Zum Inhalt springen
OZD.news - News und Nachrichten zum Nachschlagen

Opposition empört 1000-Euro-Prämie für neue Jobs: Ampel-Regierung unter Beschuss

Die Bundesregierung plant eine Prämie von 1000 Euro für Bürgergeldempfänger, die einen sozialversicherungspflichtigen Job annehmen und mindestens ein Jahr halten. Während das Kabinett den Vorstoß lobt, regt sich starker Widerstand aus den Reihen der Opposition und Koalition.

Die Bundesregierung hat eine neue Initiative beschlossen, um die Integration von Langzeitarbeitslosen in den Arbeitsmarkt zu fördern. Bürgergeldempfänger und -empfängerinnen, die einen sozialversicherungspflichtigen Job antreten und mindestens ein Jahr lang behalten, sollen eine Prämie von 1000 Euro erhalten. Dies teilte das Bundeswirtschaftsministerium am Samstag mit. Der Kabinettsbeschluss ist Teil des Gesetzes zur Modernisierung der Arbeitslosenversicherung und Arbeitsförderung.

Mit dieser Prämie wolle man, so das Wirtschaftsministerium, die Aufnahme von regulären, dauerhaften Beschäftigungsverhältnissen stärken. "Langzeitarbeitslose sollen damit die staatliche Grundsicherung tatsächlich überwinden und verlassen können," erklärte das Ministerium. Außerdem solle ein früher Rückfall in das Sozialsystem verhindert werden.

Ein zentrales Ziel der Prämie sei es, den Effekt der sogenannten Transferentzugsraten auszugleichen. Häufig ist die Aufnahme einer gering bezahlten Beschäftigung für Bürgergeldempfänger durch Abzüge beim Bürgergeld, Kinderzuschlag und Wohngeld unattraktiv. "Die Prämie weist hier einen Ausweg," heißt es in der Stellungnahme des Ministeriums. Der Staat würde zudem durch eingesparte Leistungen und zusätzliche Steuer- und Beitragseinnahmen profitieren.

In der öffentlichen Diskussion stieß die Prämie auf gemischte Reaktionen. Der Grünen-Politiker Frank Bsirske äußerte sich kritisch: "Die allermeisten Menschen im Bürgergeld nehmen sowieso einen Job an, wenn sie die Chance dazu haben." Auch der FDP-Haushaltspolitiker Frank Schäffler lehnt das Vorhaben ab: "Das Vorhaben ist ein Unding. Die Ausgaben explodieren ja jetzt schon." Besonders scharf äußerte sich der CSU-Generalsekretär Martin Huber: "Die 1000-Euro-Prämie ist blanker Hohn für diejenigen, die seit Jahren ihren Job machen."

Die Prämie, deren Ursprung auf das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit zurückgeht, ist ein gemeinsames Vorhaben der Ampel-Koalition. Wirtschaftsminister Robert Habeck betonte, dass die Bundesregierung auf Erkenntnisse der Arbeitsmarktforschung reagiere. Dennoch zeigt sich, dass der Vorschlag, der ursprünglich als Teil der Wachstumsinitiative ins Leben gerufen wurde, innerhalb der politischen Landschaft heftig umstritten ist.

OZD / ©AFP

OZD-Kommentar:
Förderung oder Fehlanreiz?
Die Einführung der 1000-Euro-Prämie für Bürgergeldempfänger, die einen Job aufnehmen, ist eine gut gemeinte Initiative, die jedoch stark polarisiert. Kritiker werfen der Regierung vor, soziale Spannungen zu verschärfen, indem Menschen, die bereits lange im Arbeitsmarkt integriert sind, benachteiligt werden. Die Frage bleibt, ob solche Prämien den gewünschten Effekt erzielen oder lediglich kurzfristige Anreize setzen, ohne das zugrunde liegende Problem der Langzeitarbeitslosigkeit langfristig zu lösen. Es bedarf umfassenderer Reformen, um die Balance zwischen fairer Förderung und nachhaltiger Beschäftigungsintegration zu finden.

OZD-Prognose:
Sollte die Prämie in ihrer aktuellen Form umgesetzt werden, ist mit weiteren hitzigen Debatten im Bundestag zu rechnen. Vor allem die Opposition wird den sozialen Aspekt dieser Maßnahme kritisch hinterfragen. Gleichzeitig bleibt abzuwarten, ob die Maßnahme bei Bürgergeldempfängern wirklich den gewünschten Effekt erzielt oder lediglich kurzfristig Arbeitsverhältnisse schafft, die langfristig instabil bleiben.

Biographien und Erklärungen:
Wer ist Frank Bsirske?
Frank Bsirske ist ein deutscher Politiker und Gewerkschafter, der für die Partei Bündnis 90/Die Grünen im Bundestag sitzt. Er ist bekannt für seine Expertise in Sozialpolitik und war von 2001 bis 2019 Vorsitzender der Gewerkschaft ver.di.
Offizielle Website: verdi.de

Wer ist Martin Huber?
Martin Huber ist ein deutscher Politiker und Generalsekretär der Christlich-Sozialen Union (CSU). Er vertritt häufig konservative Positionen und kritisiert soziale Reformen, die seiner Meinung nach den Mittelstand benachteiligen.
Offizielle Website: csu.de

Was ist das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB)?
Das IAB ist eine Forschungseinrichtung der Bundesagentur für Arbeit, die sich mit Fragen des Arbeitsmarkts und der Berufsforschung beschäftigt. Es liefert wissenschaftliche Grundlagen für arbeitsmarktpolitische Entscheidungen in Deutschland.
Offizielle Website: iab.de

Hinweise:
Alle Angaben ohne Gewähr. Bitte empfehlen Sie uns oder diesen Artikel weiter. OZD-News und Nachrichten zum Nachschlagen ohne Paywall!

Foto:  Ina Fassbender / AFP

NEU und für immer kostenlos für die ersten 10.000 Abos: