.

Kritische Stimmen kommen vom Sozialverband VdK und der Deutschen Stiftung Patientenschutz. VdK-Präsidentin Verena Bentele warnte vor Problemen beim Anmeldeprozess und der Barrierefreiheit der Apps. Eugen Brysch von der Stiftung Patientenschutz bemängelte, dass Chronisch Kranke und Pflegebedürftige nicht ausreichend von der ePA profitieren könnten, da nicht alle Altbefunde automatisch erfasst werden.

OZD / ©AFP

OZD-Kommentar:

Die elektronische Patientenakte: Der große Durchbruch oder nur ein digitaler Papiertiger?

Die elektronische Patientenakte bietet zweifellos Chancen, das Gesundheitssystem effizienter und transparenter zu gestalten. Doch die Fragen, die Kritiker aufwerfen, dürfen nicht unbeachtet bleiben. Der Anmeldeprozess, die Barrierefreiheit und die Integration älterer Patientengruppen müssen genau geprüft werden, wenn das Projekt erfolgreich sein soll. Wenn die digitale Gesundheitsakte nur für eine technikaffine Minderheit funktioniert, bleibt das große Potenzial ungenutzt.

Für den Erfolg der ePA wird entscheidend sein, wie gut sie in der Praxis funktioniert und ob die Versicherten Vertrauen in das System haben. Vor allem der Datenschutz und die einfache Handhabung werden über den Erfolg der neuen Technologie entscheiden. Es bleibt abzuwarten, ob die angekündigten Informationskampagnen ausreichend sind, um Skeptiker zu überzeugen.

Biographien und Erklärungen:

Wer ist Karl Lauterbach?
Karl Lauterbach ist seit Dezember 2021 Bundesminister für Gesundheit und Mitglied der SPD. Er ist bekannt für seine Expertise im Bereich Epidemiologie und Gesundheitsökonomie.

Was ist die elektronische Patientenakte (ePA)?
Die elektronische Patientenakte (ePA) ist eine digitale Lösung zur Speicherung und Verwaltung von Gesundheitsdaten. Sie ermöglicht den Zugang zu medizinischen Befunden und Behandlungsunterlagen und soll die Effizienz im Gesundheitssystem steigern. W

Hinweise:
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild ©  AFP