Die Zahl der Kindeswohlgefährdungen in Deutschland hat im Jahr 2023 einen neuen Höchststand erreicht. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, stellten die Jugendämter bei mindestens 63.700 Kindern oder Jugendlichen eine Gefährdung durch Vernachlässigung, psychische, körperliche oder sexuelle Gewalt fest. Dies stellt einen Anstieg von rund 1.400 Fällen oder 2 % im Vergleich zum Vorjahr dar. Aufgrund fehlender Daten aus mehreren Jugendämtern wird jedoch ein tatsächlicher Anstieg von bis zu 8 % auf schätzungsweise 67.300 Fälle angenommen.
Die betroffenen Kinder waren im Schnitt etwa 8,2 Jahre alt. Die Mehrheit der Gefährdungen (73 %) ging hauptsächlich von einem Elternteil aus. Bei den 63.700 Meldungen wurde festgestellt, dass die häufigsten Gründe für Kindeswohlgefährdungen in der Vernachlässigung (58 %) sowie psychischen Misshandlungen (36 %) lagen. In 27 % der Fälle wurden Hinweise auf körperliche Misshandlungen festgestellt, und 6 % der Meldungen betrafen sexuelle Gewalt.
Ein erheblicher Anteil der betroffenen Kinder wuchs bei alleinerziehenden Elternteilen (39 %) oder beiden Eltern gemeinsam (38 %) auf. 31 % der Fälle betrafen Familien mit einem oder mehreren ausländischen Elternteilen, deren vorrangig gesprochene Familiensprache nicht Deutsch war.
Die Jugendämter berichteten, dass ein Teil der Kinder bereits Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe in Anspruch genommen hatte. In etwa einem Viertel der Fälle (27 %) gab es innerhalb des Jahres bereits eine Meldung zu dem betroffenen Kind.
In 73 % der Fälle ging die Gefährdung hauptsächlich von Mutter oder Vater aus. Weitere 4 % betrafen Stiefelternteile, und in 6 % der Fälle war die Gefährdung auf eine andere Person zurückzuführen, wie etwa einen Trainer oder eine Erzieherin.
Die Mehrheit der Hinweise auf Kindeswohlgefährdungen kam von Polizei und Justiz (31 %), während 22 % aus der Bevölkerung stammten. Etwa 30 % aller Hinweismeldungen führten zu einer Bestätigung des Verdachts auf Kindeswohlgefährdung durch die Jugendämter. Besonders auffällig ist, dass die Selbstmeldungen von Kindern und Jugendlichen die zuverlässigsten Hinweise lieferten, mit einer Bestätigungsquote von 60 %, die doppelt so hoch ist wie der Durchschnitt.
OZD / Statistisches Bundesamt
OZD-Kommentar:
Alarmierende Situation für unsere Kinder
Die stark steigenden Zahlen von Kindeswohlgefährdungen sind ein alarmierendes Zeichen, dass wir als Gesellschaft handeln müssen. Es ist nicht nur ein statistisches Problem, sondern ein ernsthaftes gesellschaftliches Versagen, das die Zukunft unserer Kinder gefährdet.
OZD-Prognose:
In den kommenden Wochen wird die Thematik der Kindeswohlgefährdungen zunehmend in den Medien und der politischen Diskussion an Bedeutung gewinnen. Es ist zu erwarten, dass verstärkt Maßnahmen zur Verbesserung des Kinderschutzes und zur Entlastung der Jugendämter gefordert werden.
Biographien und Erklärungen:
Wer ist das Statistische Bundesamt?
Das Statistische Bundesamt (Destatis) ist die zentrale Statistikbehörde Deutschlands. Es erhebt, verarbeitet und veröffentlicht Daten, die für die öffentliche Verwaltung, Wissenschaft und Gesellschaft von Bedeutung sind. StatistischesBundesamt Website.
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