Die Meere unserer Erde erwärmen sich schneller denn je. Laut dem neuesten Bericht des EU-Erdbeobachtungsprogramms Copernicus hat sich das Tempo der Erwärmung seit dem Jahr 2005 fast verdoppelt. Die langfristige Rate der Erwärmung stieg von 0,58 Watt pro Quadratmeter auf 1,05 Watt pro Quadratmeter, wie der am Montag veröffentlichte Bericht zum Zustand der Meere offenlegt.
Rekord-Temperaturen und marine Hitzewellen
Die
Ozeanografin Karina von Schuckmann, die an dem Bericht mitgearbeitet
hat, erklärt, dass die Meereserwärmung als ein direkter Indikator für
die globale Erwärmung angesehen werden kann. Seit den 1960er Jahren
haben sich die Meere kontinuierlich erwärmt, doch in den letzten zwei
Jahrzehnten hat sich das Tempo dieser Erwärmung signifikant
beschleunigt.
Der Bericht beschreibt auch einen nie dagewesenen Rückgang des Meereises sowie einen deutlichen Anstieg der im Ozean gespeicherten Wärme. Im Jahr 2023 erlebten mehr als 20 Prozent der weltweiten Meeresoberflächen eine schwere oder extreme Hitzewelle. Diese Hitzewellen dauerten nicht nur länger als in der Vergangenheit, sie reichten auch bis in tiefere Gewässer: So wurde eine marine Hitzewelle im Mittelmeer bis in 1500 Meter Tiefe gemessen.
Marine Hitzewellen – ein Risiko für das Ökosystem
Die
Auswirkungen dieser Hitzewellen auf marine Ökosysteme sind verheerend.
Sie stören das empfindliche Gleichgewicht der Nährstoffe im Ozean und
haben negative Folgen für die Fischerei. "Die Erwärmung der Ozeane
beeinflusst das gesamte Ökosystem", betonte von Schuckmann. Wärmere
Gewässer führen zudem zu intensiveren Stürmen und anderen extremen
Wetterphänomenen.
Besonders alarmierend ist der Zustand in der Barentssee, wo der Meeresboden sich offenbar in einer permanenten marinen Hitzewelle befindet. Die Folgen dieser Erwärmung werden weltweit zu spüren sein, denn die Ozeane bedecken rund 70 Prozent der Erdoberfläche und spielen eine entscheidende Rolle als Klimaregulator. Sie speichern Kohlendioxid und entziehen so der Atmosphäre schädliche Treibhausgase.
OZD-Kommentar:
Die dramatischen Konsequenzen der Meereserwärmung
Der Copernicus-Bericht verdeutlicht die dramatischen Veränderungen, die die Ozeane derzeit durchmachen. Die Erwärmung der Meere ist nicht nur eine Folge des Klimawandels, sie beschleunigt diesen auch durch den Verlust wichtiger Klimaregulatoren wie dem Meereis. Die marinen Hitzewellen gefährden nicht nur die Ökosysteme, sondern haben auch direkte Auswirkungen auf die Menschen – von heftigeren Stürmen bis zu Einbrüchen in der Fischerei.
Die Geschwindigkeit, mit der sich die Ozeane erwärmen, ist besorgniserregend. Wenn die Menschheit nicht entschlossener gegen die Ursachen des Klimawandels vorgeht, werden die Folgen unkontrollierbar. Der Bericht sollte als Weckruf dienen, um den Schutz der Ozeane global stärker in den Fokus zu rücken.
In den kommenden Jahren wird sich zeigen, ob die internationale Gemeinschaft entschlossen genug handelt, um die Geschwindigkeit der Erwärmung zu verlangsamen und die Schäden einzudämmen.
ozd
Biographien und Erklärungen:
Wer ist Karina von Schuckmann?
Karina
von Schuckmann ist eine Ozeanografin, die an den Untersuchungen und
Berichten des EU-Erdbeobachtungsprogramms Copernicus mitgearbeitet hat.
Sie ist eine Expertin für die Analyse der globalen Erwärmung und deren
Auswirkungen auf die Weltmeere.
Was ist Copernicus?
Das
Copernicus-Programm ist das Erdbeobachtungsprogramm der Europäischen
Union. Es liefert präzise, zeitnahe und leicht zugängliche
Informationen, um die Umwelt zu überwachen und den Klimawandel zu
verstehen. Weitere Informationen finden Sie auf der Copernicus-Website.
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Titelbild c AFP